Oase der Liebe
feststellen musste, war sie tatsächlich regelrecht ausgehungert. Dazwischen betrachtete sie immer wieder verstohlen Kareefs dunkles Gesicht.
Er hatte sie ins Unglück gestürzt, war brutal, gefährlich, und sie konnte ihm nicht trauen. Doch was wusste ihr verräterischer Körper davon? Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke begegneten, fühlte sie sich bis ins Mark erschüttert.
Etwas zu heftig legte Jasmine ihre Gabel zur Seite. „Kareef, ich möchte nicht mit dir unter einem Dach leben, und du kannst mich noch weniger hier im Palast haben wollen. Wenn wir also …“
„Später“, unterbrach er sie knapp und schob ihr ein Glas mit rubinrotem Wein entgegen. „Wir haben noch die ganze Nacht.“
Die ganze Nacht!
Mit bebenden Fingern griff Jasmine nach dem Wein, trank einen Schluck, stellte das Glas auf den Tisch zurück und tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab. „Da deine Krönung in wenigen Tagen stattfinden soll, musst du doch eine Unmenge zu tun haben. Mir ist etwas über ein Feuerwerk am heutigen Abend zu Ohren gekommen … vom Stadtparlament zu deinen Ehren veranstaltet.“
Kareef winkte lässig ab. „Nichts ist wichtiger als dies hier“, behauptete er mit einem tiefen Blick in ihre Augen.
Hilflos griff Jasmine erneut zum Glas und gönnte sich noch einen kräftigen Schluck des vorzüglichen französischen Rotweins. Welchen Grund mochte Kareef haben, ihr Essen auszudehnen? Als sie ihn forschend anschaute, ruhte sein Blick auf ihrem riesigen Diamantring.
„Was für ein kostspieliges Prunkstück“, stellte er mit erhobenen Brauen fest. „Selbst für einen Multimillionär. Hajjar scheint deinen Wert hoch einzuschätzen.“
„Ich heirate ihn nicht wegen seines Geldes, falls du das damit sagen willst.“
„Nein“, gab er mit der Andeutung eines Lächelns zurück. „Dafür kenne ich dich zu gut.“
Was verbarg er hinter diesem seltsamen Lächeln? Etwa einen privaten Witz auf ihre Kosten? Früher hätte sie sich das ohne Schwierigkeiten selbst beantworten können, doch heute?
„Magst du New York?“, fragte Kareef unvermittelt.
„Ja“, antwortete sie schlicht. „Das tue ich.“
„Und trotzdem konntest du es nicht schnell genug hinter dir lassen?“
Jasmine senkte den Blick. „Ich hatte Sehnsucht nach Qusay und nach meiner Familie.“
„Aber du musst viele gute Freunde in New York zurückgelassen haben.“
Das hörte sich seltsam gespannt an, und Jasmine schaute ihm forschend ins Gesicht. „Natürlich.“
Erstaunt nahm sie wahr, wie sich sein Griff um den Stiel des Weinglases verstärkte. „So eine aufregende Weltstadt. Sicher hast du auch das Nachtleben mit … guten Freunden genossen?“
War das nicht ein geradezu klassischer Trick, sich nach eventuellen Liebhabern zu erkundigen? Jasmine seufzte leise auf und gönnte sich einen weiteren Schluck Wein. Sollte sie ihm etwa gestehen, dass sie die besten Jahre ihres Lebens einsam und allein verbracht hatte? Und gegen ihren erklärten Willen jede verdammte Nacht von ihm geträumt hatte? Besonders weil sie auch noch davon überzeugt gewesen war, dass er sie in dem Moment, als er sie verließ, bereits durch eine andere ersetzte?
Diese Genugtuung würde sie Kareef niemals gewähren!
Immer noch hungrig nahm Jasmine noch etwas von dem köstlichen Couscous-Salat und wechselte bewusst das Thema. „Wie sieht eigentlich dein Zuhause in Qais aus?“
„In der Wüste?“ Auch Kareef trank noch einen Schluck Wein, ehe er weitersprach. „Komfortabel, wenige Bedienstete, die hauptsächlich für meine Pferde verantwortlich sind. Ich kümmere mich gern selbst um mich, anstatt immer hofiert und bedient zu werden.“
Fast hätte Jasmine aufgelacht. „Dann musst du deinen zukünftigen Posten als König ja regelrecht lieben“, spöttelte sie.
„Nein“, sagte er flach. „Aber es ist eine Pflicht, der ich nicht ausweichen kann.“
Pflicht!, dachte Jasmine aufrührerisch. Wo war sein Pflichtgefühl damals vor dreizehn Jahren gewesen, als sie ihn so dringend gebraucht hätte und er sie schmählich im Stich ließ? Aufwallender Ärger mischte sich mit altem Schmerz und dem Gefühl von Hilflosigkeit. Wie hatte er ihr das nur antun können?
„Was ist mit dir, Jasmine?“
„Nichts“, behauptete sie rau. Kareef Al’Ramiz sollte ihre Tränen nicht sehen. Sie hatte gelernt, sie hinunterzuschlucken und stark zu sein. „Ich dachte nur gerade daran, dass du immer von einem eigenen Heim inmitten der Wüste geträumt hast. Und dieser Traum ist für
Weitere Kostenlose Bücher