Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)

nicht überdauert haben, so zeigen sie sich doch in der Mythologie vieler Völker. Die Prinzessin Draupadi (die unter zahlreichen Namen bekannt ist, darunter Panchali, Parsati und Yognyaseni) heiratet fünf Brüder, auch die fünf Pandavas genannt. Diese Brüder sind nicht nur ihre Ehemänner, sondern auch ihre Bodyguards (oder Wächter!), die sie vor allem und jeden beschützen sollen, der ihr Leid zufügen will. Als Draupadi entführt wird, eilen sie ihr sofort zu Hilfe, als sie davon erfahren. Draupadi ist fantastisch. Es wird berichtet, dass sie aus dem Feuer der Rache ihres Vaters gegen seinen Feind geboren wurde, und sie ist für ihre Schönheit, ihre Intelligenz sowie ihre Entschlossenheit berühmt, in einer männlich dominierten Gesellschaft kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dieses indische Energiebündel gilt als die erste Feministin in der indischen Mythologie. Weiter so, Mädels!
    Nun zu einer Göttin, von der wir alle schon einmal gehört haben – Aphrodite. Aphrodite hatte zwölf Geliebte (wenn auch nicht alle gleichzeitig), darunter Sterbliche ebenso wie Götter. Unsere kurvenreiche Diva der Schönheit, der Verführung, der Liebe, der Freuden und der Fortpflanzung hat neben ihrem Göttergatten Hephaistos noch einen göttlichen Gefährten, Ares, den Kriegsgott. Eine der bekanntesten Mythen der Aphrodite erzählt davon, wie sie während eines Rendezvous mit Ares von Hephaistos mit einem unsichtbaren Netz eingefangen wird. Doch dieses peinliche Ereignis hat Aphrodites Image in den Augen ihrer Mitgötter und Anhänger keinesfalls geschadet, und ich glaube auch nicht, dass sie deswegen Post bekommen hat, in der die Leute sie ein Flittchen genannt hätten. Jaaa. Denkt mal darüber nach. Sie war übrigens nicht die Einzige. Viele andere griechische Göttinnen hatten mehrere Liebhaber und Ehemänner, so wie auch die Götter mehrere Geliebte und Gemahlinnen hatten.
    Doch ein polygames Leben ist nicht nur Göttern und Göttinnen oder Menschen auf der anderen Seite des großen Teichs vorbehalten, und es ist auch nicht nur eine Tradition aus alten Zeiten. Augen auf, Leute. Es passiert hier und heute. Und für den Fall, dass ihr keinen Fernseher und kein Internet habt und noch in einer Höhle lebt: Polygamie – oder zumindest Polygynie – ist schon im Unterschichten-Fernsehen angekommen, und zwar nicht gerade im frauenfreundlichsten Format.
    Von BET über HBO bis hin zu TLC 88 – das Fernsehen zeigt uns ständig Geschichten von Männern mit mehreren Partnerinnen. In Raptexten und -videos wird uns eingeredet und vorgeführt, dass man nicht nur ein nettes Auto mit extragroßen Radkappen braucht, um ein ganzer Kerl zu sein, sondern dass es auch Pflicht ist, mit so vielen Frauen wie möglich zusammen zu sein. Welche Frau fährt schließlich nicht darauf ab, einen Kerl mit großen Radkappen, unerkannten Geschlechtskrankheiten und einem Harem voller potenzieller Mamas zu haben? (Mit einer Frau ein Kind zu zeugen, ist vielleicht noch keine Ehe, aber es ist dennoch eine lebenslange Verpflichtung.)
    Big Love
auf HBO zeigt das Leben einer polygam organisierten Mormonenfamilie. Jahrelang haben die Produzenten recherchiert, um den Lebenswandel ihrer erfundenen Familie fair und vorurteilsfrei darzustellen. Die neue Serie
Sister Wives
auf TLC (die ich aufzeichne, um keine Folge zu verpassen) verfolgt die dramatische und wahre Geschichte einer Polygamistenfamilie, und wie sie damit umgeht, dass gerade eine vierte Frau ins Haus kommt.
    So wie wir durch die Nachrichten unempfindlicher gegenüber Gewalt geworden sind, so haben uns unsere Kabelsender an unfaires patriarchalisches Verhalten gewöhnt. Doch wo bleibt bitte eine moderne Form der Polyandrie? In einer Episode von
Sister Wives
geht der Ehemann Kody mit Mary, seiner ersten Frau, zur Feier ihres zwanzigsten Hochzeitstages essen. Mary kommt auf die vierte Frau, die bald zu ihrer Familie hinzustoßen soll, und auf das Thema Eifersucht zu sprechen, das sie sehr beschäftigt. Als sie ihren Ehemann fragt, wie er sich denn fühlen würde, wenn sie einem anderen Mann ihre Aufmerksamkeit schenken würde, ist Kody sichtlich empört und erwidert: „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Das macht mich schon ganz krank, auch nur daran zu denken, dass du zwei Männer oder einen Lover haben könntest. Es ist gegen Gottes Wille und wider die Natur.“ (
1st Wife‘s 20th Anniversary
, Folgen 1-5) Hm, interessant.
    Heute wird die Vielehe – so der Begriff der fundamentalistischen