Oase der Versuchung
Lust den Atem anhalten.
Sie tat, wie ihr geheißen, und als Hassan bat: „Komm jetzt zu mir“, ließ sie sich gegen ihn zurücksinken.
Obwohl sie sich, wie sie glaubte, inzwischen an ihn gewöhnt hatte, erstaunte das enorme Ausmaß seiner Erregung sie. Immer wieder fühlte es sich an wie das erste Mal.
Ihre Empfindungen waren so stark, dass sie kaum noch zu ertragen waren. Ihr Körper, die Nähe zu ihm, ihre gemeinsame Lust hatten Dimensionen, die sie sich nicht hätte ausmalen können. Dimensionen, die sie nur mit ihm erleben konnte und ohne die sie nicht mehr leben wollte.
Hassan trieb das Pferd zu einem schnelleren Schritt an.
„Ja … bitte. Ja …!“ Das war alles, was sie sagen konnte. All ihre Gedanken und Gefühle galten ihm. Noch nie hatte sie so tief empfunden.
Es war, als ob diese ungewöhnliche Form der Vereinigung eine tiefe Verbindung zwischen ihnen schuf, die sie füreinander noch wertvoller machte.
„Du bist mein Zuhause für mich, und ich will, dass du glücklich bist“, flüsterte er und spornte reeh mit leisem Zungenschnalzen an. Das Tier fiel in Galopp.
Talia blieb fast das Herz stehen. Als sie bereits fürchtete, vor Verzückung zu vergehen, biss Hassan sie leicht in den Nacken. Heiße Wellen der Lust erfassten sie.
Als sie den Gipfel erreichte, wollte sie schreien, aber Hassan hielt ihr die Hand vor den Mund.
Ohne es zu wollen, biss Talia hinein. Sie konnte nicht anders. Und es half: Gleich darauf fühlte sich ihr ganzer Körper warm und entspannt an. Da spürte sie, wie auch er zum Höhepunkt kam.
Wie aus einem Rausch erwacht, erkannte sie, dass sie an der Quelle angelangt waren.
„Du hättest mich wenigstens vorwarnen können“, beschwerte sie sich.
„Freut mich, dass es dir gefallen hat“, sagte er und lächelte. Nachdem er seine Kleidung zurechtgezogen hatte, sprang er vom Pferd. „Und niemand hat uns gesehen.“
Sie sah ihn an und lächelte frech. „Schade. Aber vielleicht beim nächsten Mal.“
Es gab kein nächstes Mal.
Am folgenden Abend hörte Talia kurz vor Sonnenuntergang das Dröhnen eines Hubschraubers. Das konnte nur bedeuten, dass Hassans Leute kamen, um sie abzuholen. – Das Aus für ihre Idylle.
Hassan wandte sich ihr zu, und seine Augen verrieten, dass sie beide dasselbe fühlten. Trotzdem versuchte er zu lächeln. „In ein paar Minuten sind sie hier. Willst du, dass wir gleich gehen?“
Sie wollte gar nicht gehen.
„Ja“, sagte sie nur.
Er nickte. „Dann packen wir die Sachen, die unsere Gastgeber uns geschenkt haben.“
„Wenn wir ihnen doch auch etwas geben könnten!“
„Das hast du doch bereits. Du hast so vielen so entscheidend geholfen, dass sie dem Tag danken, der dich in diese Oase gebracht hat. Außerdem können wir uns später noch revanchieren.“
Sie seufzte. Aber dann sprach er ihre kühnste Hoffnung aus.
„Wir kommen wieder hierher, ya nadda jannati. Das verspreche ich dir.“
Eine Viertelstunde später standen Talia und Hassan auf dem Platz, wo der Hubschrauber gerade gelandet war.
Vier kräftige Männer sprangen heraus und kamen auf sie zu, ohne sich um den Wind und den Lärm der Rotoren zu kümmern.
Kein Zweifel, sie mussten mit Hassan verwandt sein. Offensichtlich sahen alle Aal-Shalaan-Männer aus, als hätten sie göttliche Vorfahren. Aber trotz der Ähnlichkeit unterschieden sie sich sehr voneinander.
Als Erstes fiel ihr der Mann auf, der den Helikopter gesteuert hatte: Zohayds Kronprinz, Amjad Aal Shalaan – mit einer fast gefährlichen Ausstrahlung. Er erinnerte an einen schwarzen Panther: immer angriffsbereit, auf dem Sprung und stets eine Überraschung für seine Gegner.
Mit durchdringenden grünen Augen musterte er Talia.
Nein, mit Hassan hatte dieser Mann nichts gemein. Zwar sah auch er ausgesprochen attraktiv aus, aber er wirkte … gnadenlos. Bei ihm bekam niemand eine zweite Chance – und vielleicht nicht einmal eine erste.
Während die anderen Männer Hassan erleichtert und erfreut begrüßten, hielt Amjad sich zurück und ließ Talia nicht aus den Augen. Sie fühlte sich, als würde er ihre Seele mit einem Laser scannen.
Hassan stellte ihr die anderen – Munsoor, Yazeed und Mohab, der mit Ghada verlobt war – als seine Cousins vor, die ihn bei seiner Mission begleitet hatten. Erfreut schüttelten sie Talia die Hand und tauschten sich angeregt mit Hassan über all das aus, was in den vergangenen zwanzig Tagen passiert war.
Plötzlich schaltete Amjad sich ein. „Schluss jetzt mit dem
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