Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
gefülltes Tablett und ließ sich auf dem Hocker neben mir nieder.
»Ein Bagel mit Frischkäse-Algen-Aufstrich, eine Portion Pommes, ein eiskaltes Wasser und ein extra großer Kaffee. Alles mit Salz bestreut, gedippt oder getunkt.«
Mein Blick folgte ihrem Finger, der auf die verschiedenen Zutaten zeigte. »Klingt eigentlich wie das unappetitlichste Frühstück, das mir je serviert wurde.«
»Aber?«, fragte Paige.
»Es ist perfekt.«
Sie blieb noch eine Weile bei mir sitzen, während ich aß, und behielt Louis im Auge, damit er keine weiteren Mitarbeiter in die Flucht schlagen konnte. Wir redeten über harmlose Dinge – meinen Jeep, den Neuanstrich im Empfangsbereich und ihre Pläne, Blumenkübel selbst zu zimmern. Schon seit Tagen vermieden wir es, darüber zu sprechen, was ich beim Bootsschuppen gehört hatte. Aber das war mir ganz recht. Ich hoffte immer noch, dass es sich nur um einen Einzelfall gehandelt hatte, den wir bald völlig vergessen konnten.
Bei meiner Ankunft heute Morgen hatte ich mich schon ziemlich fit gefühlt, und nach dem Frühstück und der Plauderei mit meiner besten Freundin ging es mir glänzend. Meinetwegen hätte Colin in diesem Moment in die Küche platzen und mir seine ewige Liebe gestehen können … ich hätte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
Colin tauchte nicht auf, stattdessen kam Natalie hereingestürmt.
»Da ist jemand, der ein Lunchpaket abholen will«, sagte sie. »So ein süßer Typ mit Brille.«
Ich ließ meine Kaffeetasse sinken. Louis warf Natalie zwei braune Papiertüten zu. Und sie verschwand wieder durch die Schwingtür.
»Ein süßer Typ mit Brille«, wiederholte Paige nach einer kurzen Pause.
Ich nickte und trank weiter meinen Kaffee.
»Willst du ihm nicht hallo sagen?«
Doch, das wollte ich. Ich wollte es so sehr, dass mein Körper vermutlich sämtliche Frühstückskalorien aufbrauchte, um angespannt sitzen zu bleiben, statt aufzuspringen und aus der Küche zu rasen. Aber ich dachte unwillkürlich an alles, was Dad über Mom gesagt hatte. Deshalb war ich nicht sicher, wie ich mich verhalten sollte.
»Ich will ihn nicht bedrängen«, erklärte ich. »Jetzt ist Simon am Ball, und ich muss warten, ob er ihn mir zuspielt.«
»Aber er weiß, dass du im Restaurant bist. Wenn er dich nicht sehen wollte, wäre er nicht persönlich hier aufgetaucht.« Paige zuckte mit den Schultern. »Ich bin ja kein großer Sportfan, aber für mich sieht das wie eine Steilvorlage aus.«
Ich stellte die Tasse ab und drückte Paige das Tablett in die Hand. »Bin gleich zurück.«
Hals über Kopf rannte ich in die Gaststube. Als ich an der verspiegelten Fläche hinter dem Bartresen vorbeikam, beging ich den Fehler, einen prüfenden Blick auf mein Aussehen zu werfen. Beim Autofahren im offenen Jeep war mein schulterlanges braunes Haar getrocknet und bildete nun eine wirre, verknotete Masse. Weil ich so in Eile gewesen war, hatte ich weder Mascara noch Lipgloss aufgetragen, obwohl sich (zumindest laut Justine) kein Mädchen ohne beides in die Öffentlichkeit wagen sollte. Meine Bürste und mein Make-up waren natürlich zu Hause, also konnte ich nichts weiter tun, als mir hastig mit den Fingern durch die Haare zu fahren und mir in die Wangen zu kneifen, bevor ich zum Foyer stürmte.
Ich hätte mir die Mühe sparen können. Als ich in Sichtweite der Eingangstür war, sah ich gerade noch Caleb – nicht Simon – hinausgehen. Durchs Fenster beobachtete ich, wie er seine Brille – nämlich eine Sonnenbrille – vom Kopf auf die Nase schob, während er auf den Kombi zuging.
»Den Blick kenne ich.«
Ich wirbelte zu Natalie herum. Vor lauter Enttäuschung hatte ich ganz vergessen, dass sie ebenfalls im Raum war.
»Man könnte auch sagen, den Blick habe ich gepachtet.«
Ich bemühte mich um ein Lächeln. »Keine Ahnung, was du damit meinst.«
Sie lehnte sich gegen den Empfangstresen und zupfte an einer dünnen Schmuckkette um ihren Hals. Unter ihrem ärmellosen Top rutschte ein Anhänger hervor, der wie ein Silberring mit schlichtem Diamantschmuck aussah.
»Mein Freund hat mir vor zwei Monaten einen Antrag gemacht«, sagte sie.
»Wow.« Ich war überrascht, schließlich war Natalie nicht älter als ich. Gleichzeitig spürte ich auch ein wenig Neid. »Herzlichen Glückwunsch.«
Sie steckte den Ring auf ihre Daumenspitze und ließ ihn mit dem Zeigefinger kreiseln. »Wir waren schon drei Jahre zusammen, aber ich fand trotzdem, für eine Verlobung sei es noch zu früh. Er
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