Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)
besonders zur Isle of Skye, der befriedigendste, erfreulichste und produktivste Recherche-Trip von allen war. Ich hatte nicht nur meinen persönlichen Fremdenführer und Recherche-Assistenten in der Gestalt eines starken, klugen und kenntnisreichen Clanoberhaupts an meiner Seite; durch Seoras lernte ich auch noch einen weiteren netten Historiker kennen, der auch Mitglied eines Clans ist: Alan Torrance 96 mit seiner Frau Denise, die mich vor dem geballten Testosteron des Wallace-Clans rettete. Sie erzählte mir auch ihre wunderbaren Feengeschichten, von denen mich einige zu den Szenen in
Geweckt
inspiriert haben, in denen Zoey die alte Magie von Skye erlebt, die durch die Elementgeister greifbar wird. (Ich glaube manchmal ganz ehrlich, dass Denise selbst auch eine kleine Fee ist. Sie ist blond, sehr hübsch, und wenn sie kocht, ist definitiv Magie im Spiel.)
Alan und Denise begleiteten Seoras und mich sogar nach Skye und wir marschierten gemeinsam ein paar Tage lang im eisigen Dauerregen quer über die Insel. Und wisst ihr was? Es war überhaupt nicht so schrecklich, wie es sich liest. Wir haben nicht nur wirklich fabelhafte Entdeckungen gemacht wie die Ruinen von Sgiachs Burg, uralte Wäldchen, die wirkten, als kämen sie direkt aus der Anderwelt und die absolut beste Frittenbude des Universums, sondern es hat uns auch eng zusammengeschweißt. Abends haben wir im kuschelig warmen
Bed & Breakfast
gesessen und uns bei einem fabelhaften Essen Geschichten erzählt. Und auch dieser Alan hat dabei eine Legende mit mir geteilt, die ihren Weg in die H OUSE OF N IGHT -M YTHOLOGIE gefunden hat.
BEGRÄBNISRITEN
Manchmal stößt man beim Recherchieren auf winzige Details, die einen genau auf die richtige Idee bringen. Genauso war es, als Alan mir erzählte, warum eine der verfallenen Mauern, die wir gerade beim Umherstapfen auf der Isle of Skye entdeckt hatten, solch seltsam eingeritzte Kerben hatte.
Wir vier machten gerade eine Pause bei einer alten Steinmauer. Es stellte sich später heraus, dass es nicht mehr weit bis zu Sgiachs Burg war. Ich bemerkte die Kerben, als ich auf der Mauer saß und fuhr mit der Hand darüber und dachte laut, dass die Mauer sicher „kaputt“ war. Alan lächelte und meinte, ich solle mir die Risse in den Steinen doch einmal genau ansehen, und so sah ich, dass sie mit Absicht dort angebracht worden waren. Dann erzählte er mir, wie sie dorthin kamen:
Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wurde (unter König James VI.) ein Gesetz erlassen, das bestimmte Bräuche im Zusammenhang mit Begräbnissen untersagte, darunter ein Brauch, bei dem die engsten Verwandten und Freunde des Verstorbenen die Leiche auf einer Bahre über weite Strecken durch ganz Schottland getragen hatten
.
Man wechselte sich regelmäßig beim Tragen der Bahre ab, und wenn jemand eine Pause brauchte, übernahm ein anderes Clan-Mitglied die Aufgabe dieses Trägers. Die Wanderung durch das unwegsame Gelände war natürlich beschwerlich, besonders in den Highlands, also entwickelten die Stämme und Clans ein System, mit dessen Hilfe die Leute die Leiche für ein bestimmtes Stück des Weges übernahmen, meist auf dem Weg durch ihr eigenes Gebiet bis zu einem vorher vereinbarten Treffpunkt bei einer der alten Mauern oder bei einem Erdwall, wo man rasten konnte
.
Als ich davon erfuhr, arbeitete ich gerade mit Stewart James zusammen, einem Maurer, der bereits in ganz Schottland diese uralten Mauern repariert hatte. Ich erzählte ihm, was ich über die Beerdigungsgesellschaften herausgefunden hatte, die kreuz und quer durch das ganze Land unterwegs gezogen waren und von ihren tage- ja wochenlangen Feiern
.
Wie manchmal auf solchen Wanderungen alte Streitigkeiten wieder aufflammten, oder – ganz im Gegenteil – die Leute zusammenkamen und Ehen gestiftet wurden, die bestehende Unstimmigkeiten zwischen den Clans beizulegen halfen. Wir lachten viel und fanden es schade, dass diese belebten Verbindungsstraßen des modernen Schottland, auf denen wir beide unterwegs waren, zwar solch eine faszinierende Geschichte hatten, aber kaum jemand davon wusste. Und dann zeigte mir Stewart die Quersteine, große Steinblöcke, die quer in die Mauer eingefügt waren und auf denen man die Tragestangen der Bahren bei einem Trägerwechsel oder einer Pause ablegen konnte
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Indem die Stämme des alten Schottlands solche Traditionen pflegten, ehrten sie die Toten in einer Weise, die die Clans zusammenbrachte, und das war es wahrscheinlich genau, was die
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