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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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keinen Tabak kaufen und meine Gevatterin nicht bewirten! Zum Kuckuck auch! ... Warum nur der Tod nicht kommt!«
    Ilja Iljitsch legte sich auf den Rücken, schlief aber nicht gleich ein. Er dachte und dachte und wurde ganz aufgeregt.
    »Ein zweifaches Unglück auf einmal!« sagte er und wickelte sich ganz mit dem Kopf in die Decke ein, »wie soll man dem widerstehen!«
    Aber in Wirklichkeit hatte das zweifache Unglück, das heißt der unheilverkündende Brief des Dorfschulzen und die Übersiedlung in die neue Wohnung, Oblomow zu erregen aufgehört und war nur mehr unter die unangenehmen Erinnerungen gereiht worden. Die Unannehmlichkeiten, mit denen der Dorfschulze droht, sind noch in weiter Ferne, dachte er, bis dahin kann sich vieles ändern. Ein Regen könnte das Getreide in besseren Stand setzen; vielleicht ergänzt der Dorfschulze die Zahlungsrückstände, die flüchtigen Bauern werden »wieder in ihren früheren Wohnort eingesetzt werden«, wie er schreibt. Wohin sind diese Bauern geflüchtet? dachte er und vertiefte sich schon vom künstlerischen Standpunkt aus in die Betrachtung dieses Umstandes. Sie sind wohl in der Nacht, ohne Brot, in der Nässe fortgelaufen. Wo haben sie denn geschlafen? Doch nicht im Wald? Da kann man doch gar nicht sitzen! Im Bauernhaus stinkt es zwar, aber es ist wenigstens warm ... Warum rege ich mich denn auf? dachte er. Der Plan ist ja bald fertig – warum mache ich mir denn jetzt schon Angst? Ach, wie ich doch bin ... Der Gedanke an den Umzug beunruhigte ihn etwas mehr. Das war das neuere, spätere Unglück; doch in Oblomows ruhigem Geiste war auch dieses Faktum in das Stadium der Geschichte übergegangen. Obwohl er die Unvermeidlichkeit dieses Umzuges dunkel ahnte, um so mehr, als jetzt Tarantjew sich mit dieser Angelegenheit befaßte, schob er im Geiste dieses aufregende Ereignis seines Lebens doch wenigstens um eine Woche hinaus und hatte auf diese Weise volle acht Tage der Ruhe gewonnen! Und vielleicht würde Sachar alles noch so einzurichten versuchen, daß der Umzug überhaupt unnötig wurde; möglicherweise würde es auch so gehen. Der Umbau könnte auf den nächsten Sommer verschoben oder auch ganz aufgegeben werden. Die Sache würde sich schon irgendwie einrichten lassen! ... Man konnte doch nicht tatsächlich umziehen! ... So regte er sich abwechselnd auf und beschwichtigte sich selbst und fand endlich in diesen versöhnenden und beruhigenden Worten: vielleicht, möglicherweise, irgendwie auch diesmal, was er stets gefunden hatte, ein ganzes Arsenal von Hoffnungen und Tröstungen, wie sie in der Bundeslade unserer Väter eingeschlossen waren; es gelang ihm auch im gegenwärtigen Augenblick, sich damit vor dem zweifachen Unglück zu schützen. Schon umfing eine angenehme, leichte Starrheit seine Glieder und begann seine Gefühle ganz leicht mit Schlaf zu umnebeln, wie die ersten, schüchternen Fröste die Oberfläche der Gewässer trüben; noch ein Augenblick, und sein Bewußtsein wäre Gott weiß wohin fortgeflogen, aber plötzlich erwachte Ilja Iljitsch und öffnete die Augen.
    »Ich habe mich ja noch nicht gewaschen! Das geht doch nicht! Ich habe ja auch noch nichts getan«, flüsterte er. »Ich wollte den Plan zu Papier bringen, habe es aber nicht getan, habe weder dem Kreisrichter noch dem Gouverneur geschrieben, habe einen Brief an den Hausherrn angefangen und ihn nicht beendigt, habe die Rechnungen nicht durchgesehen und kein Geld herausgegeben – der ganze Morgen ist verlorengegangen!«
    Er sann nach ...
    »Was ist denn das? Und der ›andere‹ würde das alles getan haben!« tauchte es in seinem Kopfe auf. »Der andere ... Was ist denn das, der ›andere‹?«
    Er vertiefte sich in das Vergleichen seiner selbst mit dem »anderen«. Er dachte und dachte, und jetzt begann er sich über den »anderen« eine Vorstellung zu bilden, die derjenigen, die er Sachar beigebracht hatte, ganz entgegengesetzt war. Er mußte zugeben, daß der andere alle Briefe fertiggebracht hätte, ohne daß welcher und daß aufeinandergestoßen wären; der andere würde auch in die neue Wohnung übergesiedelt sein, hätte den Plan verwirklicht und wäre aufs Gut gefahren.
    Auch ich könnte ja alles das tun ... dachte er. Mir scheint, ich sollte auch schreiben; ich habe doch früher kompliziertere Sachen als Briefe geschrieben! Wohin ist denn mein ganzes Wissen verschwunden? Und was ist es denn für eine Kunst umzuziehen? Man braucht nur zu wollen! Der »andere« trägt auch nie einen

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