Oase der Liebe
zu erzählen. Als wenn Liebe allein Menschenleben retten könnte!
Kareef hatte sich so hilflos, so schrecklich nutzlos gefühlt und im primitivsten Test, den ein liebender Mann hätte bestehen müssen, versagt. Namenlose Panik hatte seinen Hals zugeschnürt, als sie ihn immer wieder anflehte, ihr sein Ehrenwort zu geben, Stillschweigen über den entsetzlichen Unfall zu bewahren. Schweren Herzens gab er nach, dann endlich sah er die unglaubliche Erleichterung auf ihren schmerzverzerrten Zügen.
„Danke …“, hatte sie leise gewispert und versucht zu lächeln.
Bereits seit geraumer Zeit trafen sie sich regelmäßig in der abgelegenen Reitschule, wobei Jasmines Freundin Sera, die eigentlich als Anstandsdame hätte fungieren sollen, aus Verehrung und Zuneigung für die schöne, lebhafte Tochter des königlichen Beraters, ihre Verbündete wurde. Sie war es, die dafür sorgte, dass Kareef und Jasmine genügend Zeit zu zweit verbringen konnten.
Der Aufenthalt in den Stallungen und auf dem kargen Gelände der Reitschule bedeutete für Kareef das wahre Leben . Weit weg vom strengen, traditionellen Elternhaus trainierte er hier seinen schwarzen Hengst Razul für die wichtigsten Rennen.
Und besonders gefiel ihm, Jasmines bewundernden Blick auf sich ruhen zu spüren, wenn er ihr seine Kunststücke vorführte.
„Reite mit mir aus“, hatte er sie immer wieder gedrängt. „Du bist doch nicht etwa ein Angsthase?“
Er wusste, wie dieses stolze Geschöpf auf Herausforderungen reagierte, und eines Tages sagte sie tatsächlich Ja .
Sie hielten sich für so unglaublich schlau und gerissen, weil es ihnen gelungen war, ihre Familien auszutricksen und einen Weg für ihr intimes Zusammensein gefunden zu haben. Doch am Ende bestrafte sie das Schicksal alle. Selbst die strengenn aber wohlmeinenden Eltern, deren einziges Verbrechen gewesen war, ihre wunderschöne, verträumte Tochter zu sehr vor einem Mann behüten zu wollen, der Jasmine in ihren Augen nur Schmerz und Unheil bringen konnte. Einem Mann wie ihm …
Als Kareef eine schmale Hand auf seinem Arm spürte, schreckte er aus seinen düsteren Erinnerungen hoch.
„Danke“, sagte Jasmine leise und mit zittrigem Lächeln. „Umar ist ein freundlicher Mann und versucht wirklich, gut zu mir zu sein, aber ich bin froh, diese Gegend nicht nach all der Zeit zuerst an seiner Seite durchfahren zu müssen. Und dann auch noch an unserem Hochzeitstag. Er würde nie verstehen können, wie ich mich dabei fühle, du schon …“
Kareef überlief ein Schauer. Wäre er ein zivilisierter Mann, würde er sie in diesem Moment gehen lassen. Hier und jetzt die Scheidung aussprechen und sie unberührt dem Mann zurückgeben, den sie heiraten wollte. Seinem Freund !
Doch der Gedanke, dass ein anderer Mann sie auch nur berührte, trieb ihn fast in den Wahnsinn. Er wollte Jasmine für sich haben! Und er war bereit, seinen Preis dafür zu zahlen. Aber was würde sie das kosten?
Er spürte, wie sich der Druck ihrer Finger auf seinem Arm verstärkte, und dann hörte er einen leisen Seufzer. Als Kareef sich umschaute, sah er, wie der Wagen sich der Reitschule näherte. Sofort setzte er sich zu Jasmine und zog sie beschützend in seine Arme.
„Fahren Sie schneller!“, wies er den Chauffeur an.
Die Reitschule verschwand in einer Wolke aufwirbelnden Sandes, ebenso wie der Platz, wo er Jasmine zum ersten Mal heiße Worte des Verlangens ins Ohr geflüstert und sie sich im Schatten einiger Felsen, direkt neben einem kleinen Wasserlauf, zum ersten Mal geliebt hatten. Auf einer weichen Decke, beide noch jungfräulich, atemlos und voller Emotionen.
„Ich heirate dich“ , flüsterte Jasmine danach auf seine Bitte dreimal.
„Ich heirate dich“ , antwortete er jedes Mal heiser und hielt ihre Hände fest in seinen.
Kareef stöhnte dumpf auf.
In früheren Zeiten waren die Könige von Qusay absolutistische Herrscher gewesen. Niemand hätte es gewagt, ihnen die Frau zu verweigern, nach der es ihn gelüstete. Er hätte sich Jasmine einfach genommen, wie ein Barbar, sie in seinen Harem eingesperrt und sich ihrer bedient, wann immer ihm danach gewesen wäre.
Doch Kareef war weit davon entfernt, ein herrschsüchtiger, barbarischer König zu sein. Auch, wenn viele ihn insgeheim so nannten. Wie hätte er Macht ausüben oder Lust empfinden können, wenn Jasmine in seinen Armen vor Angst zitterte?
„Die Erinnerungen können uns nicht mehr verletzen“, raunte er in ihr seidiges Haar. „Das ist alles lange
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