Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
müssen.«
»Du weißt hoffentlich, dass ich hier aushelfe, wann immer du mich brauchst?«
»Ja, vielen Dank. Glücklicherweise wird das nicht nötig sein.«
Sie nickte in Richtung der Bar. Ich lehnte mich zur Seite, um an ihr vorbeischauen zu können … und sah eine bildhübsche Blondine beim Gläserputzen.
»Natalie?«, fragte ich verblüfft.
Paiges Augen leuchteten auf. »Du kennst sie schon?«
»Oberflächlich. Sie ist gestern Mittag als Gast hier gewesen.«
»Tja, heute Morgen ist sie zum Frühstück wiedergekommen und gerade in die Szene geplatzt, als Carla dramatisch ihre Schürze von sich geworfen hat und aus dem Restaurant gestürmt ist. Niemand hat sich um die Gäste gekümmert – eine Familie wollte bestellen, und ein Ehepaar stand wartend am Empfang –, also ist Natalie eingesprungen.«
»Aber was war denn mit dem restlichen Personal?«, fragte ich. »Oder Louis? Von denen konnte keiner einspringen?«
»Doch, klar. Nur war Louis damit beschäftigt zu brüllen, was diese Göre sich einbildet, und alle anderen haben in den Ecken der Küche gehockt.«
Ich beobachtete Natalie, die gerade Wein- und Likörgläser ordentlich aufreihte. Sie bewegte sich schnell, gewandt und selbstbewusst, als würde sie sich hinter einem Bartresen auskennen.
»Natalie hat zu Hause in Vermont ganze fünf Jahre im selben Restaurant gejobbt«, erklärte Paige, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Sie verbringt die Ferien hier, weil ihr Dad auf einem letzten gemeinsamen Urlaub bestanden hat, bevor sie im Herbst ans College geht. So ein denkwürdiges Vater-Tochter-Erlebnis.«
»Und wieso ist sie dann jedes Mal allein hier aufgetaucht?«
Paige schaute mich an. »Was weiß ich … vielleicht war er baden oder hat ein Nickerchen gemacht, oder liest endlos die Zeitung. Jedenfalls musste sie sich irgendwie beschäftigen.« Sie studierte eingehend mein rot werdendes Gesicht. »Wieso, stimmt was nicht?«
Zuerst wollte ich abwinken, aber ich überlegte es mir anders. Das Misstrauen in meiner Stimme war unüberhörbar gewesen. Wenn ich jetzt so tat, als sei alles in Ordnung, würde Paige mich nur mit weiteren Fragen löchern, die ich nicht beantworten wollte. Sie kannte mich einfach zu gut.
»Sorry«, sagte ich, »liegt wohl an dem schrägen Morgen, den ich hatte.«
Sie richtete sich auf, und ihre Augen wurden groß. »Meinst du den orangefarbenen Truck? Ist er dir hierher gefolgt?«
»Nein, zum Glück habe ich den nicht wiedergesehen.« Ich hatte Paige von der Verfolgungsjagd erzählt, weil ich jemanden brauchte, um darüber zu reden, und meine Eltern nicht verängstigen wollte. Außerdem hatte sie ihr ganzes Leben in Winter Harbor verbracht – von letztem Jahr einmal abgesehen –, und ich hatte gehofft, dass sie die Typen kennen würde. Leider konnte sie mir nicht weiterhelfen, aber hatte versprochen, die Augen und Ohren offen zu halten. »Heute Morgen habe ich mich nur ziemlich schlecht gefühlt und brauchte länger als normal, um in die Gänge zu kommen.«
»Na, Gott sei Dank. Wegen des Trucks meine ich, nicht –«
»Schon klar.« Ich lächelte. »Wo wir schon beim Thema sind, wie geht’s dir eigentlich?«
»Wieso?«
Ich wartete, bis ein Hilfskellner an uns vorbeigeeilt war, dann fuhr ich mit gesenkter Stimme fort: »Hast du körperliche Probleme, seit wir zurück sind? Fühlst du dich hier anders als in Boston?«
Sie dachte darüber nach. »Nein, eigentlich nicht. Ich bin manchmal ein bisschen erschöpft, aber das liegt wohl eher daran, dass mir das Restaurant im Kopf herumgeht und mich nicht schlafen lässt. Ansonsten fühle ich mich ganz normal.« Sie runzelte die Stirn. »Wieso? Hast du Probleme?«
Da ich nicht wollte, dass sie sich noch zusätzlich Sorgen machte, schüttelte ich den Kopf. »Nur ein bisschen erschöpft, genau wie du. Wahrscheinlich ist der ganze Wirbel mit dem Hausverkauf und dem Umzug daran schuld.«
»Genau.« Sie griff nach meiner Hand. »Komm mit, ich weiß genau, was hilft.«
Sie führte mich durch die Gaststube. Als wir an der Bar vorbeikamen, hatte Natalie gerade den Kopf in einen Schrank gesteckt, also entschied Paige, auf eine offizielle Vorstellung zu verzichten, und zog mich schnell weiter.
In der Küche setzte sie mich auf einen Hocker beim Gefrierschrank und sammelte ein Frühstück für mich zusammen. Dabei wich sie geschickt Louis aus, der sich zwar beruhigt hatte, aber noch immer schlecht gelaunt aussah. Zwei Minuten später überreichte sie mir ein
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