Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
nicht vorstellen, wie sehr ich mir das wünsche. Aber weil du mich liebst …«
»… kann ich dir nicht geben, was du brauchst? Weißt du, wie sich das anhört? Und wie es sich anfühlt ?«
Ich holte tief Atem und stieß ihn wieder aus. »Ja. Tue ich.«
Er löste seine verkrallten Hände und beugte den Kopf. Ich ging die letzen Schritte und stellte mich neben ihn. Die Flut kam herein, und die Wellen berührten fast unsere Füße.
»Ich liebe dich, Simon«, sagte ich und starrte auf den dunklen fernen Horizont. »Und gerade deshalb solltest du wissen, dass alles nur noch schlimmer werden wird. Ist es eigentlich schon. Als meine Eltern und ich nach Winter Harbor zurückgekommen sind, war ich mir sicher, ich hätte meinen Körper unter Kontrolle – sonst hätte ich nicht darauf bestanden, den Sommer ausgerechnet hier zu verbringen. Dann begann ich, mich immer schlechter zu fühlen, aber ich habe mir eingeredet, dass alles in Ordnung ist und ich nur noch mehr trinken und länger schwimmen muss. Inzwischen ist mir klar, wie sehr ich mich geirrt habe … und ich kann nicht von dir verlangen, dass du weiter mit mir zusammen bist. Du würdest nur verletzt werden. Das wäre nicht fair.«
Einen langen Moment schwieg er. Ein Teil von mir hoffte, dass er sich mit diesen Andeutungen zufriedengeben würde. Vielleicht musste ich ihm nicht erzählen, was ich von Charlotte erfahren hatte, bevor sie gestorben war. Ich wünschte mir, dass ich mich eines Tages einfach in Nichts auflösen konnte, ohne dass er etwas davon merkte, weil ich sowieso schon lange aus seinem Leben verschwunden war.
Aber dann tat er etwas Unerwartetes. Er zog die Schuhe und Strümpfe aus und marschierte in den Schaum hinein, den die Wogen auf dem Strand hinterlassen hatten. Er ging weiter, übersprang eine brechende Welle und stand bis zu den Hüften im Wasser. Einen Moment starrte er auf den Ozean, dann drehte er sich um und streckte mir eine Hand entgegen.
Ich schaute ihn unentwegt an, während ich auf ihn zuging. Als ich nach seiner Hand fasste, zog er mich an sich. So standen wir und hielten uns in den Armen. Ich hatte meine Wange an seine Brust gelegt, und sein Kinn ruhte auf meinem Scheitel. Die Flut stieg um uns herum, bis wir den sandigen Boden nicht länger unter den Füßen spürten.
Da wusste ich, dass seine Liebe nicht genügen würde.
Nichts würde genügen.
Kapitel 24
A ls vier Tage später der nächste Hinweis per Mail kam, saßen Simon und ich gerade im einzigen Coffeeshop der Hauptstraße und hofften, dass Colin vorbeikommen würde, um sich seine morgendliche Dosis Koffein zu holen. Seit dem Date in Murph’s Grillstube hatte ich mehrmals bei ihm angerufen und gesimst, um mich ausführlich zu entschuldigen und zu versprechen, dass ich bei einem nächsten Treffen alles wieder wettmachen würde. Aber er reagierte nicht und antwortete auf keine meiner Nachrichten. Ich hatte daran gedacht, meine Eltern nach seiner Adresse zu fragen, schließlich war er der Sohn ihrer Maklerin. Leider fiel mir keine Ausrede dafür ein, die nicht zu unbequemen Fragen geführt hätte. Außerdem gefiel keinem von uns die Idee, einen Serienkiller in seinen eigenen vier Wänden zu stellen. Zwar hatten wir abgemacht, dass ich ein zweites Mal versuchen sollte, ihn zu einem Geständnis zu verleiten – diesmal mit Simon, Caleb und Paige als Verstärkung in der Nähe –, aber wir wollten ihm dabei nicht den Heimvorteil überlassen.
Also blieb uns nur übrig, seine eigenen Stalking-Methoden zu benutzen und ihn in der Öffentlichkeit abzufangen. Dazu gehörte jede Menge Warterei.
»Okay, jetzt geht es also wieder los«, sagte Simon, als auf seinem Handy eine Nachricht von Caleb mit Bildanhang eintraf. »Pünktlich zum nächsten Todesdatum vom letzten Jahr.«
Ich ging näher heran, während das Foto hochgeladen wurde.
»Sie ist im Supermarkt, trägt ein schwarzes T-Shirt und schaut von der Kamera weg.« Er seufzte. »Hilfreich wie immer.«
»Warte mal«, sagte ich, als er das Handy zuklappen wollte. »Kannst du näher ranzoomen? Auf ihr Handgelenk?«
Das Foto verschwamm ein wenig, als ihr Arm immer größer wurde, aber die Schärfe reichte, damit ich meinen Verdacht bestätigen konnte. Ich sackte gegen die Stuhllehne und spürte vage, wie alles Blut mein Gesicht verließ und mein Körper ganz taub wurde.
»Was?« Simon hielt sich das Handy näher vor die Augen. »Was hast du gesehen?«
Die Glocke über der Tür bimmelte, als jemand hereinkam. Mein Kopf
Weitere Kostenlose Bücher