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O diese Rasselbande

O diese Rasselbande

Titel: O diese Rasselbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Ditter
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angerichtet hat. Sofort entsteht ein unglaubliches Durcheinander und Gepolter. Alle stürzen auf ihre Plätze und beginnen mit den Taschentüchern ihre Pulte zu bearbeiten. Alle Mütter werden, obgleich sie nie untereinander den Treueschwur abgelegt haben, einmütig dieselbe Empörung empfinden, wenn ihre hoffnungsvollen Söhne diese Taschentücher in die Wäsche geben.
    Dr. Kraus steht schon eine ganze Weile bewegungslos in der Tür, ehe man von seiner Gegenwart Notiz nimmt.
    Fips, der das Tafelamt hat, hüpft vorn wie ein Floh herum, und versucht, die Pfützen mit dem Tafellappen aufzuwischen. Timm hat den Wassereimer herbeigeschleppt und beteiligt sich am Wischen, wobei sie, wenn eine Pfütze aufgewischt ist, das Wasser nach der anderen Seite überschwappen. Sie finden, daß mindestens die erste halbe Stunde des Geschichtsunterrichts mit Wischen und Planschen ausgefüllt werden kann. Fips nimmt nun den Schwamm und beginnt mit einem Großreinemachen der Tafel, so als ahne er nicht im geringsten, daß Dr. Kraus bereits in der Tür steht. Da Fips klein ist, muß er immer hochspringen, um den obersten Teil der Tafel mit dem Schwamm zu erreichen. Er springt mit Eifer und vielen Verrenkungen.
    Dr. Kraus’ Geduld ist zu Ende.
    „Darf man fragen, was hier vorgeht“, sagt er ruhig aber kalt. Die Klasse steht sofort auf und fast so tadellos wie bei Tippel. Fips dreht sich auf dem Absatz um.
    „Oh, Herr Dr. Kraus, ich bitte vielmals um Entschuldigung, ein kleines Mißgeschick, sozusagen“, sagt Fips zerknirscht.
    „Wo kommt das Wasser her?“
    Fips klimpert unschuldig mit den Augen.
    „Vielleicht Grundwasser“, meint er.
    In Anbetracht dessen, daß die UIII im dritten Stock des großen Schulhauses liegt, droht schon wieder Heiterkeit in der Klasse auszubrechen.
    Dr. Kraus runzelt über solch eine alberne Antwort die Stirn. „Verschwindet“, sagt er kurz, und Fips verschwindet augenblicklich. Auch Timm verschwindet, indem er sich geistesgegenwärtig des Wassereimers annimmt und ihn wegbringt. Wohin er ihn bringt, ist schwer zu vermuten, denn er kommt erst nach 25 Minuten wieder.
    Obgleich die Stunde so bedeutungsvoll begonnen hat, verläuft sie doch ruhiger, als man hätte annehmen können.
    Nicht etwa, daß die Jungen besser zuhören. Es hört überhaupt keiner zu, auch Helmut nicht. Alle hängen ihren Gedanken nach. Jeder überlegt, wie er sich bei der Abstimmung verhalten soll und was er Vorbringen will, wenn er sich zum Wort meldet. Die meisten sind noch ganz und gar unentschlossen. Helmut weiß das, und Onkel weiß das auch. Er zieht ein Blatt Papier unter der Bank hervor und macht sich Notizen für eine geharnischte Rede. Er hält es da wie sein Vater, der als Bürgermeister seines Dorfes manchmal eine Ansprache halten muß und dabei seine Stichworte von seinem Notizblock abliest. —
    Soweit kommt es noch, daß sie sich mit der Langhaarigen einlassen. Es wurde beschlossen, sie vier Wochen nicht zu beachten und sie so viel Strafarbeiten machen zu lassen, daß sie von selbst nicht durchhalten würde. Das hat die Rasselbande schon allerlei Stunden gekostet, trotz der guten Organisation. Abgeschrieben muß werden, ganz abgesehen von der Gruppe, die die Arbeiten ausführen muß. Nur das Mädchen hat bisher alle Strafarbeiten und Hausaufgaben allein machen müssen. Seiner Schätzung nach muß sie Abend für Abend bis 12 Uhr sitzen und büffeln. Da sie immer alles vorweisen kann, was die Lehrer verlangen, so scheint sie wohl auch tatsächlich so lange zu sitzen. Man war also auf dem besten Wege, ihr den Aufenthalt in der UIII so sauer wie möglich zu machen. Und jetzt sollen sie alle dahin rennen - einfach unmöglich.
    Onkel schreibt eifrig die Stichworte seiner Rede nieder.
    Auch Helmut grübelt. -
    Das Mädchen gefällt ihm gut. Er muß oft an sie denken, wenn er allein in seinem Zimmer sitzt. Er denkt an die Arbeitslast, die die Rasselbande ihr täglich aufbürdet und die sie schweigend bewältigt. Hat er die Jungen nicht selbst zum Kampf gegen sie aufgestachelt? Er war es doch, der die Rasselbande erst darauf aufmerksam gemacht hat, daß das Mädchen natürlich nur ein Schachzug vom Rex ist, um endlich hinter ihre Schliche zu kommen. Er ist ehrlich genug, sich einzugestehen, daß die Jungen von selbst nicht daran gedacht hätten. Aber er hat bis jetzt auch nicht gewußt, daß Mädels so - so anständig sein können. Irgendwie kommt sie ihm anständig vor, jedenfalls weiß er keinen anderen Ausdruck dafür.
    Er

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