Oase der Versuchung
Gipfel der Lust.
Nie hatte er sich geborgener und glücklicher gefühlt, nie war er mehr er selbst gewesen als in diesem Moment.
Gleich darauf spürte er seinen Hunger aufs Neue erwachen, zwang sich aber aus Rücksicht zur Zurückhaltung.
Er wollte sich zurückziehen, doch sie hielt ihn fest.
„Keine Angst“, versicherte er ihr leise. „Du bekommst mehr. Bald. Immer. Aber jetzt ruh dich aus.“
Sie drückte die Hüften gegen ihn. „Bleib bei mir, ya hassani .“
„Genau das habe ich vor, und zwar für immer.“ Als er vorsichtig wieder tiefer eindrang, reagierte sie sofort und schloss die Beine um ihn.
Er lachte und küsste sie auf die Stirn. „Na warte …“, drohte er ihr scherzhaft.
Talia legte die Hände hinter den Kopf und sah Hassan herausfordernd an.
Er zog sie hoch und drehte sich mit ihr, sodass sie auf ihm lag. „Küss mich, ya talyeti …“
Talia kam seinem Wunsch nach, bis sie, ohne die Lippen von ihm zu lösen, in Schlaf fiel.
Auch Hassan schlief ein. Zum ersten Mal seit ihrer Rettung schlief er tief und fest.
Am liebsten wäre Talia auf Hassan liegen geblieben.
Seit vier Nächten schliefen sie in dieser Stellung, nachdem sie sich jedes Mal bis zur Erschöpfung geliebt hatten.
Sie setzte sich auf und bewunderte seinen klassisch schönen Körper. Je länger sie ihn betrachtete, desto heftiger pochte ihr Herz. Es kam erst zur Ruhe, als sie sich an ihn schmiegte.
Schlaftrunken murmelte er: „ Ahebbek. “ – Ich liebe dich.
Als sie ihn küsste, spürte sie, wie er sofort auf sie ansprach.
„ Ahebbak “ , erwiderte sie.
Hassan drückte sie auf das Bett und liebte sie. Er wusste zweifellos, dass sie sich genauso danach sehnte wie er. Durch ihre grenzenlose gegenseitige Begierde erreichten sie beim ersten Mal immer in kurzer Zeit den Gipfel des gemeinsamem Glücks …
„ Aashagek “, flüsterte er.
Das bedeutete, wie er ihr erklärt hatte, mehr als Liebe. Es war ein umfassenderer Begriff, sinnlicher als bloße Bewunderung und voller Ehrerbietung. Es passte genau.
„ Wana aashagak. “ Talia atmete tief durch und fasste sich ein Herz. Was sie zu sagen hatte, würde ihre Idylle empfindlich stören. Aber es musste sein. „Ich möchte, dass du etwas weißt.“
Sie spürte, wie er erstarrte, und setzte sich auf.
„Die Zeit hier in der Oase gehört uns allein, ya nadda jannati “, sagte er beschwörend. „Wenn die Welt uns wiederhat, bleibt noch genug Zeit für alles andere. Aber bis dahin, ya malekat galbi , gibt es nur uns zwei.“
Talia erbebte. Gerade hatte er sie Herrin seines Herzens genannt. Und sie wusste, dass es ihm damit ernst war.
Aber es änderte nichts.
Wenn die Welt sie erst wiederhatte, wie er es ausgedrückt hatte, würden sich ihre Wege zwangsläufig trennen. Und ihr würden nur ihre wunderbaren Erinnerungen bleiben. „Ich muss es dir aber sagen“, beharrte sie.
Er seufzte, schloss die hellbraunen Augen und nickte widerstrebend.
Talia begann: „Vor einem Monat ist mir ein Brief in die Hände gekommen, der eigentlich für meinen Bruder bestimmt war. Von dem Tag an, als Todd aus Azmahar zurückkam, bis zu seiner Inhaftierung haben wir zusammengewohnt. Normalerweise habe ich seine Post immer gesammelt und sie ihm gebracht. Doch dieses Mal habe ich den Brief geöffnet. Zum einen, weil ich Todd böse Überraschungen ersparen wollte, und zum anderen durchaus aus Neugier: Es klebte nämlich eine Marke aus Zohayd darauf.“
Sie holte tief Atem, und Hassan nickte, damit sie weitererzählte.
„Der Briefschreiber behauptete, er wisse, wer die Schuld an Todds Prozess hatte. Todd sollte wegen wichtiger Informationen nach Zohayd kommen. Offenbar hatte der Schreiber ein starkes Interesse daran, die Verantwortlichen zu entlarven, wollte es aber nicht selbst tun. Und wer eignet sich für so etwas besser als jemand, dem man solches Unrecht getan hat?“
Nachdenklich sah sie Hassan an. „Nachdem ich den Brief mehrere Male durchgelesen hatte, wurde mir klar, dass der Schreiber nicht wusste, dass Todd gar nicht handlungsfähig war. Beigelegt war der Ausdruck einer E-Mail, auf die ich antworten wollte, um die Situation zu erklären und den Absender wissen zu lassen, dass ich an Todds Stelle reisen würde. Aber kurz bevor ich die E-Mail abgeschickt habe, sind mir Bedenken gekommen. Wenn der Schreiber erst wusste, dass Todd schon im Gefängnis saß, würde er die ganze Sache vielleicht aufgeben. Nach allem, was mein Bruder mir über diesen Teil der Welt erzählt hat,
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