Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
ändern. Was kann ich Ihnen bringen? Pfannkuchen? Arme Ritter?«
Seine Augen wurden schmal. Wir wussten beide, dass er nicht über das Frühstück gesprochen hatte. Also beugte ich mich vor, legte ihm eine Hand auf den Arm und flüsterte direkt in sein Ohr: »Wie heißt du?«
Ich spürte, wie sich seine Muskeln unter meinen Fingern spannten. Wo sich unsere Haut berührte, durchlief mich eine Schockwelle aus frischer Energie.
»Alex.«
Ich schluckte und versuchte die gleiche Taktik noch einmal. »Und wo kommst du her?«
Er sog scharf die Luft ein. Meine Beine fühlten sich nicht länger an wie Gummi.
»Portland.«
»Schöne Stadt.« Ich brachte meine Lippen noch näher an sein Ohr. »Sagt man jedenfalls.«
Sein Gesicht hob sich einladend meinem entgegen. Die Energie durchflutete nun auch den Rest meines Körpers bis hinauf zum Hals.
»Du solltest mich mal besuchen kommen. Wir könnten viel Spaß miteinander haben.«
Seine Stimme klang brüchig. Ich richtete mich ein wenig auf und überprüfte im Spiegel über dem Kamin, ob ich Erfolg gehabt hatte.
»Großartig«, sagte ich.
Zum Abschied drückte ich noch einmal seinen Arm, dann ging ich aus der Gaststube, ohne mich umzuschauen. In der Küche hielt ich mich dicht an der Wand, um nicht in die Schusslinie von Louis zu geraten, der mit Beschimpfungen und Gegenständen um sich schmiss. Der unerwartete Gästeansturm hatte ihn so in Stress versetzt, dass nun fast die gesamte Küche als Gefahrenzone einzustufen war. Doch ich erreichte unversehrt die Treppe.
Wie ich unten feststellen musste, war der Keller anscheinend der einzige Teil des Restaurants, den Paige in ihrem Renovierungswahn ausgelassen hatte, obwohl ein paar Pinselstriche und ausgewechselte Glühbirnen ihm gutgetan hätten. Er war, dunkel, feucht und roch nach einer Mischung aus Schimmel und Pommesfett. Überall waren ausrangierte Möbel, Tischdecken und Küchengeräte zu wackeligen Stapeln aufgeschichtet. Der Vorratsraum befand sich ganz hinten. Ich brauchte mehrere Minuten, bis ich mich im Zickzack dort hinmanövriert hatte. Mit einiger Erleichterung stellte ich fest, dass sich die Tür problemlos öffnen ließ und das Licht funktionierte. Aber die Freude war von kurzer Dauer, denn das Toilettenpapier war noch immer in Kartons verpackt und befand sich auf dem obersten Regal fast an der Decke.
»Großartig«, sagte ich wieder, allerdings weniger erfreut als zuvor.
Ich arbeitete mich zurück durch den Keller, bis ich eine rostige Trittleiter fand, die bei meiner Berührung nicht in zwei Hälften zerbrach. Mit Mühe bugsierte ich sie in den Vorratsraum, stellte sie vor dem Regal auf und kletterte hoch. Von der obersten Stufe aus konnte ich einen Karton gerade mit den Fingerspitzen berühren. Ich zog ihn vorsichtig heraus, bis er zur Hälfte vorstand und Übergewicht bekam. Dann griff ich mit beiden Händen zu – und ließ gleich wieder los, als die Leiter unter mir wegkippte.
Ich stürzte und fiel hart auf ein Knie. Der Karton rutschte aus dem Regal, verpasste mich um Haaresbreite, aber traf die Deckenlampe, so dass Glühbirnensplitter auf mich herabregneten. Ich hielt mir schützend die Hände vors Gesicht und versuchte, das unterste Regal als Deckung zu benutzen.
»Vanessa?«
Die männliche Stimme wurde von den klirrenden Glasscherben fast übertönt, aber sie konnte nur Simon gehören. Gott sei Dank! Anscheinend hatte Paige ihm gesagt, dass ich hier unten war.
»Hi!« Ich kroch unter dem Regal hervor und tastete mich durch die Dunkelheit. »Bin gleich da!«
Mit meinem Handy als Lichtquelle fand ich den Karton und drehte ihn auf die richtige Seite. Er war zugeklebt, also klemmte ich mir das Handy zwischen die Zähne und holte meine Schlüssel aus der Hosentasche, um damit den Tesafilm zu zerschneiden. Doch als ich wieder nach dem Karton griff, bohrte sich ein Glassplitter in meine Hand.
Ich zuckte zusammen und schrie auf. Das Handy fiel zu Boden, und das dämmrige Licht erlosch.
»Hallo. Was ist denn passiert?«
Ich wirbelte zu Simon herum, der anders klang als sonst. Besorgt, aber mit einem seltsamen Unterton. Leider war es zu dunkel, um seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Ich konnte nicht einmal das Blut sehen, das mir zwischen den Fingern hindurchtropfte. »Nichts«, beruhigte ich ihn. »Nur ein kleiner Schnitt in die Handfläche. Kein Problem. Mir geht es gut.«
Eigentlich tat es ziemlich weh, aber das wollte ich ihn nicht wissen lassen. Ich drückte meine tränenden Augen zu, als
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