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O diese Rasselbande

O diese Rasselbande

Titel: O diese Rasselbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Ditter
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Rat.
    Der Rotfuchs blinzelt noch ein bißchen gegen die plötzliche Helle, die ihm in die Augen beißt, und starrt ungläubig auf die kriegsbemalte Versammlung, die ihm stumm und bewegungslos entgegensieht.
    „Der ,Rote Fuchs* hat seinen Namen zu Recht“, richtet nun Helmut als Winnetou das Wort an den Gefangenen. „Er stiehlt bei der Nacht und schleicht sich davon, weil er nicht kämpfen kann wie ein ehrlicher Krieger. Er hat sich aber geirrt, wenn er glaubte, daß das tapfere Volk der Apachen einen so feigen Hund nicht zu fangen wüßte. Ich werde jetzt einige Fragen an dich richten und du wirst mit dem Kopf nicken, wenn du sie beantworten willst. Dann erst werden wir dir den Knebel abnehmen. Bist du bereit, uns zu sagen, wohin du das Zelt versteckt hast?“
    Der Rotfuchs steht steif und bockig. Die sollen doch nicht glauben, daß sie ihn mit so einem Mummenschanz ins Bockshorn jagen können.
    Die Versammlung wartet und schweigt.
    „Wenn du nicht reden willst, werden wir dich zwingen“, wirft Helmut in die Stille hinein.
    „Wie die mich zwingen wollen, möchte ich mal wissen“, denkt der Rotfuchs. „Ich weiß von keinem Zelt und damit basta.“
    „Wir werden dich an den Marterpfahl binden und solange schlagen, bis dir einfällt, wo du das Zelt hast“, droht Helmut. „Das sollt ihr mal wagen, mein Vater geht zur Polizei!“ will der Rotfuchs schreien. Ihm kommt schon wieder die Wut hoch. Aber er kann ja nicht und würgt nur an seinem Knebel. „Wir werden dir deinen Skalp über die Ohren ziehen und ihn deinem Alten als ,Muster ohne Wert’ zuschicken, du Sohn einer heulenden Hündin!“ ruft Fips voll Abscheu und durch und durch rachsüchtig. Der Rotfuchs weiß nicht, was ein Skalp ist. Er hat keine Zeit Indianergeschichten zu lesen, und darum macht diese Drohung wenig Eindruck auf ihn.
    „Bringt ihn in das Verlies“, sagt Helmut, und der Rotfuchs wird gepackt und fortgestoßen. Man geht nicht gerade sanft mit ihm um. Gefangene kann man nicht in Watte wickeln und einen gefangenen Dieb schon gar nicht. Vor dem Kellerloch in dem Turm wickeln sie wieder die Leine um seine Füße, und ehe es sich der Rotfuchs versieht, haben sie ihn hochgehoben und in das finstere, dumpfe Loch geschleppt. Hier legen sie ihn dicht neben den blutbefleckten Stein, auf dem schon die alten Ritter ihren Opfern die Köpfe abgeschlagen haben, wenn sie kein Lösegeld zahlen konnten, und lassen ihn allein.
    Auch ohne daß der Rotfuchs um die düstere Bedeutung des Steines weiß, ist ihm nicht ganz wohl zu Mute. Was werden sie jetzt mit ihm machen? Das Dorf ist weit, und niemand weiß, wo er hingekommen ist. Somit kann er keine Hilfe erwarten. Das Schlimme ist, daß sie ihn nicht mal zum Abendessen suchen werden. Die Mutter ist daran gewöhnt, daß er nach Feierabend herumstreift und kommt, wann es ihm paßt. Wenn er nicht da ist, stellt sie ihm das Essen in den Schrank. So schnell ist man nicht ängstlich in dem kleinen Dorf. Wer käme auch auf den Gedanken, daß ein Indianerstamm seine Jagdgründe in den dichten Wald verlegt hat und von der alten Burg aus auf Menschenraub ausgeht, genau wie in alten Zeiten.
    Was wissen überhaupt die Großen von der Welt, in der ihre Söhne leben?
    Nein, man nähme im Dorf die Apachen nicht wichtig, auch wenn man von ihnen wüßte.
    Aber was ist das? Der Rotfuchs horcht angestrengt auf das dumpfe Dumdum einer Trommel. Es klingt anders als eine Trommel und doch muß es eine Trommel sein. Er weiß nicht, daß Fips seine Trommel mit den Handballen und den Fingern bearbeitet, das klingt schön unheimlich wie im Urwald. Und nun gellen helle Schreie auf, die in eine eintönige Melodie abklingen, wieder anschwellen, wieder abklingen. Und eine andere Musik ist dazwischen, schrill und aufreizend, drohend und gefährlich. Es tut den Ohren weh, und doch muß man hinhorchen. Dem Rotfuchs beginnt das Herz zu klopfen. Fips übt mit den roten Kriegern seinen Kriegstanz, und die Sonne versinkt hinter den Bergen in einem roten Meer.
    Silke sitzt auf der Mauer und macht schräge Musik. Sie blickt dabei auf ihre roten Brüder, die im Burghof herumhüpfen und das Apachenlied singen, während einige unter Jules Leitung den Holzkranz um den Marterpfahl schichten.
    Man soll nicht denken, daß so ein Indianertanz leicht wäre und jeder hüpfen kann, wie er will. Fips hat schon dafür gesorgt, daß er so schwierig wie möglich ist. Jeder Schritt ist vorgeschrieben, jede Drehung bedacht, damit alle dasselbe tun und die

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