Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
einem weiteren Gesprächsthema. Alles, was mir einfiel, war: Ich vermisse dich. Ich liebe dich. Ich würde absolut alles dafür geben, noch eine Chance zu bekommen.
Als Simon zuerst das Wort ergriff, wusste ich kaum, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
»Caleb macht sich Sorgen um dich.«
Unsere Blicke trafen sich. Er schaute zu Boden.
»Tut er das?«, fragte ich.
»Er hat gesagt, du wirkst … angestrengt. Nervös. Erschöpft.«
Das alles sollte Caleb aus unseren kurzen Wortwechseln abgelesen haben? Seit ich hier kellnerte, liefen wir uns zwar regelmäßig über den Weg, aber unsere Gespräche hatten nie länger als dreißig Sekunden gedauert und nur aus Höflichkeitsfloskeln bestanden. Wenn es Grund zur Sorge gab, dann wohl viel eher, weil ich am See ein spontanes Nickerchen eingelegt hatte. Und darüber wusste Simon Bescheid, der mich gefunden hatte, aber nicht Caleb.
»Er kann sich denken, wie schwierig es für dich sein muss, wieder in Winter Harbor zu sein«, fuhr Simon fort, ohne den Blick von seinen Turnschuhen zu heben. »Besonders zu dieser Jahreszeit. Dazu kommt noch, dass deine Eltern das Haus verkaufen. In so einer Situation wäre wohl jeder gestresst.«
Ich sah zu, wie er schützend die Arme vor der Brust verschränkte und von einem Fuß auf den anderen trat.
»Aber trotzdem hat er sich gefragt …« Simon hob den Kopf und schaute mich direkt an. »Gibt es noch andere Probleme?«
Ja. Ich vermisse dich. Ich liebe dich. Ich würde absolut alles dafür geben …
»Ehrlich, ich habe das perfekt im Griff. In diesem Zirkus führe ich das Kommando«, scherzte Paige, die in diesem Moment mit Betty und Oliver um die Ecke bog. »Lasst es euch von Vanessa bestätigen.«
Ich schaute zwischen ihnen und Simon hin und her. Er hatte den Blick wieder von mir abgewandt und sich ein paar Schritte entfernt, so dass die anderen ihn gar nicht bemerkten.
»Was soll ich bestätigen?«, fragte ich.
»Dass ein Teil des Restaurants zwar aussieht, als würden gleich die Clowns die Manege stürmen, aber trotzdem alles bestens läuft. Ich habe den Umbau voll im Griff.«
»Paige, wir hatten nur besprochen, dass die Außenwände neu gestrichen werden sollen«, wandte Betty ein. »Von den Innenräumen war nie die Rede. Ganz zu schweigen vom Foyer, den Lampen und den Restauranttüren.«
»Genau, alles unnützer Kram«, grummelte Oliver. »Die alten Lampen haben perfekt funktioniert.«
Paige wandte sich zu mir um und wartete darauf, dass ich ihr zu Hilfe kommen würde.
»Sorry«, sagte ich und trat hinter dem Empfangstresen hervor. »Ich habe gleich Zeit für euch, erst muss ich nur …«
Simon die kalten Fritten erklären, hatte ich sagen wollen.
Aber Simon war nicht mehr da.
Kapitel 6
H eiliger Bob!«, rief Paige.
»Wie bitte?«, fragte ich.
»Na, Bob Vila«, erklärte sie. »Dieser Typ aus dem Fernsehen mit seiner Schöner-Wohnen-Show. Ich schaue mir jetzt ständig Ausschnitte auf YouTube an, um sicherzugehen, dass die Bauarbeiter im Restaurant auch alles richtig machen.«
Wir saßen in ihrem Auto und näherten uns der Auffahrt zu meinem neuen Zuhause. Paige hatte bei ihrem Ausruf auf das geöffnete schmiedeeiserne Tor geschaut, vor dem eine männliche Gestalt mit Hammer und Schraubenschlüssel stand.
»Bob Vila sieht aus wie mein Dad?«, vermutete ich.
»Ja, ein bisschen. Aber deshalb musste ich nicht an ihn denken.« Sie ließ den Wagen neben meinem Vater ausrollen, der sich gerade über einen funkelnagelneuen roten Werkzeugkoffer beugte. »Ich hatte nur den Eindruck, er könnte den Rat eines professionellen Handwerkers gut gebrauchen.«
Und damit hatte sie recht. Dad starrte die Werkzeuge im Koffer an wie exotische Fische in einem Aquarium.
»Was macht er da eigentlich?«, fragte Paige.
»Keine Ahnung.« Ich löste meinen Sicherheitsgurt, um auszusteigen. »Wenn du willst, kannst du gerne noch mit hochkommen und zum Abendessen bleiben.«
»Klingt nett, aber ich bin völlig erledigt.« Sie ließ ihren Kopf gegen die Lehne fallen und schaute mich mit einem müden Lächeln an. »Außerdem brauche ich meine restliche Energie, um Oma B zu überzeugen, dass Veränderungen wirklich ihre guten Seiten haben. Später mal?«
»Klar, jederzeit.« Ich stieg aus und winkte ihr nach, als sie sich aus der Sackgasse manövrierte.
»Vanessa!«, wurde ich von Dad begrüßt. »Gott sei Dank. Ich könnte hier eine zweite Meinung gebrauchen.«
Als ich neben ihm vorm Werkzeugkoffer stand, hielt er mir
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