Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
ausgereicht.«
»Trotzdem war es zu dunkel, um sein Gesicht zu erkennen?«, fragte Caleb.
»Danach habe ich gar nicht geschaut«, gab ich zu. »Ich wollte nur so schnell wie möglich weg.«
Simon legte mir die Hand aufs Knie und drückte es beruhigend.
»Sonst hat auch niemand etwas gesehen oder gehört?«, richtete Caleb seine nächste Frage an Paige. »Dem Küchenpersonal ist nicht aufgefallen, dass ein wütender Fremder an ihnen vorbeigestürmt kam?«
»Das Küchenpersonal bestand aus Louis und dem Tellerwäscher, und beide waren sosehr mit den Nerven am Ende, dass sie nicht mal gemerkt hätten, wenn ein Flugzeug vor ihnen auf dem Tresen gelandet wäre. Da wir nur eine einzige Kellertreppe haben und der Typ nicht durch die Gaststube gerannt ist, muss er den Personalausgang benutzt haben.« Sie steckte sich das letzte Stück Frühlingsrolle in den Mund, kaute und schluckte. »Genau deshalb will ich ja Sicherheitskameras haben. Gleich morgen.«
»Er muss zu den Leuten gehören, die Vanessa belauscht hat, stimmt’s? Zu der Gruppe, die in den Ereignissen vom letzten Sommer herumstochert und der wir die Kamera abgejagt haben.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist die einzig sinnvolle Erklärung.«
»Vielleicht war es aber auch einer von den Typen mit dem orangefarbenen Truck.«
Simon schaute Paige an. »Was für Typen?«
»Was für ein Truck?«, fragte Caleb.
Unsere Blicke trafen sich zum zweiten Mal, und diesmal verzichtete Paige auf jeden Versuch einer Entschuldigung. Sie sprudelte hervor: »Oh, ist es schon so spät? Ich habe Natalie versprochen, sie telefonisch auf dem Laufenden zu halten. Jetzt sollte ich wirklich dringend anrufen.« Sie stand auf und nahm ihren Teller mit chinesischem Fastfood. »Draußen ist der Empfang besser. Ich bin auf der Veranda, falls ihr mich braucht.«
Mit diesen Worten verschwand sie. Caleb, Simon und ich hockten einen Moment schweigend nebeneinander, dann sprang auch Caleb auf.
»Wo wir gerade von der Kamera gesprochen haben, ich habe heute noch gar nicht in meinen Mails nachgeschaut, ob jemand auf die Annonce reagiert hat. Bin gleich zurück.«
Kaum war er gegangen, richtete ich mich auf dem Sofa auf und hakte mich bei Simon unter.
»Das war wirklich keine große Sache«, beteuerte ich.
»Was … war keine große Sache?«, fragte er mit angespannter Stimme.
»Vor ein paar Wochen war ich beim Eisenwarenladen, um was für meinen Dad zu besorgen. Da haben mich zwei Männer angesprochen, vermutlich Seeleute von einem Fischtrawler. Als ich gegangen bin, sind sie mir ein paar Minuten mit ihrem Wagen durch die Stadt gefolgt. Mehr ist nicht passiert.«
Er stellte den Teller ab, löste seinen Arm aus meinem Griff und drehte sich auf dem Sofa zu mir um. »Wie kannst du behaupten, das sei keine große Sache? Bei so etwas müssten deine Alarmglocken läuten, selbst wenn sonst nichts passiert wäre – ich meine das Gespräch am Bootsschuppen, die Fotos, Carla, der Typ heute im Keller. Vanessa, man hat dich verfolgt! Wieso willst du das verharmlosen?«
»Tue ich ja gar nicht.« Zumindest nicht mir selbst gegenüber. »Ich finde nur … mir geht es gut, alles ist okay, ich habe mich bald wieder erholt …«
Er nahm meine verletzte Hand und hielt sie sanft fest. »Zwölf Stiche sind nicht okay. Und wahrscheinlich wäre es schlimmer ausgegangen, wenn ich nicht zum richtigen Zeitpunkt auf dem Handy angerufen hätte. Das ist erst recht nicht okay. Wir müssen über solche Sachen reden!«
Ich sagte nichts. Sonst hätte ich nämlich nach dem Warum gefragt, und ich war nicht sicher, ob ich seine Antwort hören wollte.
»Hast du die Männer vorher schon mal gesehen?«, fragte Simon nach einem Moment. »Ich meine die Seeleute aus dem Eisenwarenladen?«
»Nein.«
»Aber sie haben einen orangefarbenen Truck gefahren?«
Ich nickte. »Einen sehr alten Wagen. Klobig. Hinten hingen Angelruten von der Ladefläche.«
»Ein Nummernschild aus Maine?«
»Ich glaube schon, aber es war zu dunkel, um es genau zu erkennen.«
»Okay. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich den Wagen schon mal gesehen habe. Aber selbst wenn sie Fremde sind … wer auf den Fischtrawlern arbeitet, taucht irgendwann bei uns am Hafen auf, um Ausrüstung und Köder zu kaufen. Caleb und ich werden die Augen offen halten. In der Zwischenzeit, falls noch etwas passiert, und sei es nur ein harmloser Anrempler auf dem Bürgersteig – erzählst du mir davon? Bitte!«
Er klang so traurig, dass ich zustimmte, obwohl
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