Oase der Liebe
vergessen.“
„Das sagt mein Verstand mir auch …“, wisperte sie leise. „Aber mein Herz schmerzt so sehr, als wäre das alles erst gestern geschehen.“
Die Limousine schoss zwischen den roten Felsen hindurch über die alte Wüstenpiste, als Kareef das diskrete Hüsteln seines Bodyguards auffiel, der vorn auf der Beifahrerseite neben dem Chauffeur saß.
„Wieder alles in Ordnung mit dir?“, fragte er Jasmine sanft, und als sie nickte, gab er die kompromittierende Stellung auf und nahm wieder auf dem gegenüberliegenden Sitz Platz. „Sie können das Tempo jetzt drosseln“, wies er seinen Fahrer an.
„Danke …“, flüsterte Jasmine und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. „Es war falsch, das weiß ich jetzt.“
„Was war falsch?“
„Dich zu hassen. Danke, dass ich der Erinnerung nicht allein entgegentreten musste …“
Sie vergab ihm? Nach allem, was er ihr angetan hatte. Kareef wandte den Kopf ab und starrte aus dem Fenster. „Vergiss es“, murmelte er heiser.
„Aber du …“
„Es war nichts!“ Das klang so wild und abweisend, dass sie unwillkürlich zurückzuckte.
Kareef wagte nicht, sie anzuschauen, weil er dann unweigerlich schwach werden und sie küssen würde. Und das durfte nicht sein. Wenigstens einmal wollte er sich Jasmine gegenüber selbstlos zeigen und sie vor ihm … und vor ihr selbst retten. Auch wenn es ihn jeden Funken Willenskraft kostete.
Er konnte sein Heim schon am Horizont aus dem Wüstendunst auftauchen sehen. Nur noch wenige Minuten, dann war es vorbei. Er würde hineingehen, den Smaragd suchen und die Worte sprechen, die ihn und Jasmine für alle Zeiten trennten.
Ein heftiger Schlag und das dissonante Kreischen von Metall auf der Schotterpiste ließen ihn aufhorchen. Wie im Traum sah er den schweren Geländewagen, der vor ihnen fuhr, abrupt nach rechts ausscheren, und dann prallte er auch schon gegen die massive Felswand neben der Straße.
Kareef hörte seinen Bodyguard aufschreien und realisierte, wie sein Chauffeur noch mit aller Gewalt versuchte, das Steuer herumzureißen, doch es war zu spät. Noch ehe er einen Gedanken fassen konnte, stieß der Rolls Royce mit dem verunglückten Jeep zusammen, wurde wie von einer gigantischen Faust hochgehoben und gewaltsam durch die Luft geschleudert. Das Letzte, was Kareef bewusst wahrnahm, waren Jasmines schreckgeweitete Augen und der zum Schreien aufgerissene Mund.
5. KAPITEL
Jasmine öffnete die Augen. Sie lag auf einer Decke, im Schatten hoher Bäume, hörte das Murmeln eines nahegelegenen Baches und die Pferde, die sich auf der Koppel der Reitschule tummelten.
Und das größte Wunder von allen: Der Junge, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, lag neben ihr, lächelte ihr zu, und seine strahlend blauen Augen leuchteten vor Liebe. Er stützte sich auf den Ellenbogen und strich ihr eine vorwitzige Locke hinters Ohr. Sonnenstrahlen, die sich durch das lichte grüne Blätterdach über ihnen stahlen, zauberten glänzende Lichtreflexe auf sein nachtschwarzes Haar, als er sich mit plötzlich erwachter Leidenschaft über sie beugte.
„Ich habe kein Recht, dich darum zu bitten“, flüsterte er. „Aber ich würde es mein Leben lang bereuen, wenn ich es jetzt nicht täte. Heirate mich, Jasmine. Werde meine Frau!
„Ja“, hauchte sie, ohne auch nur eine Sekunde nachdenken zu müssen.
Er lächelte, beugte sich mit quälender Langsamkeit noch weiter hinab und küsste sie mit einer Inbrunst, die sie bis ins Innerste erzittern ließ. Und dann gingen sie zum ersten Mal über Küsse und zarte Liebkosungen hinaus …
„Jasmine!“
Die scharfe Stimme drang in ihr Bewusstsein. Sie hörte die Panik dahinter, konnte aber nicht antworten. Irgendetwas hinderte sie am Atmen. Langsam und mit Anstrengung hob Jasmine die Augenlider, nur um festzustellen, dass sie nicht auf einer Decke in den Armen ihres Geliebten lag, sondern kopfüber in einem Wagen hing. Ihre Knie waren gegen die Brust gepresst, und durch das Fenster zu ihren Füßen sah sie den blauen Himmel. Der Sicherheitsgurt saß so fest, dass sie kaum Luft bekam. Von ihrer Augenbraue tropfte eine warme Flüssigkeit.
„Ich blute …“, stellte Jasmine irritiert fest.
Sie hörte Kareef unterdrückt fluchen. Plötzlich wurde die Beifahrertür aufgerissen, und Tausende von Glassplittern regneten durch die zerbrochene Seitenscheibe auf die Straße. Dann ließ der Druck des Sicherheitsgurtes nach, sie wurde sanft aus dem Auto gezogen und fand sich am Straßenrang in
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