Oase der Versuchung

geben kann. Nur mich selbst. Und trotzdem frage ich dich, ya talyeti, ya ghalyeti, ya noor donyeti : Willst du meine Frau werden?“
    Wenn Hassan sie nicht festgehalten hätte, wäre Talia vermutlich gestürzt.
    Überwältigt von Freude, sah sie ihn an, wie er vor ihr kniete. Dann stammelte sie: „Ja … b…bist du denn nicht für eine arrangierte Heirat vorgesehen?“
    Er lächelte sein Lächeln, das Talia den Atem raubte. „Nein. Ich kann tun und lassen, was ich will. In diesem Punkt bin ich mein eigener Herr und darf mein Herz entscheiden lassen. Und mein Herz, wie alles andere an mir, hat sich für dich entschieden.“
    Schluchzend beugte sie sich zu ihm hinunter. „Gut so, denn ab jetzt sind wir ja ein Leben lang zusammen“, scherzte sie unter Freudentränen.
    Die Kollegen, an die sie längst nicht mehr gedacht hatte, klatschten Beifall und jubelten.
    Ärzte in Notaufnahmen haben eben kein Privatleben, dachte sie glücklich.
    Als Hassan und sie sich ausgiebig küssten, sagte einer der Kollegen: „Wenn ihr ungestört sein wollt: Gleich um die Ecke ist ein Abstellraum …“
    Ohne den Kuss zu unterbrechen, machten beide gleichzeitig eine abwehrende Handbewegung. Dann sahen sie sich kurz an, nahmen sich bei der Hand und verließen das Zimmer.
    Eine Ärztin rief Talia noch nach: „Und wenn der Chef nach dir fragt?“
    „Dann sag ihm einfach, ich muss eine Schusswunde behandeln.“
    „Genau“, setzte Hassan hinzu. „Und der Verletzte ist dafür so dankbar, dass er eine sechsstellige Summe spenden wird.“
    Dann gingen sie – und ließen die anderen amüsiert und gut gelaunt zurück.
    Vor dem Abstellraum blieb Hassan stehen und drängte Talia hinein. „Und dir, der goldenen Göttin meines Herzens, was darf ich dir schenken?“
    Sie zog ihn an sich und antwortete: „Nur deine Liebe. Dich selbst.“
    „Die hast du längst. Und du wirst sie nie verlieren.“
    – ENDE –