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O diese Rasselbande

O diese Rasselbande

Titel: O diese Rasselbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Ditter
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fortscheren.
    Silke hockt sich neben den verstockten Jungen nieder. Ganz dicht hält sie ihr Licht gegen sein Gesicht und betrachtet ihn stumm.
    „Warum bist du so böse zu mir“, sagt sie traurig, „ich habe dir nie etwas getan.“
    Sie ist immer traurig, wenn ihr etwas Böses begegnet und ganz und gar ohne Verständnis.
    Der Rotfuchs muß die Augen zumachen. Irgendwie ist ihm ganz elend, - aber er will nicht.
    Silke erhebt sich und geht schweigend hinaus, und um den Rotfuchs ist es wieder dunkel. - Dunkel, kalt und muffig. -Am Ende der Wolfsschlucht steigt der Mond langsam über die dunklen Tannen empor. Voll und rund schwebt er durch die Weite des Himmels. Noch ist kein Stern zu sehen, es beginnt eine jener ganz hellen Sommernächte.
    Helmut gibt das Zeichen, den Gefangenen zu holen. Das Fest soll seinen Anfang nehmen. Achtzehn schlanke Weidenruten werden verteilt für die Krieger, die innerhalb des Feuerringes tanzen. Vier Krieger sind außen um das Feuer aufgestellt. Sie müssen die Flammen im Auge behalten und nachlegen, wo das Holz niedergebrannt ist. Noch einmal ermahnt Helmut seine Krieger:
    „Haut nicht zu toll, wir wollen ihm nur Angst machen.“ Nein, nein, sie werden das schon richtig machen und das Schreien und Singen wird mit dazu beitragen, ihn kirre zu kriegen, vom Feuer ganz abgesehen. Wenn er heute nicht gesteht, so wird er über Nacht in das Verlies gesteckt. Mögen sie ihn morgen suchen. Er bleibt hier, bis er gestanden hat. Man wird dann morgen eben noch ein Fest feiern.
    Der Rotfuchs wird hervorgezerrt und an den Wäschepfahl gebunden, und das großartige Fest des Apachenstammes beginnt.
    Fips leitet mit dem dumpfen Dumdum seiner Trommel den Kriegstanz ein, und die Feuerwache zündet den Holzring um den Gefangenen an einigen Stellen an.
    Mit großen Augen sieht der Rotfuchs die ersten Flammen hochschlagen.
    »Das ist doch ganz unmöglich“, denkt er heiß erschrocken, »die können mir doch hier nichts tun.“
    Da lodern die Flammen hell zum Himmel empor. Die ersten petroleumdurchtränkten Lappen sind erreicht. Gleichzeitig durchzittert ein heller Schrei die Luft. Das Kriegsgeschrei der Apachen droht das Ohr des Rotfuchses zu zerreißen. Achtzehn bunte Gestalten springen über das Feuer. Achtzehn Speerspitzen berühren ganz leicht seinen Körper, und die
    Gestalten wiegen sich einen Augenblick leise im Rhythmus, den die Trommel angibt.
Dumdum dum dum dum
dumdumdum dum dum
    Der Rotfuchs fühlt, wie sich der Druck der Speerspitzen verstärkt, aber da springen die Krieger wieder zurück. Das Akkordeon schreit auf und die wilden Krieger beginnen ihr Lied:
hiiiihaaaa huuuu
    Dabei schlagen sie ganz schnell mit der flachen Hand auf den Mund, so daß die Tone vibrieren.
Ixe axe uuuu
Oseposepackedich
eia beia weg
hiiiiiiiiua ua ua
    Sehr schnell beginnt der Rotfuchs das helle hiiiiii zu fürchten, denn jedesmal sausen achtzehn Weidenruten auf ihn herunter, zwar nicht toll und noch nicht so sehr zu spüren durch den Stoff seines Hemdes, aber immerhin, jedes Mal ist er gewärtig, daß sie härter zuschlagen. Und das ungemütliche Gefühl, gebunden an diesen Pfahl, umlodert von hellem Feuer, dieser ganzen Bande hilflos ausgeliefert zu sein, steigert sich langsam zur Angst.
    Aber er will nicht Angst haben, er will nicht! Er braucht ja nur geradeaus zu sehen, dort sitzt das Mädchen auf der Mauer und begleitet den Gesang ihrer roten Brüder auf dem Akkordeon. Sie spielt dazu, wenn sie ihn schlagen.
    Finster starrt der Rotfuchs zu ihr hinüber.
Simsalabim him him uua uua him
    Die Feuerwachen außerhalb des Kreises wiegen sich in den Hüften und klatschen im Rhythmus der Melodie in die Hände, und die dumpfe Trommel reißt alle mit.
    Fips ist nicht mehr Fips. Die Welt um ihn ist versunken. Er ist der Medizinmann des Stammes und seine Trommel hat Macht über die Tänzer. Sie reißt sie hoch und wirbelt sie herum. Sie feuert sie zu immer höheren Sprüngen an und zu immer helleren Schreien. Langsam löst sich der geschlossene Tanz auf und jeder springt und tanzt, jeder schwingt seinen Speer, wie es ihm gerade in den Sinn kommt, aber das sieht nicht minder gespenstisch aus.

Dumdum dum dum dum
uuauua him him

    Die Tiere im Wald sind unruhig. Die tiefe Stille ihres Paradieses wird in dieser Nacht von einem erregenden Lärm gestört. Die Rehe stehen mit gespitzten Ohren; die Hasen hören auf, an ihren Hälmchen zu mümmeln und stellen die Löffel steif. Der Fuchs verkriecht sich im dunkelsten Tann.

Dumdum dum

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