Obsidian (German Edition)
Schlüsselsteine zu finden wären. Durch die Invasion der Spanier sind diese wohl nicht mehr in Mexiko, sondern über Europa verteilt.“
Walter blickte auf seine Armbanduhr. Inzwischen war es schon halb neun.
„ Entschuldigen Sie, Eric, aber es ist schon recht spät. Können wir nun zu meiner Tochter fahren? Ich bin gerne bereit, Ihnen noch mehr zu erzählen, aber jetzt möchte ich so schnell wie möglich mein Kind sehen. Sie glaubt sicherlich auch, dass ich nur wilden Fantasien nachjage, aber vielleicht kann ich sie überzeugen …“
Eric stand auf und richtete seinen Anzug. Walter Knoth nahm die hergerichteten Bücher und Zetteln und verstaute sie in einer kleinen Aktentasche.
„ Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Herr Knoth, warten Sie noch etwas. Diese ganze Geschichte ist wirklich schwer zu glauben. Wenn sie mit einem der Schlüsselsteine aufwarten könnten, würden die Chancen sicherlich besser stehen“, riet er ihm. Walter schien über seinen Vorschlag nachzudenken.
„ Heute werde ich ihr sicherlich nicht damit in den Ohren liegen. Monja und ich haben nicht gerade das beste Verhältnis miteinander. Meine … Meine Suche nach dieser Wahrheit hat viel zerstört, das weiß ich. Aber wenn ich endlich beweisen kann, dass ich kein verrückter Wissenschaftler mit zu viel Fantasie bin, dann habe ich vielleicht auch wieder die Möglichkeit, mit meiner Tochter auf einen grünen Zweig zu kommen.“
Der Schneefall hatte aufgehört, aber die Straßen waren nass und leicht vereist. Eric hielt Herrn Knoth die Tür auf und legte danach seine Aktentasche in den Kofferraum. Die Adresse von Knoths Tochter Monja war in einem anderen Teil der Stadt. Der achtzehnte Bezirk war knapp zwanzig Minuten entfernt. Eric hatte sich im Vorfeld schon die Route angesehen und lenkte den Wagen über mehrere kleine Gassen bis zur Stadtautobahn, die quer durch Wien verlief. Die mehrspurige Straße war nahezu leer.
„ Weiß ihre Tochter, dass Sie da sind?“
„ Ich habe sie vor einigen Tagen angerufen. Sie hat nur gemeint, dass ich einfach vorbeikommen kann, da sie abends immer daheim ist.“
„ Was macht ihre Tochter denn beruflich?“, fragte Eric weiter.
„ Sie ist bei einem Reiseveranstalter tätig. Aber viel mehr weiß ich leider auch nicht. Ich hoffe, das wird sich jetzt ändern.“
Walter wollte gerade weitersprechen, als sie ein Wagen überholte und mit viel Wucht, seitlich rammte. Walter schrie auf. Eric nahm das Lenkrad fest in die Hand und versuchte den Wagen auf der rutschigen Straße unter Kontrolle zu bekommen. Er touchierte die Leitplanke, Funken sprühten auf der Beifahrerseite und der Seitenspiegel flog davon.
„ Carajo! Was für ein Verrückter ist denn da unterwegs?“, fluchte Eric laut auf. Er dunkle Wagen war inzwischen vor ihm und bremste ab. Eric riss das Lenkrad herum und versuchte, nicht erneut mit dem Wagen zu kollidieren. Durch die schneebedeckte, rutschige Straße schlitterte der Wagen wild herum. Eric reagierte schnell und schaffte es, dem Wagen vor ihm auszuweichen, als die Scheibe neben ihm zu Bruch ging.
„ Was war das?“, schrie er überrascht auf. Dann sah er ein Loch im Beifahrersitz. Es folgte ein weiterer Schuss und wieder traf die Kugel den Beifahrersitz.
„ Die schießen auf uns!“, entfuhr es Walter ängstlich.
„ Freunde von ihnen?“, fragte Eric nervös nach.
„ Also doch! Das war damals kein Unfall. Da will mich wirklich jemand umbringen“, erkannte Walter geschockt.
„ Wie bitte, was meinen Sie damit?“, schrie ihn Eric an und beschleunigte. Die Räder seines Wagens drehten durch und der Wagen begann zu rutschen. Ihre Verfolger waren neben ihnen und Eric erkannte, wie auf der Rückbank ein Mann mit einer Pistole auf sie zielte. Sofort zog er seinen Wagen nach rechts und wollte den gegnerischen Wagen rammen, in der Hoffnung, sie so loszuwerden.
Doch im selben Moment bremste der andere Wagen etwas ab und Eric fuhr ins Leere. Der Wagen brach mit voller Geschwindigkeit durch die Leitplanke, die sofort zerbarst. Zwar versuchte er noch zu bremsen, aber dafür war es schon zu spät. Der Wagen fuhr über den Rand der Straße und fiel von der Autobahn hinab.
Der Boden war gute fünf Meter entfernt. Erics Aufschrei wurde mit einem Mal beendet, als der Wagen mit der Schnauze am Beton aufschlug und sich fast gleichzeitig der Airbag öffnete und in sein Gesicht drückte. Der Wagen kippte auf die Reifen, wobei zwei davon unter der Wucht von der Karosserie abbrachen und im
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