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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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wäre sie auf keinen Fall gegangen. Ich wollte ihr die Wahl lassen. Das war ich ihr wenigstens schuldig.«
    Damit wusste ich, welches Geständnis ihm am schwersten gefallen war: nicht das uneheliche Kind, sondern der Seitensprung. Kein Wunder, schließlich hatte er erst vor kurzem den wahren Grund erfahren, warum er der Versuchung damals unmöglich hatte widerstehen können.
    Ich nickte. »Okay.«
    Er wandte den Blick wieder dem Tor zu. Als er weitersprach, war seine Stimme leise, aber fest. »Als Letztes habe ich ihr gesagt, dass ich ohne sie nicht weiterleben könnte. Wahrscheinlich klingt das wie eine Floskel, aber ich meinte es ernst. Ich habe es damals geglaubt und glaube es noch heute.« Er stupste mich leicht mit dem Ellbogen an. »Nicht gerade mein stolzester Moment. Ich kann ihn dir nicht zur Nachahmung empfehlen.«
    »Aber du hast es von ganzem Herzen so gemeint. Deshalb hat es funktioniert.«
    »Nein, eigentlich war das auch nicht der Grund, warum Jacqueline geblieben ist. Sie ist eine stolze, starke Frau und hätte sich nicht umstimmen lassen, nur weil ihr untreuer Gatte mit seinem baldigen Ableben drohte.«
    »Okay, und was hat sie dann überzeugt?«
    »Eine zweite Wahrheit, die sie für sich selbst herausgefunden hatte.«
    Ich wartete. Für einen kurzen Moment schimmerten seine Augen feucht, und er wischte sich mit dem Handrücken darüber.
    »Aus einem seltsamen, unerklärlichen Grund war deine Mutter zu dem Schluss gekommen … dass sie auch nicht ohne mich leben konnte.«
    Jetzt standen mir ebenfalls Tränen in den Augen. Dabei dachte ich nicht nur an meine Eltern und was sie alles zusammen durchgemacht hatten, sondern auch an Simon.
    Falls ich ihm gestand, dass ich ohne ihn nicht leben konnte, würde er mir dasselbe antworten?
    Ich lehnte mich zur Seite und ließ den Kopf auf Dads Schulter sinken. Sein Arm zitterte ein wenig, als er ihn mir um den Rücken legte. So saßen wir stumm mitten in der Auffahrt, bis sein Atem wieder gleichmäßig wurde und das Brennen in meiner Brust nachließ.
    »Weißt du, was wir jetzt brauchen?«
    »Ein großes Glas Rotwein?«
    Ich sprang auf die Füße. »Einen Schneidbrenner.«
    Er setzte sich aufrechter hin und warf einen Blick in den Werkzeugkasten. »Vielleicht kann der Zauberstab einen erscheinen lassen?«
    »Ich tippe eher auf den Eisenwarenladen. Kein Problem, ich fahre schnell hin.«
    »Nein, schon okay.« Er erhob sich. »Es ist schon ziemlich spät, und deine Mutter hat bestimmt bald das Abendessen fertig. Die Nixen können bis morgen warten.«
    »Keine Chance. Ich will nicht, dass sie sich noch ein einziges Mal vor dieser blödsinnigen Deko erschrickt.« Und mit einem Nicken in Richtung des Werkzeugkastens fragte ich: »Soll ich dir beim Zusammenpacken helfen, bevor ich das Auto hole?«
    »Nicht nötig. Ich schmeiße nur alles notdürftig rein und lasse ihn hier am offenen Tor stehen. Der Kasten gibt einen guten Türstopper ab.«
    Ich umarmte ihn noch einmal und joggte dann die Auffahrt hoch. Im Haus schnappte ich mir den Autoschlüssel und eine Wasserflasche und schaute kurz bei Mom hinein. Ich erzählte ihr, dass ich noch einmal wegfahren wollte, um Eiscreme zum Nachtisch zu besorgen. Den wahren Grund würde sie bald genug erfahren. Wenn ich jetzt damit herausrückte, würde sie nur behaupten, das sei überhaupt nicht nötig. Und ich hatte keine Lust, lange mit ihr zu diskutieren.
    Die Sonne ging gerade unter, als ich in die Hauptstraße einbog, und hüllte die alten Fischerhäuser und neueren Kolonialstil-Bauten in ein warmes Licht. Der Kontrast zu letztem Sommer konnte kaum größer sein. Damals hatten alle noch so farbig gestrichenen Häuser rund um die Uhr grau ausgesehen, weil das Städtchen vor lauter Gewittern und Regengüssen kaum Zeit gehabt hatte, zwischendurch trocken zu werden. Die Nässe hatte die Gemäuer durchdrungen und alles dunkel und deprimierend werden lassen.
    Dagegen waren Abende wie dieser genau der Grund, warum die Touristen nach Winter Harbor kamen. Wenn die Sonne demnächst hinter dem Horizont verschwand, würde die Luft gerade genug abkühlen, um noch angenehm zu sein. Ideale Temperaturen für ein langes gemütliches Abenddinner und einen Stadtbummel mit Freunden oder Familie, bei dem man Musikbands und Straßenkünstlern zuhören konnte.
    Nach der Leere in Bettys Fischerhaus hätte ich wohl nicht überrascht sein sollen, als ich in der Hauptstraße höchstens ein Dutzend Autos stehen sah. Trotzdem konnte ich es kaum fassen.

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