O diese Rasselbande
dum dum
himhimhim uua uua him
Nur der Mond wandert langsam und ungerührt am Burgturm vorbei. Er wandert vom Morgen- bis zum Abendland. Er scheint über rote und schwarze Krieger. Er kennt die Welt, und nichts kann ihn erschüttern, denn er hat alles schon einmal gesehen. Er sieht die Tränen des Leides und das Lachen der Freude.
Er entsinnt sich genau, wie es auf dieser Burg zuging, als ihre Zinnen noch stolz in den Himmel ragten. Er hat die Ritter gesehen, die eisengepanzert auf ihren starken Pferden ins Tal hinabjagten, einer neuen Beute entgegen, und er kannte die einsame Frau, die in ihrem hellen Gewand so manche Nacht auf dem Söller stand und über die Berge sah.
Nun springen andere Menschenkinder im Burghof umher, gespenstisch vom Feuer beleuchtet, und der Gestalt dort am Marterpfahl ist der Kopf auf die Brust gesunken.
Hiiiiiiiiuua uua uua
Der Wind ist anders. Gelangweilt kam er über die Berge, fuhr ein bißchen über die alten Tannen und säuselte verspielt durch den grünen Blätterwald, bis er zum Feuer kommt.
Der Wind liebt das Feuer. Es macht ihm Spaß, hineinzublasen und die Flammen hoch auffahren zu lassen; er freut sich, wenn die Flammen tanzen.
Der Wind liebt auch Musik, und wenn er nicht selbst singend durch die Gegend streift, so nimmt er gern ein paar Tone mit und trägt sie weit fort.
Dumdum dum dum dum
uuauua himhim
Das klingt lustig, und er nimmt die Töne auf und trägt sie hinunter ins Tal.
Forstmeister Braun sitzt auf der Veranda. Er hat sich eine Flasche Wein bringen lassen und raucht still vor sich hin. Diese helle Mondnacht will er noch etwas genießen. Ganz weit und ganz unwirklich hört er dumpfen Trommelton, aber er achtet nicht darauf. Er betrachtet den Mond, der so greifbar nahe und doch so unwirklich fern über dem Tal steht. Alles liegt so friedlich im silbernen Mondlicht, so, als könne es gar keinen Streit und keinen Hader auf dieser Erde geben. Aber nun wird das Dumdum stärker, und der Forstmeister horcht auf.
Man könnte meinen, man wäre in Afrika, denkt er lächelnd und leert sein Weinglas. Aber das Dumdum verstummt nicht. Es kommt ununterbrochen aus dem Wald. Irgendwie ist ein heller Ton dazwischen; er klingt ab und kommt wieder.
„Der Wind kommt von der Burg“, denkt er, „sie müssen da ein tolles Fest feiern, daß man es bis hierher hören kann. Ich sollte hinaufgehen und ein bißchen Zusehen. Es kommt doch nicht viel mehr dabei heraus, daß ich hier allein meinen Gedanken nachhänge, als daß ich meine Einsamkeit mehr denn je spüre. Seit Silke zur Schule geht, ist sie mir halb verloren.“ Er drückt seine Zigarre aus und geht langsam die Stufen in den Garten hinunter. Bald darauf verschwindet er im Dunkel des Waldes.
Je höher Herr Braun steigt, je mehr beschleunigt er seine Schritte. Immer deutlicher hört er die Trommel und die wilde Musik, von Schreien unterbrochen.
Der Tanz hat seinen Höhepunkt erreicht. Niemand achtet auf den Gefangenen, dem die Glieder vom langen Stehen schmerzen. Die Handgelenke brennen von dem Wäscheseil, das sich mehr und mehr in die Haut drückt.
Die Jungen sind so hingerissen, daß sie ganz vergessen haben, daß sie ganz vorsichtig schlagen wollten. Je höher die Sprünge wurden, desto stärker schlugen sie zu und der Rotfuchs ist am Ende seiner Widerstandskraft. Aber auch wenn er nun gestehen wollte, er könnte sich nicht mehr verständlich machen. Es ist zu spät, und er ist ihnen ganz und gar ausgeliefert. Das sind keine vernünftigen Jungen mehr; das sind richtige Wilde geworden.
Dem Rotfuchs ist so elend wie noch nie in seinem Leben.
Plötzlich sieht er die stille Stube daheim und unter der Lampe die Mutter ruhig am Tisch sitzen.
„Mutter“, denkt er verzweifelt, „Mutter, so such mich doch.“ Niemals ist er seiner Mutter so nahe gewesen wie hier am Marterpfahl der Apachen, vom Feuer umlodert. In dieser Nacht weiß der kräftige, derbe Bauernjunge, was das ist -Angst - hilflose ohnmächtige Angst.
Da reißt mit einem Mal die Musik ab, der letzte Schrei verhallt wie abgeschnitten, das furchtbare Dumdum ist fort. Wie hingezaubert steht mitten im Feuer neben dem Marterpfahl eine hohe Männergestalt im grünen Jagdanzug. Die tanzenden Krieger sind erstarrt und ihr Häuptling erhebt sich von seinem Sitz.
„Was geht hier vor?“ sagt der Mann mit scharfer Stimme. Herr Braun ist heftig erschrocken. Zu was haben die Jungen sich in ihrer Phantasie hinreißen lassen!
Jetzt beweist Helmut, daß er die
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