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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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der Sache vertraut, kennst auch die Gegend; und ich würde mit dem Reisegeld nicht geizen.«
    »Bin ich denn dein Verwalter?« entgegnete Tarantjew stolz, »ich bin es auch gar nicht mehr gewohnt, mit Bauern umzugehen.«
    »Was soll ich dann tun!« sagte Oblomow nachdenklich. »Ich weiß wirklich nicht ...«
    »Schreibe doch dem Kreisrichter; frag ihn, ob ihm der Dorfschulze von den flüchtigen Bauern erzählt hat!« riet Tarantjew, »und bitte ihn, bei Gelegenheit auf dein Gut zu kommen; schreibe auch dem Gouverneur, er soll dem Kreisrichter auftragen, ihm mitzuteilen, wie sich der Dorfschulze benimmt. ›Ich bitte Euer Wohlgeboren um väterliche Teilnahme, schauen Sie mit barmherzigem Auge auf das mir drohende, unabwendbare Unglück herab, das durch die eigenmächtige Handlungsweise des Dorfschulzen verursacht wurde, auf den endgültigen Ruin, dem ich mit meiner Frau und meinen unmündigen, ohne jede Aufsicht und ohne ein Stück Brot zurückbleibenden zwölf Kindern rettungslos verfalle ...‹«
    Oblomow lachte.
    »Woher werde ich so viel Kinder nehmen, wenn man verlangt, daß ich sie zeigen soll?« fragte er.
    »Schreibe nur: mit meinen zwölf Kindern; man wird das hingehen lassen und keine Erkundigungen einziehen, das wird ›natürlich‹ klingen. Der Gouverneur wird den Brief seinem Sekretär übergeben, und du schreibst zu gleicher Zeit auch ihm, natürlich mit einer entsprechenden Einlage – er wird dann die nötigen Anordnungen treffen. Und bitte auch deine Nachbarn darum, wen hast du dort?«
    »Dobrinin ist in der Nähe«, sagte Oblomow, »ich habe ihn hier oft gesehen; er ist jetzt dort.«
    »Schreibe auch ihm, bitte ihn recht schön darum: ›Sie werden mir dadurch einen unschätzbaren Dienst erweisen und werden mich, wenn Sie als Christ, als Freund und als Nachbar handeln, sehr verpflichten‹; und lege diesem Brief irgendein Petersburger Ge schenk ... vielleicht Zigarren bei. So mußt du handeln, wenn du etwas verstehen willst. Du bist ein verlorener Mensch! Ich würde meinen Dorfschulzen schon tanzen lassen, ich würde es ihm zeigen! Wann geht die Post dorthin ab?«
    »Übermorgen.«
    »Setz dich also hin und schreibe sofort.«
    »Die Post geht doch erst übermorgen, warum soll ich also gleich schreiben?« bemerkte Oblomow, »das kann ich ja auch morgen tun. Und höre einmal, Michej Andreitsch«, fügte er hinzu, »führe deine ›Wohltaten‹ zu Ende; ich werde noch irgendeinen Fisch oder Geflügel zum Mittagessen bestellen.«
    »Was denn noch?«
    »Setz dich hin und schreibe. Wieviel Zeit brauchst du denn, um drei Briefe zu verfassen? Du erzählst das so ›natürlich‹ ...« fügte er, ein Lächeln verbergend, hinzu, »und Iwan Alexeitsch würde es abschreiben ...«
    »He! Was sind das für Einfalle?« antwortete Tarantjew, »ich soll schreiben! Ich schreibe sogar im Amt schon seit drei Tagen nicht; sowie ich mich hinsetze, fängt mein linkes Auge zu tränen an; ich bin wohl in den Zug gekommen, und auch der Nacken wird mir steif, wenn ich mich bücke ... Oh, du Faulpelz! Du gehst zugrunde, Bruder Ilja Iljitsch, und das für nichts und wieder nichts!«
    »Ach, wenn doch Andrej bald kommen würde!« sagte Oblomow, »er würde alles in Ordnung bringen.«
    »Was du dir da für einen Wohltäter ausgesucht hast!« unterbrach ihn Tarantjew, »einen verfluchten Deutschen, einen durchtriebenen Schwindler ...«
    Tarantjew hatte den Ausländern gegenüber einen instinktiven Widerwillen; in seinen Augen war ein Franzose, ein Deutscher, ein Engländer gleichbedeutend mit Schuft, Betrüger, Übervorteiler oder Räuber. Er machte nicht einmal einen Unterschied zwischen den Nationen, sie waren in seinen Augen alle gleich.
    »Hör einmal, Michej Andreitsch«, sagte Oblomow strenge, »ich möchte dich bitten, in deinen Ausdrücken vorsichtiger zu sein, besonders wenn du von einem mir nahestehenden Menschen sprichst ...«
    »Von einem nahestehenden Menschen!« entgegnete Tarantjew haßerfüllt, »ist er denn mit dir verwandt? Er ist doch ein Deutscher.«
    »Er steht mir näher als alle Verwandten; ich bin mit ihm zusammen aufgewachsen, habe mit ihm gelernt und werde solche Schimpfworte nicht erlauben ...«
    Tarantjew wurde purpurrot vor Zorn.
    »Ah! Wenn du mich durch einen Deutschen ersetzest«, sagte er, »kommt mein Fuß nie mehr über deine Schwelle.«
    Er setzte den Hut auf und wandte sich der Türe zu. Oblomow besänftigte sich sofort.
    »Du solltest in ihm meinen Freund ehren und dich über ihn vorsichtiger

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