Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
des Gesprächs aufgestanden bin. Ich war so durcheinander wegen seiner ganzen Andeutungen, und als er dann behauptet hat, er hätte eine Mail bekommen … da brauchte ich eine Minute, um mich zusammenzureißen.«
Simon beugte sich vor und sagte leise: »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir hatten von vornherein abgemacht, dass du nicht über deine Grenzen gehen solltest. Jetzt werden wir uns eben einen neuen Plan ausdenken. Das ist schon okay.«
Hinter meiner Sonnenbrille wurden mir die Augen feucht, aber nur für eine Sekunde, denn mein Körper war zu ausgetrocknet für Tränen.
»Aber sollten wir der Polizei nicht trotzdem erzählen, was wir wissen?«, fragte Caleb. »Vielleicht können sie dadurch –«
» Nein «, widersprachen Paige und ich gleichzeitig.
»Dadurch würden zu viele Fragen auftauchen, die wir nicht beantworten können«, fügte sie hinzu.
Ich war ganz ihrer Meinung. Mehr als jemals zuvor war ich entschlossen, das schreckliche Geheimnis, das Charlotte mir anvertraut hatte, nicht nach außen dringen zu lassen. Das alles ging nur uns Sirenen etwas an.
»Kann ich ihnen wenigstens einen anonymen Hinweis mailen, dass die Morde an genau den gleichen Tagen passieren wie letztes Jahr?«, fragte Caleb. »Nur für den Fall, dass sie noch nicht selbst darauf gekommen sind?«
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Wir schwiegen, während er sich einen Text überlegte und ihn dann abschickte. Danach klappte er den Computer wieder zu und schaute auf seine Uhr.
»Es ist schon fast sieben.« Er nickte Simon zu. »Wir sollten wohl besser nach unten gehen.«
Heute Abend sollte im Restaurant ein weiterer Anglerwettbewerb stattfinden. Simon und Caleb hofften, dass Colin sich wieder blicken lassen würde. Sie wollten heimlich den Parkplatz beobachten und schauen, welche Gäste auftauchten.
»Wir sind gleich um die Ecke, falls ihr uns braucht.« Simon stand auf und gab mir einen Kuss auf den Scheitel.
»Sei vorsichtig«, sagte Caleb zu Paige, die es ihm versprach.
»Ich kapiere es einfach nicht«, meinte sie, als die beiden verschwunden waren. »Was will dieser Typ eigentlich beweisen? Dass er stärker und mächtiger ist als wir?«
»Keine Ahnung.« Ich holte eine Salzwasserflasche aus meiner Handtasche und trank. »Aber wenn jemand so verrückt ist, einen anderen Menschen zu ermorden, braucht er dafür vermutlich keinen logischen Grund.«
»Ja, kann schon stimmen.« Paige schaute zu, wie ich die Flasche in einem Zug leerte. »Ist mit dir eigentlich alles okay? Ich meine, rein körperlich. Du wirkst ein bisschen … müde.«
Das war noch freundlich ausgedrückt. Als ich mich heute Morgen im Spiegel angeschaut hatte, war meine Haut schon wieder voller Schuppen gewesen, und ich hatte dunkle Ringe unter den Augen gehabt. Ich hatte sogar ein graues Haar entdeckt und sofort ausgerissen. Entweder war Paige zu rücksichtsvoll, um mir die Wahrheit zu sagen, oder zu abgelenkt.
»Ich fühle mich wirklich nicht so toll«, gab ich zu. »Anscheinend hat mein Körper ein paar Probleme, mit allem zurechtzukommen.«
»Kann man ja verstehen.« Paige griff über den Tisch und legte mir die Hand auf den Arm. »Du solltest nach Hause gehen und dich ausruhen. Wir kommen schon allein zurecht.«
»Wenn ich jetzt auftauche, lassen mich meine Eltern wahrscheinlich nie mehr aus dem Haus. Nachdem sie die heutige Schlagzeile gelesen haben, sind sie vermutlich schon dabei, einen Elektrozaun mit Stacheldraht um das Haus zu ziehen. Nein, vielen Dank.« Ich erwähnte nicht, dass ich sie beschwindelt und damit alles noch schlimmer gemacht hatte. Ich hatte ihnen nicht gesagt, dass ich zum Restaurant fuhr, weil sie schließlich wollten, dass ich meinen Job im Fischerhaus aufgab. Generell war ich bereit zu gehorchen, aber nach den letzten Ereignissen schob ich es lieber noch etwas auf. »Aber mir könnte etwas anderes helfen. Dazu brauche ich allerdings deine Hilfe.«
Ich hatte gerade erst mit meiner Erklärung angefangen, als Paige schon zustimmte.
»Du bist meine beste Freundin«, sagte sie, »und bestimmt würdest du auch das Gleiche für mich tun.«
Wir kehrten nach unten zurück, wo sie in die Küche ging, um mit Louis zu reden, während ich meinen Posten am Empfang einnahm. Die meisten Gäste waren schon beim ersten Wettbewerb hier gewesen und hatten nichts dagegen, sich selbst einen Platz zu suchen. Ich drückte ihnen einfach nur eine Speisekarte in die Hand und sagte, sie könnten sitzen, wo immer sie wollten.
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