Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
verursachten, kletterte ich noch einmal in meinen Jeep und tat so, als wolle ich etwas trinken. Während Colin mit den Paddeln beschäftigt war, leerte ich eine Wasserflasche, stopfte das Aufnahmegerät hinein, drehte den Deckel zu und steckte die Flasche in die Innentasche meiner Jeansjacke. Kein absolut sicherer Aufbewahrungsort, aber besser als nichts.
Dann trugen Colin und ich die Kajaks nacheinander einen steilen Felspfad hinunter, der zum Strand führte. Für die Paddel mussten wir den Weg ein drittes Mal zurücklegen, danach schleppten wir noch die ganze Ausrüstung ans Wasser.
»Beim Kajakfahren braucht man vor allem genug Kraft in den Armen und im Oberkörper«, erklärte er. »Wenn die Wellen die Oberhand bekommen, bringen sie dich um. Also darf man es nicht so weit kommen lassen.«
Falls das sein »Schnellkurs« sein sollte, war Colin ein erbärmlicher Lehrer. Zum Glück hatte ich genug Erfahrung darin, mich durch Wellen zu manövrieren.
»Alles klar«, sagte ich und fügte dann hinzu: »Bevor wir starten, brauche ich noch eine Kleinigkeit zur Aufmunterung, wenn es dir recht ist.«
Er wandte sich zu mir um, und ich breitete einladend die Arme aus. Dabei stellte ich erleichtert fest, dass sie kein bisschen zitterten.
»Wir sind jetzt ein Team, oder? Nur wir zwei gegen die Wellen. Also finde ich, wir sollten vorher die Vergangenheit begraben, damit wir problemlos von vorne anfangen können.«
Er runzelte die Stirn, senkte den Kopf und starrte zu Boden, als müsse er über etwas nachdenken. Nach einem langen Moment schaute er wieder hoch und schenkte mir ein vorsichtiges Lächeln. Dann ließ er sich von mir umarmen. Ich versuchte, mich nicht zu versteifen, als ich seine Hände an meinen Schultern spürte – in dieser Position wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, mir mit einem Ruck den Hals zu brechen.
Glücklicherweise brachte er mich nicht auf der Stelle um. Ganz im Gegenteil, sein Körper wurde in meinen Armen weich wie Butter. Ich machte eindeutig Fortschritte. Selbst wenn ich ihn nicht zu einem klaren Geständnis bewegen konnte, reichten meine Sirenenfähigkeiten hoffentlich, um sein Vertrauen zu gewinnen und so auf verliebt zu machen, dass er tat, was immer ich verlangte … selbst mich zur Polizei von Winter Harbor zu begleiten.
»Bist du dir sicher?«, fragte er, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten.
»Gibt es einen Grund, warum ich einen Rückzieher machen sollte?«
Als Antwort richtete sich sein Blick auf etwas hinter meiner Schulter. Ich drehte mich um und traute meinen Augen kaum. Am Horizont hatte der Himmel eine dunkelgraue Sturmfarbe angenommen, dabei war er seit Monaten immer nur blau gewesen.
»Was soll schon passieren?«, erwiderte ich und wandte mich wieder Colin zu. »Über uns ist kein einziges Wölkchen zu sehen, und den ganzen Sommer über hat es höchstens ein bisschen Sprühregen gegeben. Bestimmt klart das Wetter wieder auf, bevor es die Küste erreicht.«
»Wenn du meinst.«
Er setzte seinen Weg zum Wasser fort. Ich zog meine Sandalen aus, krempelte meine Jeans bis zu den Knien hoch und folgte ihm. Wir mussten uns anstrengen, die schweren Kunststoffboote durch die Brandung zu schieben. Die Wellen wollten sie immer wieder zurück an Land schleudern. Ich war froh, dass Paige und ich unser Bäumchen-wechsle-dich-Spiel seit dem Erfolg mit Jaime noch zweimal ausprobiert hatten. Zwar wurde ich immer noch schnell müde, aber ich fühlte mich besser als seit Wochen. Und unsere ahnungslosen Mitspieler – zwei Kellner aus dem Lighthouse Wellness Resort, wo wir extra ein paarmal gegessen hatten – hatten nur allzu gerne mitgemacht.
Sobald die Kajaks sich weit genug im Wasser befanden, kletterten wir hinein und begannen zu paddeln. Ich konzentrierte mich auf Colin, der ein kurzes Stück vor mir blieb, und kopierte seine Bewegungen. Als er einen Bogen schlug, so dass wir uns nun parallel zur Küste bewegten, machte ich es ihm nach und war überrascht, wie weit draußen wir uns befanden. Unsere Autos waren auf dem Stück Steilküste, das wir heruntergeklettert waren, kaum noch zu sehen. Der Strand war nur ein dünner heller Streifen. Ich schätzte die Entfernung auf gut fünfhundert Meter.
»Mache ich alles richtig?«, rief ich und tauchte das Paddel absichtlich zu tief ein, so dass ich aus dem Rhythmus geriet. Das Kajak schlenkerte weit nach rechts, dann ein bisschen nach links und wieder nach rechts. Als Colin mich erreichte, dümpelte ich fast mit dem Rücken
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