Obsidian (German Edition)
Monja und Eric auch nicht weiter, sondern warf nur noch mehr Fragen auf. In Gedanken vertieft gingen sie wortlos weiter. Neben dem Eingang zum Park blieben Sie stehen.
„ Dort vorne ist das Denkmal vom Kaiser Maximilian“, sagte Monja und deutete zu dem kleinen Platz vor einer Kirche. Die Statue stand auf einem weißgrauen Sockel, umgeben von einer umzäunten, schneebedeckten Grünfläche. Die Holzbank vor dem Denkmal war leer. Niemand beachtete den Mann in Dunkelgrau, der auf den Sockel stand und von oben auf die Passanten herabblickte. Sein Gesicht war von seinem Vollbart fast zur Hälfte verdeckt, dafür fehlten die Haare auf seinem Kopf. Die Kleidung, mit der der ehemalige Kaiser dargestellt wurde, schien eine Offiziersuniform zu sein, wobei das Beinkleid eher wie ein großer Rock aussah.
Monja und Eric traten nahe heran.
„ Ferdinand Maximilian, Erzherzog von Österreich, Kaiser von Mexiko“, las Eric vor, was auf der Steintafel stand, der am Sockel eingelassen wurde.
Sie studierten das Denkmal und gingen mehrmals um die Statue herum.
„ Nichts zu finden“, meinte Monja entmutigt.
„ Das wäre auch zu einfach gewesen. Andererseits, wo soll hier auch ein Stein versteckt sein, denn bislang noch niemand gefunden hat“, überlegte Eric laut.
Er nahm den Zettel mit den Zahlen heraus und blickte von den Zahlen zum Denkmal.
„ Wir sollten heimfahren und auf Miguel warten. Wenn er wirklich mit meinem Vater befreundet war, weiß er unter Umständen …“ Sie sah, dass Eric die Statue anblickte und angestrengt nachdachte.
„ Was geht Dir durch den Kopf?“, wollte sie wissen.
„ Hast Du einen Stift?“
Monja kramte in ihrer Handtasche und zückte einen Kugelschreiber.
„ Hier, bitte. Verrätst Du mir, was los ist?“
„ Wie war der Spruch auf der Karte, elf in einer Reihe?“
„ Nein. Fünf Zeilen aus elf in einer Reihe".
Eric schrieb etwas auf den Zettel und zeigte es ihr.
„ Ich glaube, Princesa, wir haben das Rätsel gelöst!“, meinte er enthusiastisch.
Monja sah ihn verständnislos an, blickte dann auf den Zettel und plötzlich verstand sie.
Eric hatte den Text der Steintafel abgeschrieben, nur in einer neuen Reihenfolge:
FERDINANDMA
XIMILIANERZ
HERZOGVOEST
ERREICHKAIS
ERVONMEXIKO
„ Fünf Zeilen, jeweils mit elf Buchstaben. Jetzt bin ich gespannt …“ Monja drückte sich an Eric und sah ihm zu, wie er die erste Zeile durchging.
„ So, 3-10, die dritte Zeile und der zehnte Buchstabe. Ein S“
Sie gingen jedes Zahlenpaar in der ersten Reihe der Karte durch.
„ Sarg. Also ich glaube, wir sind am richtigen Weg. Was kommt bei der nächsten Zeile heraus?“, meinte Monja aufgeregt. Eric zählte die Buchstaben wieder durch.
„ Familie? Das mach wenig Sinn.“
Als Eric alle Zeilen durchhatte, standen auf dem Zettel die Worte: Sarg, Familie, Hand, Tot, Evvig
„ Sind wir jetzt klüger?“ Eric schüttelte den Kopf.
„ Nicht wirklich, Monja.“
Schon im nächsten Moment stieß sie Eric mit dem Ellbogen an.
„ Natürlich, Freundchen! Ich hab´s!“
„ Aua! Das tat weh.“
„ Sorry, Eric. Aber dafür habe ich die Lösung.“
„ Darauf bin ich jetzt aber gespannt.“
„ Das letzte Wort heißt ewig, zwei V´s für ein W. Und wo liegt man wohl ewig in einem Sarg?“
„ Lass mich raten, Princesa, jetzt kommt ein Vortrag über die Grabstätte von Kaiser Maximilian.“
Monja grinste ihn an.
„ In der Inneren Stadt gibt es die Kaisergruft. Dort werden seit jeher die Habsburger begraben, darunter sicherlich auch Kaiser Maximilian. Überleg doch einmal: In der Familiengruft liegt er für immer und ewig tot im Sarg. Vielleicht hat er den Stein in der Hand.“
Eric überlegte kurz, was Monja gerade gesagt hatte.
„ Das ist verrückt. Alleine der Gedanke ist so durchgeknallt. Das ist doch Irrsinn!“
„ Und weiter? Was ist Deine Meinung dazu, Freundchen?“
Eric sah von Monja zum Denkmal und auf den Zettel. Dann blickte er Monja in die Augen und setzte einen breiten Grinser auf.
„ Caramba! Wenn schon verrückt, dann aber richtig. Lass uns diese Kaisergruft besuchen“, meinte er entschlossen.
Es dauerte knapp eine halbe Stunde, bis sie vor dem Eingang zur Kaisergruft standen.
„ Und nun, der nächste Punkt auf der Besichtigungstour, die Kaisergruft“, neckte Eric Monja.
„ Wenn wir nichts finden, dann haben wir wenigstens etwas mehr von Wien kennengelernt.“
Eric hielt ihr sein Smartphone hin.
„ Bevor Du jetzt anfängst, ich habe schon
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