Oase der Versuchung
schien es mir fraglich, ob der Schreiber überhaupt mit einer Frau verhandeln würde. Außerdem, so dachte ich, würde eine Frau, die allein reiste, nur auffallen. Da kam mir eine Idee …“
Sie lächelte und fuhr fort: „Ich würde mich als Todd ausgeben. Seinen Pass hatte ich, und ähnlich sehen wir uns auch. Ich schrieb eine neue E-Mail und schickte sie unter Todds Namen und Adresse weg. Schon eine Stunde später erhielt ich eine Antwort. Ich sollte mir irgendein Flugticket kaufen, um zu den Gates des Airports zu gelangen. Dort würde ich mit einem Privatjet abgeholt werden und mit falschem Pass nach Zohayd fliegen. Zwar fand ich es gefährlich, dass auf diese Weise mein wahrer Aufenthaltsort nicht nachvollziehbar war, aber im Zweifelsfall konnte ich mich ja in Zohayd immer noch an die Botschaft wenden.“
Sie seufzte. „So bin ich hierhergekommen. Als ich per E-Mail nach den Informationen gefragt habe, antwortete mein Kontaktmann, die Zusammenhänge wären komplexer, als ich ahnte. ‚Meine‘ Probleme wären Teil von etwas, was sowohl ‚meine‘ Unschuld beweisen als auch die Aal Shalaans vom Thron stürzen könnte – ganz wie sie es verdienten. Später rief er mich auf dem Handy an – mit Stimmenverzerrer: Seine Identität müsse unbedingt geheim bleiben. Und dann erzählte er mir von den gestohlenen und gefälschten Kronjuwelen und von der Wichtigkeit des Pride of Zohayd für den Machterhalt. Ich wollte wissen, was das alles mit ‚mir‘ zu tun hätte. Da sagte er nur, ich wäre ein heller Kopf und würde dieses Wissen schon zu meinem Nutzen einsetzen. Er selbst wäre in einer sehr heiklen Situation und müsste jetzt Schluss machen. Später würde ich mehr erfahren.“
Sie sah Hassan an. „Ich habe sofort eine E-Mail an Mark Gibson geschickt, den Anwalt meines Bruders, mit dem wir von klein auf befreundet sind, um seine Meinung zu erfahren. Darin habe ich nur angedeutet, dass ich Informationen hätte, die dem Königshaus von Zohayd schaden könnten. Zwei Stunden später wurde ich aus meiner Mietwohnung entführt. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist der Unterschlupf meiner Entführer. Und den Rest der Geschichte kennst du ja.“
Sie verstummte und bemerkte, dass ihr Tränen übers Gesicht liefen. Die Ausweglosigkeit der Situation ließ sich kaum noch ertragen, nicht nur in Bezug auf Todd, sondern auch, was sie und Hassan anging. Blieb ihnen wirklich keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft?
Teilnahmsvoll sah Hassan sie an und zog sie, ohne ein Wort zu sagen, in seine Arme.
Als er sie kurz darauf küsste, dauerte es nicht lange, und ihr Begehren entbrannte aufs Neue. Beinahe verzweifelt liebten sie sich, denn das bevorstehende Ende ihrer Beziehung ließ sie ihre gegenseitige Sehnsucht noch schmerzlicher empfinden.
Danach kuschelte sie sich an Hassan, der vorgab zu schlafen. Sie wusste, dass er in Wahrheit wach lag, genau wie sie …
Hassan fror nicht. Obwohl die Nacht ebenso kalt war wie die, die sie in der Wüste erlebt hatten, spürte er es nicht. Im Gegenteil, in ihm brannte ein verzehrendes Feuer.
Endlich war Talia eingeschlafen. Und er war aufgestanden und hatte die Hütte verlassen, um frei durchzuatmen.
Aber es gelang ihm nicht. Am Ende des großen Gartens blieb er stehen und betrachtete den klaren Sternenhimmel. Plötzlich schienen die Sterne zu verschwimmen. Seine Verzweiflung über die Ausweglosigkeit ihrer Situation hatte ihm Tränen in die Augen getrieben, geradeso wie vorhin Talia. Dass sie geweint hatte, tat weh.
Und er konnte nichts tun, um die Lage zu klären! Er wollte nichts versprechen, was er später nicht halten konnte. Denn falsche Hoffnungen würden die Enttäuschung noch vergrößern.
Ja, er würde sie glücklich machen. Doch bis dahin musste er schweigen – und mit ihr leiden.
Mit jeder Faser seines Herzens liebte er sie. Ihm blieb nichts übrig, als inständig zu hoffen, dass sie sich nie zwischen ihm und ihrem Bruder entscheiden müsste.
Denn ohne sie erschien ihm das Leben sinnlos.
11. KAPITEL
Als Talia erwachte, spürte sie, wie Hassans wilde Zärtlichkeiten noch in ihr nachhallten. Behaglich streckte sie sich. O ja, er hatte sein Versprechen gehalten und sie in Reiche der Fantasie entführt, die sie sich niemals erträumt hatte …
Im Augenblick war er nicht da, aber er würde gleich zurück sein.
Sie stand auf und machte sich frisch. Gerade als sie damit fertig war, hörte sie reehs Hufgeklapper hinter der Hütte.
Sie ging zur Tür und blickte zu
Weitere Kostenlose Bücher