Oase der Liebe
sein verblüffter Chauffeur und schaute über die Schulter nach hinten.
„Wir nehmen die alte Wüstenstraße“, erklärte Kareef in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Sein Chauffeur informierte die Motorradeskorte und die Begleitfahrzeuge via Funk über die Richtungsänderung und verließ den gut ausgebauten Highway, der sich um das gesamte Königreich Qusay zog, um auf einer Wüstenpiste weiterzufahren. Die führte sie durch eine ebenso karge wie fantastisch anmutende Landschaft von endlos scheinenden Sandflächen, die nur durch zerklüftete Felsformationen unterbrochen und strukturiert wurde.
Zufrieden lehnte Kareef sich in den luxuriösen Ledersitz zurück. Die moderne Schnellstraße war erst vor zwei Jahren von ihm in seiner Funktion als Prinz von Qais mit Geldern fertiggestellt worden, die aus Quellen stammten, die er in dem einst armen Wüstenstaat zum Fließen gebracht hatte. Neben verschiedenen anderen Unternehmen war ein wichtiger Zweig der Pferderennsport. Nach Dubai hatte sich Qais langsam auf Platz zwei als herausragendem Austragungsort für den weltweiten Rennzirkus geschoben.
Ironischerweise erst, nachdem er, als Initiator des Ganzen, in dieser Sparte längst nicht mehr aktiv war. Dabei hatte ihm der Pferderennsport einfach alles bedeutet.
Automatisch wanderte sein Blick erneut zu Jasmine. Ihr Gesicht war sehr blass, sodass die dunklen Ränder unter den Augen besonders hervorstachen.
Kareef fluchte lautlos in sich hinein. Warum versuchte sie nur so krampfhaft zu bekämpfen und zu negieren, was sie beide wollten?
Abrupt wandte er den Kopf ab und starrte nun selbst düster aus dem Fenster. Wanderdünen und der heiße Wüstenwind sorgten immer wieder für hinderliche Sandverwehungen auf der alten Straße, die noch aus der Zeit seines Großvaters stammte. Während der berühmt-berüchtigten Sandstürme in diesen Breiten konnte sie sogar ganz verschwinden.
So wie damals, vor dreizehn Jahren …
Er hatte lieber sterben wollen, als dem anklagenden Blick ihrer warmen braunen Augen ausgeliefert zu sein. Deshalb war er in die Wüste geflohen und hatte den Himmel angefleht, ihn unter dem heißen Wüstensand zu begraben.
Stattdessen hatte Umar ihn gefunden und mit zu sich nach Hause genommen. Unfähig, seinem Leben ein Ende zu setzen, stürzte Kareef sich daraufhin in ein Leben, das geprägt war von Verzicht und Selbstkasteiung. Ein führerloser Nomadenstamm sah in ihm seine Rettung und verwandelte den Ehrentitel eines Prinzen von Qais, wie ihn Kareef aus Familientradition trug, in einen echten Prinzentitel. Und damit zwangen sie ihn, gegen seinen Willen, weiterzuleben und Verantwortung zu übernehmen.
Kareef massierte seinen steifen Nacken und warf Jasmine einen kurzen Blick zu. Für das, was er ihr angetan hatte, gab es keine Wiedergutmachung. Sollte er es dennoch versuchen? Er verzehrte sich nach ihr, keine Frage … aber wäre es nicht genau deshalb eine selbstlose Geste, sie nicht zu verführen?
Es gibt einen Mann, der meinen Reizen widerstehen kann, Kareef … du.
Fast hätte er laut aufgelacht. Ausgerechnet er, der nie ein Problem hatte, der Weiblichkeit zu widerstehen, war Wachs in den Händen dieser einen Frau. Aber würde nicht jeder halbwegs gesunde Mann Jasmine verfallen? Diesem bezaubernden Lächeln, der Herzenswärme in ihren Augen und ihrer Seele …
Nein, nicht ihre Seele!, rief er sich hastig zur Ordnung. Er wollte nur an ihren Körper denken.
„Wir halten nicht unterwegs an, oder?“, fragte sie plötzlich mit seltsam gepresster Stimme.
„Möchtest du denn anhalten?“
Heftig schüttelte sie den Kopf. „Nein, auf keinen Fall! Ich möchte dieses Gebiet so schnell wie möglich durchqueren.“
„Fürchtest du dich vor irgendetwas?“
„Ja …“, gestand sie mit dünner Stimme. „Und du weißt, wovor. Ich sehe es immer wieder in meinen Albträumen. Du nicht?“
Dies war nicht die selbstbewusste, starke Frau, die sie ihm bisher vorgespielt hatte, sondern ein zutiefst verängstigtes junges Mädchen. Kareef spürte, wie sich sein Herz zusammenzog.
Gleich würden sie an der Reitschule vorbeikommen und wenig später die roten, zerklüfteten Felsen passieren, mit der versteckten Höhle. Dort war es geschehen …
Er hatte weder sie noch das Baby beschützen können, von dem sie beide nicht wussten, dass Jasmine es unter ihrem Herzen trug. Fast wäre sie an dem hohen Fieber gestorben, weil er ihr das leichtsinnige Versprechen gegeben hatte, niemandem von dem Reitunfall
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