Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Leben steckt schließlich voller Überraschungen, stimmt’s? Das sollten wir beide am besten wissen.« Sie zwang sich zu einem Lachen. »Es ist nur … ich habe dir doch von den Managementkursen erzählt? Auf der Restaurantfachschule in San Francisco?«
Ich nickte. Während des letzten Schuljahres hatte sie sich die Nächte um die Ohren geschlagen und das Internet nach Weiterbildungskursen durchsucht. Aber am Ende hatte sie sich entschieden, lieber bodenständig zu Hause zu bleiben.
»Na ja, ich habe noch mal darüber nachgedacht, und ich würde wirklich gerne teilnehmen –«
Ich stieß ein überraschtes Keuchen aus. »Das ist ja toll!«
»Ja, schon. Danke. Aber vor allem ist es teuer. Und Oma B musste schon mein Schuljahr auf der Hawthorne bezahlen, unser Haus instand setzen lassen, nachdem Oliver es auseinandergenommen hat, und jetzt steckt sie eine Riesensumme in die Renovierung des Restaurants. Mit anderen Worten, ihr Konto schmilzt dahin. Zwar behauptet sie die ganze Zeit, dass wir uns das alles leisten können, aber wenn der Rest der Saison so schlecht läuft wie der Anfang … dann haben wir ein Problem.«
Kurz blitzten Erinnerungsbilder von Oliver in meinem Kopf auf, wie er im Keller des Hauses wie besessen Zeitungsfotos und -artikel ausgeschnitten hatte, während ein Dutzend Sirenen (unter anderem auch ich) um ihn herum in zusammengezimmerten Wasserbottichen lagen. Unter Rainas Gedankenkontrolle hatte er das Mobiliar zerhackt und Teppichböden herausgerissen, um die Behälter zu bauen. Seit ich zurück in Winter Harbor war, hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt, das Haus zu besuchen, aber Paige behauptete, ich würde es nicht wiedererkennen.
Ich blinzelte, um die Bilder zu verscheuchen. Da mir Stress neuerdings die Energie aussaugte, griff ich schon im Voraus nach meinem Kaffee.
»Also, was können wir tun?«, fragte ich und schüttete einen Löffel voll Zucker in meine Tasse.
Paige tauschte den Bierdeckel gegen ein Notizbuch. »Ich schätze, wir überlegen uns, welches Entertainment in Winter Harbor ankommt.«
Während sie mit dem Brainstorming begann, nippte ich an meinem Kaffee und nahm mir vor, Natalie ein Kompliment zu machen, denn der Geschmack war eine perfekte Mischung aus bitter und salzig. Tatsächlich schmeckte die erste Tasse so gut, dass ich mir gleich noch eine zweite einschenkte.
Erst als ich sie zur Hälfte getrunken hatte, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte. Ich nahm einen weiteren Schluck, um sicherzugehen, dann griff ich nach dem Teelöffel, stippte ihn in den Zuckernapf und probierte.
Das weiße Pulver war kein Zucker.
Sondern Salz.
Mit rasendem Puls und trockenem Mund beugte ich mich über den Tisch. »Paige, hast du Natalie irgendwas darüber erzählt, dass …«
Ich brach ab und lehnte mich zurück.
»Worüber denn?«, fragte Natalie, die direkt neben uns aufgetaucht war.
Ich ließ mir schnell etwas einfallen. »Die Eismaschine. In der Bar. Bei ihr klemmt ein Hebel, und wenn man nicht ab und zu daran rüttelt, fließt das Wasser über.«
»Gut zu wissen.« Natalie nickte in Richtung des Foyers. »Vanessa, da hat jemand nach dir gefragt.«
Ich schaute an ihr vorbei. Da ich niemanden sah, stand ich auf. »Danke. Bin gleich zurück.«
Während ich die Gaststube durchquerte, warf ich einen Blick auf meine Uhr. Es war noch nicht einmal elf, also hatten Simon und Caleb bestimmt keine Arbeitspause. War Simon heute früher gegangen? Weil er es nicht erwarten konnte, mich wiederzusehen?
Der Gedanke freute mich so, dass ich automatisch schneller ging. Doch als der Empfangstresen in Sichtweite kam, fiel mir ein, dass Simon vielleicht nicht der Einzige war, der mir einen Überraschungsbesuch abstatten würde. Schließlich gab es noch meine beiden Verfolger von letzter Woche. Oder die Stalker von gestern Abend. Gut möglich, dass sie auch herausbekommen hatten, wo ich arbeitete.
Wir haben mitten am Tag , versuchte ich, mich zu beruhigen, und noch dazu sind wir an einem öffentlichen Ort. Wenn sie mir auflauern wollten, würden sie das wohl kaum jetzt und hier tun.
Obwohl dieses Argument völlig logisch war, begannen mir die Knie zu zittern. Als ich den Türdurchgang erreichte, fühlte ich mich so schwach auf den Beinen, dass ich mich anlehnen musste – und jemand fing mich auf, bevor meine Schulter die Wand berührte.
Nicht Simon. Auch nicht einer meiner Stalker.
Vor mir stand meine Mutter. Charlotte Bleu.
Kapitel 10
W as machst du denn hier?«
Sie hielt
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