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O diese Rasselbande

O diese Rasselbande

Titel: O diese Rasselbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Ditter
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Vorbeigehen lassen. Er hätte sich schämen müssen, ein Mitglied der Rasselbande zu sein.
    Vorläufig sitzt der Steguweit dort unten gut. Denn in den abgelegenen Gang kommt nicht so schnell jemand, auch nicht, wenn er Krach machen sollte, und aus dem Fenster springt der Steguweit nicht, dazu ist der Keller zu hoch herausgebaut. Also muß er drinnen bleiben, und man kann die Beratende Versammlung jetzt zusammentreten lassen. Dann bekommen er und die anderen den Mittagszug noch, und man ist für diesmal um das Rämmidämmi zu Hause herumgekommen.
    Dieter schlendert langsam die Treppe herauf. Die Hände hat er in den Taschen, genau so, wie er heruntergekommen ist, nur, daß diesmal die eine Hand einen Schlüssel umfaßt mit einem blanken Nummernschild. Er pfeift „Ein Männlein steht im Walde“ und freut sich mächtig auf die Gesichter der Rasselbande, als er die Klasse betritt.
    Er stellt sich auf das Katheder und pfeift zweimal kurz durch die Finger. Der Lärm legt sich und die Jungen sehen sich nach ihm um.
    „Liebe Gemeinde!“ sagt er erhaben und genießt schon im Voraus das Kommende, „liebe Gemeinde, ich mache den Vorschlag, die Beratende Versammlung jetzt einzuberufen, da unser verehrter Studienrat Steguweit - Gott schenke ihm ein langes Leben - heute leider abgehalten ist, uns mit seinem Wissen zu bereichern.“
    „Wieso, fällt die Stunde aus?“ fragen einige.
    „Sehr wohl“, nickt Dieter, „der Herr Studienrat ist leider heute unpäßlich.“
    „Nanu“, sagt Onkel, „ich habe ihn doch noch vorhin über den Hof gehen sehen.“
    „Sehr wohl, jedoch jetzt wird er nicht mehr über den Hof gehen.“ Helmut löst sich vom Fenster und kommt auf Dieter zu. Man kann ja an dessen Gesicht sehen, daß er was auf Lager hat.
    „Also los“, sagt Helmut, „erzähle.“
    „Da ist nicht viel zu erzählen“, antwortet Dieter bescheiden, „ich konnte ihn hindern, zu kommen. Du mußt zugeben, daß unsere Beratung immerhin von Wichtigkeit ist, und ich kann es mir nicht leisten, in dieser "Woche noch einmal den Mittagszug nicht zu bekommen. Man pflegt mir zu Hause Schwierigkeiten zu machen - und darum wollen wir jetzt anfangen, bitteschön!“
    Diese dunkle Rede macht die Klasse aber noch gespannter, und das will Dieter ja auch.
    „Was hast du denn mit ihm gemacht!?“ ruft Fridolin.
    Es klingelt.
    „Jetzt sag’ schon, was los ist“, sagt Helmut ungeduldig. „Nun, ich habe ihn im Kartenzimmer eingeschlossen“, antwortet Dieter und hält triumphierend den Schlüssel hoch.
    Da ist es plötzlich totenstill in der Klasse. Alle sind sprachlos. Auch Helmut ringt nach Worten. Dann springt er vor und reißt ihm den Schlüssel aus der Hand.
    „Bist du wahnsinnig!“ stößt er hervor, „du bist geliefert, wenn dich einer gesehen hat.“
    „Na hör mal“, gibt Dieter großartig zum besten, „glaubst du, daß ich mich erwischen lasse? Kein Aas war in der Nähe, und es kommt in der letzten Stunde auch keiner mehr ins Kartenzimmer. Er muß sitzen, und niemand wird ahnen, wer es gemacht hat.“
    Die Bande bricht in rasende Begeisterung aus. Fips beginnt vor Wonne einen Bauchtanz aufzuführen. Der Dieter, das ist ein Kerl! Welch ein großartiges Gaudi! Das ist der weitaus zweitbeste Streich, der der Rasselbande jemals gelungen ist! Der lange Steguweit im Kartenzimmer!
    Sie werfen sich über die Bänke und lachen sich halbtot. Dieter besieht sich den Jubel von oben mit geschwellter Siegerbrust. Das hat er mal ganz allein gemacht, ohne daß es vorher organisiert werden mußte. Das ist wirklich ein herrlicher Spaß. Silke hat beide Hände vor den Mund gepreßt.
    „Du meine Güte“, denkt sie, „das wird ja einen furchtbaren Skandal geben.“
    Sie sieht plötzlich Vaddis funkelnde Augen, und der Rex - es ist nicht auszudenken - er wird nicht ruhen, bis diese unselige Sache geklärt ist. Natürlich wird aller Verdacht auf die UIII fallen. Keine andere Klasse würde so etwas wagen, und außerdem haben sie ja jetzt Stunde bei Steguweit.
    So ähnlich denkt Helmut auch, und während die Rasselbande sich in wilder Schadenfreude austobt, überlegt er fieberhaft. Er springt auf das Katheder und pfeift den üblichen Pfiff durch die Finger. Der Jubel ebbt etwas ab.
    „Vielleicht kannst du mir sagen“, wendet sich Helmut mit lauter Stimme an Dieter, „wer den Steguweit wieder herauslassen soll, ohne daß wir in Verdacht kommen?“
    Mit dieser Frage ist die Stille wieder hergestellt, und auch Dieter weiß nichts zu sagen.

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