Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
Vom Netzwerk:
ein Verlorener bin, dann sage, was ich tun soll!«
    »Und was bekomme ich dafür?«
    »Ich habe ja gesagt, daß es Champagner geben wird; was willst du denn noch?«
    »Der Champagner ist für das Wohnungssuchen; ich habe dich mit Wohltaten überhäuft, und du fühlst das nicht und streitest noch; du bist undankbar! Suche dir einmal selbst eine Wohnung! Und was für eine Wohnung das ist! Vor allem, wie ruhig du da leben wirst, wie bei einer leiblichen Schwester. Dann sind zwei Kinder und der ledige Bruder da, ich werde jeden Tag kommen ...«
    »Gut, gut«, unterbrach Oblomow, »sag mir jetzt, was ich mit dem Dorfschulzen tun soll!«
    »Nein, laß außerdem noch Porter holen, dann sag' ich dir's.«
    »Jetzt willst du auch noch Porter haben; ist dir denn das alles noch zu wenig ...«
    »Nun, dann adieu«, sagte Tarantjew, wieder seinen Hut aufsetzend.
    »Ach, du mein Gott! Der Dorfschulze schreibt hier, daß die Einnahmen um zweitausend geringer sind, und er will noch Porter haben! Nun gut, kaufe Porter.«
    »Gib Geld!« sagte Tarantjew.
    »Dir bleibt ja noch der Rest vom Zehnrubelschein!«
    »Und die Droschke in die Wiborgskajastraße?«
    Oblomow nahm noch einen Rubel heraus und steckte ihm denselben ärgerlich zu.
    »Dein Dorfschulze ist ein Schwindler, das muß ich dir vor allem sagen«, begann Tarantjew, den Rubel in die Tasche steckend, »und du glaubst ihm, du Schlafmütze. Siehst du, was er für ein Lied singt! Von Dürre, Mißernte, Rückständen und von den fortgelaufenen Bauern. Er lügt, das ist alles gelogen! Ich habe gehört, daß man in unserer Gegend, in Schumilowskoje, mit der vorjährigen Ernte alle Schulden bezahlt hat, und bei dir ist plötzlich Dürre und Mißernte. Und Schumilowskoje ist nur fünfzig Werst von deinem Gut entfernt; warum ist denn das Getreide dort nicht ausgebrannt? Was er sich noch ausdenkt: Rückstände! Warum hat er denn nicht aufgepaßt und hat alles vernachlässigt? Woher sind die Rückstände? Gibt es denn in unserer Gegend keine Arbeit oder keinen Absatz? So ein Dieb! Ich würde es ihm schon zeigen! Und die Bauern sind deswegen fortgelaufen, weil er sich von ihnen wohl ordentlich hat bezahlen lassen und ihnen dann zu flüchten erlaubt hat; es ist ihm nicht im Traum eingefallen, dem Kreisrichter zu klagen.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Oblomow, »er gibt sogar die Antwort des Kreisrichters so natürlich wieder ...«
    »Ach, du verstehst gar nichts. Alle Schwindler schreiben natürlich – das kannst du mir glauben! Da sitzt zum Beispiel«, fuhr er auf Alexejew hinweisend fort, »eine ehrliche Seele, das reinste Schaf, wird er so natürlich schreiben? – Niemals. Aber sein Verwandter, der ein Schwein und eine Bestie ist, der bringt es fertig. Und auch du kannst es nicht. Ja, dein Dorfschulze ist also schon darum eine Bestie, weil er so natürlich und geschickt schreibt. Schau mal, wie er sich die Worte ausgesucht hat: ›in ihren früheren Wohnort wieder einsetzen‹.«
    »Was soll ich denn mit ihm machen?« fragte Oblomow.
    »Setze ihn sofort ab.«
    »Wen soll ich denn an seine Stelle setzen? Ich kenne ja die Bauern nicht. Ein anderer wird vielleicht noch schlimmer sein. Ich war schon zwölf Jahre nicht mehr dort.«
    »Du mußt selbst ins Dorf fahren; das geht nicht anders; verbringe dort den Sommer und komm im Herbst direkt in die neue Wohnung. Ich werde schon anordnen, daß sie bis dahin fertig ist.«
    »Eine neue Wohnung! Allein aufs Gut fahren! Was für übertriebene Maßregeln du vorschlägst!« sagte Oblomow unzufrieden. »Nein, um nicht zum Äußersten zu greifen und einen Mittelweg einzuschlagen ...«
    »Nein, Bruder Ilja Iljitsch, du wirst ganz zugrunde gehen. Ich würde an deiner Stelle das Gut längst verpfändet haben und mir dafür ein anderes oder hier ein Haus an einem guten Platze kaufen; das ist dein Gut wert. Und dann würde ich auch das Haus verpfänden und mir ein anderes kaufen ... Wenn ich dein Gut hätte, würde man schon von mir hören.«
    »Höre auf zu prahlen und denke dir etwas aus, wie ich alles erledigen kann, ohne auszuziehen und ohne aufs Gut zu fahren ...« bemerkte Oblomow.
    »Wirst du dich denn einmal vom Fleck rühren?« fragte Tarantjew, »schau dich nur einmal an: wozu taugst du? Was hat das Vaterland von dir für einen Nutzen? Du kannst nicht einmal aufs Gut fahren!«
    »Es ist jetzt noch zu früh, hinzufahren, laß mich erst meinen Plan zu Ende bringen ... Weißt du, Michej Andreitsch«, sagte Oblomow, »fahre du hinüber. Du bist mit

Weitere Kostenlose Bücher