Obsidian (German Edition)
19 Uhr und in wenigen Minuten sollte eine Maschine aus Paris landen. Er sollte einen Wissenschaftler zu zwei Adressen chauffieren und dann den Wagen abgeben. Damit wäre sein Job bei dieser Firma erledigt.
Wütend knallte er die Fahrertür zu.
„ Caramba, Coño!“, fluchte er und strich sich durch seine schwarzen Haare, die vom heftigen Schneefall durchnässt waren.
Außerdem hasste Eric den Winter, er war ein absoluter Sommermensch. Das lag mit Sicherheit auch an seiner Familie. Sein Vater David stammte aus Spanien, genauer aus Callela. Seit Erics Geburt lebte die Familie in Wien, wo seine Mutter als Innenarchitektin arbeitete. David Solado war selbstständig als Dolmetscher und verbrachte zwischen seinen Aufträgen immer wieder viel Zeit daheim. Dank ihm war Eric auch zweisprachig aufgewachsen und sprach sowohl Deutsch als auch Spanisch perfekt.
Er nahm das Namensschild aus dem Kofferraum.
„ Nun gut, Herr Doktor Walter Knoth. Dann lassen wir den Abend noch gemütlich ausklingen“, sagte er sarkastisch und nahm das Schild unter den Arm, bevor er sich mit schnellen Schritten durch den dichten Schneefall auf den Weg in die Ankunftshalle machte.
Die Anzeige in der warmen Ankunftshalle verriet ihm, dass die Maschine aus Paris pünktlich um 19 Uhr gelandet war. Somit konnte dieser Wissenschaftler jederzeit auftauchen. Eric wusste nicht, wie er aussah, und stellte sich weit nach vorne, das Namensschild in der Hand und auf Brusthöhe.
Es dauerte noch eine Viertelstunde, dann kam ein älterer Mann heraus und schritt auf ihn zu.
„ Ich bin Walter Knoth, guten Tag“, stellte er sich Eric vor.
Der Mann war sicher über sechzig, tiefe Falten waren über seinem Gesicht verteilt und er machte den Eindruck, sehr gestresst zu sein. Eric griff nach dem Koffer des alten Mannes.
„ Guten Tag, ich bin Eric. Ich werde sie in die Stadt bringen, soweit ich weiß, zuerst zu ihrer Wohnung und dann zu einer zweiten Adresse.“
„ Genau. Ich muss einige Unterlagen aus meiner Wohnung holen und dann möchte ich so schnell wie möglich zu meiner Tochter“, erklärte ihm der Wissenschaftler.
„ Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
Wortlos gingen sie zu der schwarzen Limousine. Eric verstaute den Koffer und hielt Herrn Knoth die Tür auf.
Die Wohnadresse von Walter Knoth lag im Villenviertel des dreizehnten Bezirks von Wien. Eric versuchte mit dem Mann ins Gespräch zu kommen, damit die Fahrt nicht zu langweilig werden würde.
„ Wenn ich fragen darf, auf welchem Gebiet sind sie tätig, Herr Knoth?“, wollte er wissen.
„ Eigentlich die Astronomie, aber die letzten Jahre habe ich mich mit vielen verschiedenen Dingen beschäftigt. Vor allem mit den mesoamerikanischen Kulturen in Mexiko und deren Bezug zum Weltraum.“
„ Sie meinen die Maya zum Beispiel?“
„ Vor allem, ja. Diese ganze Hysterie um das Ende des Maya-Kalenders im letzten Jahr hat es zwar etwas erschwert, ernsthaft darüber zu recherchieren, aber nachdem die Menschen nun eingesehen haben, dass die Welt doch nicht untergegangen ist …“
„ Ich fand das Ganze auch sehr übertrieben. Es gab da einen sehr interessanten Artikel eines Wissenschaftlers, der gemeint hat, er habe noch nie so viel Blödsinn gehört, wie …“
„ Wie in der letzten Zeit, in der aus allen Ecken die Pseudowissenschaftler hervorkriechen und die Welt verändern wollen“, unterbrach Walter.
„ Genau. Nur dieser Wissenschaftler hat dann im selben Artikel über außerirdisches Leben gesprochen. Also wenn die Welt nicht untergeht, dann kommen eben die kleinen grünen Männchen vorbei“, meinte Eric ironisch.
„ Dieser Artikel, mein lieber Herr, war von mir.“, entgegnete Walter ihm ernst.
Eric zuckte zusammen.
„ Oh, Mist. Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht … also ich wollte ihre Arbeit nicht …“
Er sah, wie Walter ein Grinsen aufsetzte.
„ Keine Sorge, es geht mir eigentlich meistens so. Darf ich Sie etwas fragen?“
„ Natürlich.“
„ Wie denken Sie, ernsthaft, über außerirdisches Leben?“
Eric überlegte kurz. Science-Fiction Filme gefielen ihm und er kannte sich aus im Universum von Star Trek, Star Wars und anderen Serien. Aber er war auch der Überzeugung, dass es einen großen Unterschied zwischen Film und Realität gab.
„ Ernsthaft? Auch wenn ich unzählige Filme und Serien kenne, aber ich glaube nicht, dass wir in nächster Zeit Besuch bekommen werden. Aber das Universum ist so groß, dass es kaum vorstellbar ist, dass wir die einzigen
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