Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
vielleicht ein Problem gab, denn früher hätte er Bescheid wissen wollen. Um helfen zu können. Okay, beim Bootsschuppen hatte er mir trotzdem geholfen, aber wahrscheinlich nur, weil ihm nichts anderes übriggeblieben war. Schließlich war ich direkt auf dem Nachbargrundstück umgekippt. Falls wir überhaupt noch eine Chance hatten, unsere Beziehung zu retten, musste ich ihm die Entscheidung überlassen. So wie Dad es bei Mom getan hatte.
Ich warf das Handy auf den Beifahrersitz und raste zurück in Richtung Stadt. Dort wurde ich von anderen Wagen, Ampeln und Stoppschildern aufgehalten, so dass der Truck mich wieder einholte. Ich fuhr kreuz und quer durch zufällige Straßen und hoffte, dass sie daraus den Schluss zogen, ich hätte sie von Anfang an nur abschütteln wollen. Die Hauptsache war, dass sie nicht mehr an die gewundene Zufahrtsstraße dachten, die sich oben am Meeresrand entlangzog.
Dieser Teil der Verfolgungsjagd dauerte nur Minuten, aber fühlte sich wie Stunden an. Ich war gerade an der Bibliothek vorbeigerast, als in meinem Rückspiegel ein Blaulicht aufflackerte. Das Licht war so grell, dass ich nicht sehen konnte, ob der alte Truck sich hinter dem Polizeiwagen befand, aber ich hielt trotzdem in der nächsten Parkbucht.
»Tut mir leid«, sagte ich, als der Streifenpolizist mein offenes Fenster erreichte. »Ich weiß, dass ich zu schnell gefahren bin, aber ein paar Typen in einem alten Truck sind mir aus dem Eisenwarenladen gefolgt und haben mich durch die ganze –«
Den Rest schenkte ich mir, denn weiterzureden hatte keinen Sinn. Ich hatte es bei dem Polizisten mit einem jungen Mann zu tun. Er lächelte mich bereits strahlend an. Zwar schien er zuzuhören, aber ich wusste, dass er nur dem Klang meiner Stimme lauschte. Außerdem war die Straße leer. Unsere beiden Wagen waren die Einzigen weit und breit.
Anscheinend hatte ich meine Verfolger abgeschüttelt. Zumindest für heute.
Kapitel 7
N otfallbesprechung mit Personal heute um 9. Kommst du? P.
Sorry, ist echt kurzfristig, ich weiß.
Hab dich bei Treffen vermisst! Alles okay? Erzähl dir davon, wenn du auftauchst. PS.: Keine Eile. Laden ist völlig tot.
Autsch, blöde Wortwahl. Voll ins Fettnäpfchen! Sorry! J
Hab ich dir schon gesagt, dass du meine allerbeste Freundin bist? Für immer und ewig! P
Nachdem ich Paiges Nachrichten zu Ende gelesen hatte, schob ich die Bettdecke beiseite und richtete mich auf – oder zumindest versuchte ich es. Meine Schultern hoben sich, aber mein Oberkörper fühlte sich bleischwer an und wollte sich keinen Zentimeter bewegen, als hätte man meine Lungen mit Steinen gefüllt. Ich bohrte die Ellbogen in die Matratze, um mich abzustützen, trotzdem schaffte ich nur ein winziges Stück, bevor ich erschöpft wieder zurückfiel. Von der Anstrengung war mir ganz schwindelig. Ich schloss die Augen und tastete nach der Wasserflasche auf meinem Nachttisch.
Ich war es gewohnt, am Morgen schwächer aufzuwachen, als ich zu Bett gegangen war. Meistens war ich so durstig, dass ich einen ganzen Liter Salzwasser auf einen Zug herunterstürzen konnte. Aber heute fühlte es sich anders an, als hätte ich mir eine Grippe oder etwas Ernsteres eingefangen. Seit meiner Umwandlung letzten Sommer war ich kein einziges Mal krank gewesen, und ich fragte mich, wie mein Körper mit dieser zusätzlichen Belastung fertig werden würde.
Mein Handy zeigte schon wieder eine neue SMS, und ich öffnete den Posteingang, ohne die Wasserflasche abzusetzen.
Louis Lautstärke erreicht neuen Rekord. Komm bitte bald!?? Vlg, P
Ich schrieb mit einer Hand zurück.
Bin auf dem Weg. V
Als ich die Flasche leer getrunken hatte, wartete ich einige Sekunden, damit die Flüssigkeit meinen Körper durchströmen konnte. Beim nächsten Aufstehversuch fühlte sich meine Brust immer noch zentnerschwer an, aber meine restlichen Muskeln waren kräftig genug, um mich trotzdem zu erheben. Ich holte zwei weitere Wasserflaschen aus dem kleinen Kühlschrank, den Mom in meinem Badezimmer aufgestellt hatte und immer gut gefüllt hielt. Nachdem ich beide leer getrunken hatte, streifte ich meinen Badeanzug über und wagte mich nach draußen.
Es war schon recht spät am Morgen, aber die Sonne hatte die Luft noch nicht ganz aufwärmen können. Ich rieb mir die nackten Arme, als ich über die Terrasse lief und den Abstieg zum Strand begann. Auf halbem Weg kehrte das bleierne Gefühl zurück, und die Beine drohten mir wegzuknicken. Ich überlegte kurz, ob ich
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