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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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schwarzen Jeans, der langen Kaschmirjacke und den silbernen Ledersandalen sah sie noch immer schicker gestylt aus als fast jeder in Winter Harbor … aber die unübersehbaren Anzeichen des Alters ließen diesen Look wirken, als hätte sie den Kleiderschrank ihrer Tochter geplündert.
    Ihrer Tochter. Wahrscheinlich würde ich mich nie daran gewöhnen, dass damit ich gemeint war.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie.
    Als sie auf den Steg treten wollte, hielt ich ihr eine Hand entgegen, und sie nahm meine Hilfe mit zitterigen Fingern an.
    »Natürlich weißt du das«, versicherte ich.
    Sie lächelte, wodurch sich für einen kurzen Moment ihr Gesicht straffte. »Nein, so war das nicht gemeint. Ich habe dir versprochen, dass ich nicht nach dir lauschen würde, und daran habe ich mich gehalten.«
    Ich versuchte, ihr Lächeln zu erwidern, aber fragte mich unwillkürlich, ob sie die Wahrheit sagte.
    Als sie neben mir auf dem Steg stand, drückte sie meine Hand und ließ mich los. »Du denkst, dass du mich nicht gerufen hast, weder in Gedanken noch mit normaleren Mitteln, und trotzdem bin ich hier. Du wirfst mir vor, dass ich unsere Abmachung gebrochen habe. Um das zu erkennen, muss ich nicht in deinen Kopf eindringen. Man sieht es dir sehr deutlich an.«
    »Ich bin nur überrascht«, gab ich zu und war froh, dass sie nicht mehr aus meinem Gesicht ablas. »Aber ich freue mich trotzdem über deinen Besuch. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben.«
    Sie schaute zur Seite und begann, den Steg entlangzugehen. »Eine Ewigkeit, allerdings.«
    Ich warf einen Blick zurück zum Restaurant, während ich ihr folgte. Der Parkplatz war noch immer fast leer. Zwei Mitarbeiter saßen draußen auf dem Pausenbalkon, aber sie waren in ein Gespräch vertieft und beachteten uns nicht.
    »Wie geht es dir?«, fragte Charlotte.
    Ich dachte über eine Antwort nach. Wenn sie meine Gedanken wirklich nicht belauscht hatte, musste ich auch nicht befürchten, dass sie auf eine bestimmte Antwort hinauswollte. »Prima. Ein bisschen im Stress, aber sonst prima.«
    »Die letzten Monate müssen ganz schön anstrengend gewesen sein: das letzte Schuljahr, die Abschlussprüfungen, die Uni-Bewerbungen.«
    »Ich habe mich nur an einer beworben«, erklärte ich. »Nämlich Dartmouth.«
    »Wo deine Schwester eigentlich hingehen wollte.«
    Ich zögerte. Charlotte kannte die Wahrheit nicht – dass Justine ihre erfolgreiche Bewerbung nur vorgetäuscht hatte, während sie in Wirklichkeit plante, mit Caleb durchzubrennen. Anscheinend hatte Dad in seinen letzten E-Mails einige Details ausgelassen.
    »Ja, genau«, sagte ich, weil das einfacher als eine Erklärung war. »Und ich bin angenommen worden. Ende August fahre ich hier ab und fange mit dem Studium an.«
    Sie machte Anstalten, mir den Arm um die Schultern zu legen, entschied sich aber anders und verschränkte stattdessen die Hände hinter dem Rücken.
    »Das ist fantastisch. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke.«
    Wir hatten das Ende des Stegs erreicht und schauten über den Hafen hinaus. Genau wie der Restaurantparkplatz war er fast leer. Letzten Sommer hatte an der Marina ein enormes Gedränge geherrscht – Motorboote, Segeljachten, Jet-Skis, Kajaks, Kanus. Hier war alles versammelt gewesen, was irgendwie schwimmen konnte. Dieses Jahr legten hier fast nur Fischtrawler an, und um diese Uhrzeit waren sie noch draußen auf dem Meer.
    »Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Charlotte mit leiser Stimme.
    Müde. Schwach. Durstig. Noch häufiger als sonst, und es dauert immer länger.
    »Mir geht es super. Unser neues Haus ist regelrecht ins Wasser reingebaut, und das hilft eine Menge.« Ich warf ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Bestimmt hat Dad erwähnt, dass wir umgezogen sind.«
    »Das hätte er sicher, wenn wir noch in Kontakt wären. Aber da wir uns nicht mehr schreiben, ist diese Nachricht für mich neu.«
    Unsere Blicke trafen sich. Ich schaute zur Seite, denn daran war die Abmachung schuld, die ich mit ihr getroffen hatte. Dad und Charlotte hatten Kontakt gehalten, seit sie ihn gebeten hatte, für mich zu sorgen, aber nachdem ich meine Sirenenmutter persönlich kennengelernt hatte, war damit Schluss gewesen. Wir hatten entschieden, dass kein Grund mehr für den Mail-Wechsel bestand, schließlich konnte ich Charlotte nun selbst berichten, was in meinem Leben passierte. Und ich konnte mir vorstellen, wie schlimm es für Mom gewesen war, erfahren zu

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