Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)
hat. Ich bin mir sicher, dass sie ziemlich sauer wäre, wenn sie hier neben mir säße und mitbekäme, welche Schimpfwörter ihr an den Kopf geworfen werden: Schlampe, Flittchen, Hure und so weiter. Ich bekomme haufenweise Facebook-Post von Leuten, die ziemlich verletzende Kommentare abgeben, und ich weiß, dass unser Assistent Camden Clark, der die H OUSE OF N IGHT -Facebook- und -Myspace-Seiten pflegt und sich um die E-Mails kümmert, Zoey immer wieder verteidigen muss. (Ich muss jedoch sagen, dass es in den ersten Romanen auf jeden Fall besser für Zoey gewesen wäre, wenn die Jungs in ihrem Leben voneinander gewusst hätten. Diese ganze Sache mit der Unehrlichkeit geht ja eigentlich nie gut.) Meine Mom und ich werden oft gefragt, wann wir sie endlich mit dem einen Kerl zusammenbringen werden, mit dem sie dann auf immer und ewig und ewig zusammen sein wird. Ich kann nur sagen, dass das noch eine ganze Weile dauern kann. Sie ist noch ein Teenager und es ist nicht gesund, wenn Mädchen sich in jungen Jahren ganz und gar auf einen Kerl einschießen. Sie sollten sich nicht monate-, wochen- oder auch nur tagelang über Jungs den Kopf zerbrechen, die sie in fünf Jahren wahrscheinlich vergessen haben werden. Aber, wenn Zoey einmal reif und erfahren sein wird und mit sich selbst im Reinen ist, dann wird sie sich für einen einzigen entscheiden … vielleicht.
Ich sage das auch, weil sich Zoey in der Vampyrgesellschaft des H OUSE OF N IGHT nicht für einen festen Partner für das ganze Leben entscheiden muss, wenn sie nicht wirklich will. Als Hohepriesterin darf sie einen menschlichen Gefährten, einen Krieger, einen festen Vampyrfreund oder auch zwei oder alle drei von ihnen gleichzeitig an ihrer Seite haben. In unserer matriarchalisch geprägten Vampyrgesellschaft wird die Tradition, gleichzeitig mehrere Partner haben zu können, seit Hunderten von Jahren gepflegt und ist völlig normal!
Vollkommen schockierend, ich weiß, aber mehrere gleichzeitige Partnerschaften zu haben und das „normal“ zu finden, ist eigentlich gar kein verrücktes neues Konzept, das wir für die Romanreihe entwickelt haben. Die meisten Menschen kennen den Begriff „Polygamie“: Ein Mann hat mehrere Frauen oder eine Frau mehrere Männer. Er wird jedoch oft mit dem Wort „Polygynie“ durcheinandergeworfen, das sich nur auf Männer bezieht, die mehr als eine Ehefrau haben. Polygynie gibt es schon seit vielen Jahrhunderten, in zahlreichen Kulturen und sie kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Zu den Faktoren, die zur Entstehung von Polygynie führten, gehörten Gesellschaften mit einem deutlich höheren Anteil an Frauen ebenso wie praktische Erwägungen für den Haushalt (Frauen in polygynen Ehen können Aufgaben unter sich aufteilen, und es ist förderlich für die Kinder, wenn sie zusätzliche Eltern haben) und natürlich rein egoistische Gründe.
Vor der Kolonialisierung durch die Christen war die Polygynie in vielen afrikanischen Kulturen vollständig akzeptierte Praxis. (Und in vielen Ländern Afrikas ist sie auch heute noch verbreitet, auch wenn die Akzeptanz nicht mehr 100 Prozent beträgt. Jacob Zuma, der 2009 in Südafrika zum Präsidenten gewählt wurde, wurde heftig dafür kritisiert, dass er drei Frauen hatte.)
In Regionen wie dem Westen Kenias galt es als Statussymbol, wenn ein Mann viele Frauen und Kinder hatte, und es konnten so viele sein, wie er es sich leisten konnte. Männer mussten für jede Frau eine Mitgift zahlen. Je mehr Frauen ein Mann also hatte, umso deutlicher stellte er seinen Reichtum vor dem ganzen Dorf heraus. Ganz in der Tradition seines Landes hat der derzeitige König von Swasiland, Mswati III., vierzehn Frauen und dreiundzwanzig Kinder. Aber glaubt nicht, das sei enorm, denn als sein Vater Sobhuza II. starb, hatte dieser siebzig Frauen und über tausend Kinder um sich geschart.
Polygyne Ehen liefen zu Anfang für gewöhnlich so ab, wie wir uns heute eine „normale“ heterosexuelle Ehe zwischen Mann und Frau vorstellen. Die erste Frau half ihrem Mann eine zweite Frau zu finden, wenn sie älter wurde und/oder Hilfe bei der Feldarbeit, beim Erziehen der Kinder oder schlicht bei der Fürsorge für ihren Mann brauchte. Auch wenn der Mann diese Entscheidung alleine treffen konnte, so musste er doch die erste Frau zuvor um Rat bitten, was sie vom Ruf der Familie der neuen Frau, von ihrer Schönheit, ihrer Einstellung, ihrem Charakter und ihrer Körperkraft hielt. Die Position der ersten Frau wurde immer
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