Oase der Versuchung
verliebte …
Talia wollte Kontakt zu ihrem Informanten aufnehmen, um die restlichen Informationen zu bekommen. Das hatte sie auch Hassan gesagt. Aber er hatte es ihr verboten, denn er wollte auf keinen Fall, dass sie in Gefahr geriet – selbst wenn es um Wohl oder Wehe des Königreichs ging. Er würde andere Wege finden.
Nur zögernd hatte er sie allein gelassen. Doch da er Dringendes zu erledigen hatte, hatte er ihr ein Handy gegeben, mit dem sie jederzeit miteinander telefonieren konnten.
Angesichts des herrlichen Palasts, der dem Taj Mahal ähnelte, vergaß Talia die gesamte schwierige Situation.
Während sie sich auf diese Reise vorbereitet hatte, hatte sie gelesen, dass der Palast im siebzehnten Jahrhundert von Tausenden von Künstlern und Handwerkern im Laufe dreier Jahrzehnte gebaut worden war.
Und nun sah sie all diese Pracht mit eigenen Augen. Mit allen Sinnen empfand sie, wie geschichtsträchtig dieser Ort war. Sie konnte nachvollziehen, wie Hassan sich zu dem entwickelt hatte, was er war. Der Palast strahlte Macht, Adel und Würde aus und verkörperte damit auch die Vorzüge der königlichen Familie. Weder Hassan noch sein Bruder und die Cousins konnten diese Herkunft verleugnen.
Sie musste alles tun, um dieser Familie den Thron zu erhalten. Wie sie nun endgültig erkannte, entbehrten ihre Vorurteile jeder Grundlage. Dank der jahrhundertelangen besonnenen Regierung der Aal Shalaans war Zohayd zu einem wohlhabenden und friedlichen Land erblüht.
Sie brauchte nur ihre Trümpfe richtig auszuspielen, um die Gefahr abzuwenden, die Hassan und den Aal Shalaans, Zohayd und damit der gesamten Region drohte.
Gerade als sie ihren Informanten anrufen wollte, klingelte ihr Handy. Hassan.
Wie sehr sie seine Stimme liebte!
„Ich habe gute Neuigkeiten, ya habibati “, sagte er. „Die Ermittlungen und Verhandlungen meiner Brüder in meinem Auftrag haben Früchte getragen: Dein Bruder wird freigelassen – ohne ein neues Verfahren. An der Anklage gegen ihn wird nicht festgehalten. In allen internationalen Zeitungen wird eine offizielle Entschuldigung erscheinen. Und eine großzügige Haftentschädigung bekommt er auch.“
Talia konnte ihr Glück kaum fassen.
Hassan fuhr fort: „Bitte verzeih mir, ya nadda jannati. Ich habe noch etwas anderes Wichtiges zu tun. Aber ich rufe dich an, sobald ich kann. Bis bald, ya mashoogati .“
Wortlos starrte sie auf ihr Handy. Sie war unendlich erleichtert und dankbar.
Todd war frei! Es war vorbei. Bald würde sie ihren Bruder wiederhaben.
Sie kuschelte sich auf dem Bett zusammen, um nicht vor Liebe zu Hassan durchs Zimmer zu tanzen.
Dann stand sie wild entschlossen auf, um ihren Kontaktmann anzurufen. Aber die Nummer gab es nicht mehr. Vielleicht hatte er sie löschen lassen, um nicht aufgespürt zu werden.
Also ging sie online und schickte ihm eine E-Mail mit ihrer Rufnummer.
Kurz darauf hörte sie den angenehmen Klingelton des Handys. Sicher noch einmal Hassan. Vor Aufregung ließ sie das Handy fallen, hob es jedoch wieder auf. Es war nicht Hassan. Eine verzerrte Stimme meldete sich. Ihr Informant.
So schnell!
Entsetzt hörte sie, was er sagte. „Hallo, Frau Dr. Talia Jasmine Burke. Keine Sorge, ich will immer noch mit Ihnen verhandeln. In Ihrer jetzigen Situation können Sie sogar noch mehr Schaden anrichten. Hassan tut ja alles, um sich mit Ihnen gut zu stellen und etwas aus Ihnen herauszubekommen. Hoffentlich fallen Sie nicht auf seinen Charme herein. Verlieren Sie bloß nicht Ihr Ziel aus den Augen! Sie wollen doch, dass Ihr Bruder freikommt.“
Als Talia nach Atem rang, hörte sie, wie die verzerrte Stimme lachte. „Sehen Sie, ich weiß alles über Sie. Darum war ich von Anfang an hinter Ihnen her: Ich brauchte jemanden mit einem triftigen Grund für Rache. Und weil Sie eine Frau sind. Frauen schaffen es, die mächtigsten Männer ins Verderben zu stürzen. Darum sage ich Ihnen jetzt, wer der Kopf der Verschwörer ist: Yusuf Aal Waaked, der Prinz des Nachbaremirats Ossaylan.“
Endlich fand Talia ihre Stimme wieder. „Aber warum das enthüllen? Dann können doch die Aal Shalaans die Verschwörung auffliegen lassen. Und sie wissen dann auch, wo sie nach den verschwundenen Juwelen suchen müssen …“
„Gar nichts wird das den Aal Shalaans nützen. Im Gegenteil. Durch diese Enthüllung wird verhindert, dass er seine Meinung ändert. Auf diese Weise steht er die Sache garantiert bis zum Ende durch.“
Nach einem Moment des Schweigens wurde die Stimme
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