Oase der Liebe
dich in Erfüllung gegangen.“
„Ja“, sagte er mit harter Stimme. „Und zukünftig werde ich sogar so etwas wie dein Nachbar sein. Umars Anwesen liegt nur etwa dreißig Kilometer von meinem entfernt.“
Der Name ihres Verlobten ließ Jasmine automatisch den Atem anhalten. Doch als sie erst die Tragweite von Kareefs überraschender Eröffnung erfasste, blieb ihr vollends die Luft weg. Lieber Himmel! In der letzten Stunde hatte sie völlig vergessen, dass sie eine verlobte Frau war! Wie konnte sie da an den Lippen eines anderen Mannes hängen und davon fantasieren, dass sie …?
Jasmine konnte sich einfach nicht davon abhalten. Aber wie denn auch, wenn Kareef ihre einzige große Liebe gewesen war?
Umar hatte sie nur einmal geküsst, und zwar in der Sekunde, in der sie seinem hartnäckigen Drängen nachgegeben und seinen Antrag erhört hatte. Sein Kuss war eher nüchtern und offiziell als leidenschaftlich gewesen, wie ein fester Händedruck, geeignet, einen lukrativen Geschäftsabschluss zu besiegeln. Ihre Ehe würde auch auf etwas sehr viel Wichtigerem und Stabilerem begründet sein als auf der viel gerühmten und doch so trügerischen großen Liebe.
Außerdem gewann sie dadurch nicht nur ihre lang vermisste Familie zurück, sondern durfte endlich selber Mutter sein. Jasmine wollte Umar helfen, seine vier Söhne im Alter von zwei bis vierzehn Jahren großzuziehen.
„Kennst du seine Kinder?“, fragte sie heiser.
Kareef nickte. „Ich bin der Pate seiner beiden älteren Söhne … Fadi und Bishr. Sie sind brave Jungs und sehr respektvoll.“
Respektvoll? Was für ein seltsames Attribut für zwei halbwüchsige Jungs. So hatte sie die beiden nicht gesehen, als Umar sie ihr letztes Jahr in New York vorstellte. Halb verborgen hinter ihrem Vater und ihrem französischen Kindermädchen Léa, hatten die vier sie stumm aus großen Augen angestarrt, als sei sie ihr größter Feind.
Aber wer wollte sie dafür tadeln, nachdem sie ihre leibliche Mutter erst vor so kurzer Zeit verloren hatten?
„Ich hoffe, du hast recht“, sagte Jasmine leise. „Ich habe die Jungen nur einmal zu Gesicht bekommen. Die armen Kinder, sie haben eine harte Zeit hinter sich. Besonders der Kleinste.“
„Ja“, sagte Kareef sanft. „Sie vermissen ihre Mutter schmerzlich. Aber ich weiß, dass du gut zu ihnen sein wirst.“
Jasmine hielt den Atem an, als Kareef sich zu ihr lehnte und ihre Hand ergriff.
„Danke“, sagte sie leise und wappnete sich gegen die unausgesprochenen Erinnerungen, die plötzlich zwischen ihnen im Raum zu schweben schienen.
Um Himmels willen! Wussten Sie denn nicht, dass sie schwanger war?, hörte sie die sonore Stimme des Arztes fragen. Sie lebt, aber sie wird nie wieder eigene Kinder haben können …
Die Gabel, mit der sie ihren Salat essen wollte, glitt aus Jasmines kraftlosen Fingern und fiel scheppernd zu Boden. Nach einem flüchtigen Blick in ihr starres Gesicht hob Kareef die Gabel auf und legte sie zurück auf den Tisch.
„Du hast dir immer eigene Kinder gewünscht“, stellte er grimmig fest, „und jetzt wirst du Umar Hajjar heiraten. Ein perfekter Deal, würde ich sagen. Dein Vater muss wirklich stolz auf dich sein.“
„Ja … endlich“, murmelte sie kaum hörbar und schüttelte abwehrend den Kopf. „Für meinen Erfolg in New York hat er sich nie interessiert. Er wies sogar das Geld zurück, das ich mühsam verdient habe und meiner Familie zukommen lassen wollte. Und während ich Erfolg auf Erfolg verzeichnen konnte, musste er Misserfolg auf Misserfolg wegstecken.“
Sie trank noch einen Schluck Wein und stellte das Glas geräuschvoll auf dem Tisch ab.
„Dennoch habe ich immer fest daran geglaubt, dass er mir in einem Winkel seines Herzens vergeben wollte. Im Übrigen habe ich einen Großteil meines Erfolges ihm zu verdanken.“
Kareef rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
„Als ich mit sechzehn Jahren allein in New York ankam, besaß ich nichts. Keinen Penny, nicht einen Freund. Mein einziger Kontakt war eine ältliche, schwer kranke Großtante, die so freundlich war, mich aufzunehmen. Doch sie war nicht einfach nur krank, sondern lag im Sterben … in einem rattenverseuchten Apartment.“
„Ich habe davon gehört“, bekannte Kareef heiser. „Leider viel zu spät.“
Jasmine schluckte den bitteren Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, hinunter und schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich habe drei Jobs gleichzeitig angenommen, um uns über Wasser zu halten. Dann,
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