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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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war kalt. Ben stellte ihn wieder ab. Selbst der Klang des auf den Tisch treffenden
     Bechers erschien laut in der Stille. Obwohl sich äußerlich nichts verändert hatte, hatte ihr Zuhause die vertraute Normalität
     verloren. Ben schloss seine Augen vor dieser Tatsache und wurde sofort von grausamen Trugbildern gequält. Er konnte Sarah
     sehen, die sorglos eine Melodie aus |12| dem Radio mitsummte, während sie in der Küche herumlief und innehielt, um schnell einen Schluck Kaffee zu trinken. Aus ihrem
     blauen Lieblingsbecher. Im Geiste konnte er deutlich ihre Stimme hören, als sie mit Jacob sprach. «Beeil dich mit dem Frühstück,
     Jake, sei ein lieber Junge.» Während sie vor dem Spiegel ihr hellbraunes Haar richtete, drehte sie sich halb zu Ben um. «Ich
     habe dir noch gar nicht erzählt, dass ich Imogen vorgeschlagen habe, wir könnten uns dieses Wochenende mit ihr und Neil treffen.»
    «O nein, das ist nicht dein Ernst», hörte er sich sagen und bewegte die Lippen synchron zu den erinnerten Worten. «Neil ist
     der größte Langweiler auf der Welt.»
    Im Spiegel sah er ihr Lächeln. «Dann musst du wohl doppelt interessant sein, um das wettzumachen.» Sie drehte ihren Kopf und
     begutachtete ihr Haar kurz von der Seite. «Ach, was soll’s. Das muss reichen.»
    Als sie zur Garderobe ging, um ihre Jacke zu holen, streifte der kurze Rock gegen ihre Beine. «Mach schon, Jake, wir müssen
     los.» Sie schlang von hinten einen Arm um ihren Sohn und kitzelte ihn, bis er sich wand. Das Lachen der beiden hatte ihn damals
     zum Lächeln gebracht, und beim Gedanken daran musste er auch jetzt wieder lächeln.
    Sarah küsste Jacob auf den Kopf und beugte sich dann hinab, um die Schnürsenkel seiner Turnschuhe zu binden. «Musst du heute
     lange arbeiten?»
    «Ich glaube nicht. Gegen sieben müsste ich zurück sein.»
    Er schaute zu, wie sie den Stuhl zurückzog und Jacob hinuntersprang. Als sie sich aufrichtete, zuckte sie zusammen und rieb
     sich die Schläfe. «Ich glaube, ich hatte gestern Abend ein Glas zu viel», sagte sie. Schlank und elegant kam sie zu ihm. Er
     konnte genau das zarte Muster der Sommersprossen sehen, die sich über ihre Wangen und den Nasenrücken |13| ausbreiteten, und ihr Parfüm riechen. «Bis später.» Als sie ihn anlächelte und in Erwartung eines Kusses das Gesicht hob,
     war das geistige Bild so lebendig, dass er nach vorn schwankte und die Augen öffnete.
    Die leere Küche lag vor ihm. Das Frühstücksgeschirr stand noch auf dem Tisch. Nur sein eigenes und das von Jacob. Jetzt wünschte
     er, er hätte Tessas Angebot, den Jungen zur Schule zu bringen, nicht angenommen. Für einen Moment war er versucht, hinauszugehen
     und in eine neutralere Umgebung zu entfliehen, in der er Sarahs Abwesenheit nicht spürte. Aber damit hätte er nur aufgeschoben,
     womit er früher oder später würde klarkommen müssen. Je früher, desto besser.
    Sie würde nicht zurückkehren.
    Er nahm eine Rolle Müllsäcke und ging hinauf ins Schlafzimmer. Hier schrie alles nach ihr. Bemüht, nicht daran zu denken,
     was er tat, öffnete er den Schrank und packte einen Schwung ihrer Kleider. Sarahs Geruch hing an ihnen wie ein Destillat des
     Kummers. Er konnte nicht glauben, dass sie diese Sachen nie wieder tragen würde. Nach einer Weile wurde er von seiner Trauer
     derart überwältigt, dass er mit dem Bündel vor seiner Brust schluchzend innehielt.
    Der Anruf war erst eine Woche her. Ben war im Studio mitten in einer Fotosession gewesen, als Zoe, seine Assistentin, ihm
     mitteilte, dass Keith am Telefon sei. Keith war Tessas Ehemann und sein ältester Freund, er arbeitete als Anwalt in derselben
     Kanzlei wie Sarah. Ohne von der Kamera aufzuschauen, bat Ben auszurichten, dass er ihn zurückrufen werde.
    «Ich glaube, du gehst besser dran», hatte Zoe entgegnet. Er war kurz davor gewesen, sie anzuschnauzen, doch dann bemerkte
     er ihren Gesichtsausdruck.
    |14| Die Ärzte hatten den Begriff Aneurysma benutzt, der für ihn bis dahin nur ein Wort unter vielen gewesen war. Im Grunde hatte
     er nicht einmal genau gewusst, was es bedeutete. Jetzt wusste er, dass es der Fachausdruck für eine geschwollene und geplatzte
     Ader war. Ein winziger Teil Sarahs, ein Bruchteil des gesamten Menschen, der seine Frau gewesen war, hatte nachgegeben und
     sie auf die Intensivstation gebracht. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, abgesehen von der beiläufigen Erwähnung der Kopfschmerzen
     am Morgen. Ben empfand es als

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