Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
neunte Loch schlug, ein ausfgeliehenes Buch in den Rückgabekasten steckte und alltäglichen Kleinkram erledigte.
»Wieso gerade diese Frau?«, fragte Simon. »Wer ist sie?«
Während Caleb näher heranzoomte, meldete sich sein Posteingang mit einem Tonsignal.
»Anscheinend reicht das WLAN doch bis hierher.« Er drückte auf »Minimieren«, so dass das Foto verschwand und das noch immer offene Mailprogramm dahinter zum Vorschein kam. »Eine neue Nachricht mit einem neuen Anhang.«
Auf diesem Bild befand sich weder eine Straßenszene noch Naturlandschaft, sondern eine einzige Person … und zwar nicht die Frau mit grüner Handtasche und pinkfarbenen Schuhen.
Das Foto zeigte Carla. Bewusstlos, den Körper mit blauen Flecken übersäht, lag sie zusammengekrümmt auf dem Boden. Ihre Handgelenke waren zusammengebunden. Ihre Augen standen halb offen und schienen flehend in die Kamera zu starren.
Draußen schlug eine Autotür zu. Simon und Caleb sprangen gleichzeitig von der Couch und liefen zum Fenster.
»Ein schwarzer Audi«, verkündete Simon. »Anscheinend die Maklerin.«
Ich erhob mich mit rasendem Puls. Wenigstens hatte ich jetzt einen Grund, vom Computer wegzuschauen.
»Hat sie sich vorher angekündigt?«, wollte Simon wissen.
»Nein, aber das hat nichts zu bedeuten. Wahrscheinlich ist sie nur kurz vorbeigekommen, um für die nächste Hausbesichtigung noch was an der Deko zu ändern.« Ich küsste ihn im Vorbeigehen auf die Wange und öffnete die Tür. »Mir wird schon nichts passieren. Aber du kannst gerne hier stehen bleiben und auf mich aufpassen.«
»Genau das werde ich tun.«
Das Cabrioverdeck war geschlossen, deshalb erkannte ich erst, als ich direkt vor dem Audi stand, dass nicht Anne am Steuer saß, sondern Colin.
»Hi, Vanessa.« Er grinste. »Ich hatte nicht erwartet, dass du hier bist.«
»Tja.« Ich warf einen Blick über die Schulter und winkte in Simons Richtung. »Meine Freunde und ich haben uns zu einem Abschiedsessen getroffen. Du weißt schon, noch einmal über alte Zeiten reden, als wir Nachbarn waren. Wir haben unseren Eltern nichts davon gesagt, weil sie uns wahrscheinlich verboten hätten, das Haus zu benutzen.«
»Verstehe ich total. Ich werde niemandem was verraten.« Er hielt einen schmalen, bunt blühenden Blumenkübel in die Höhe. »Mom hat mich gebeten, den hier abzustellen. Um die Einfahrt aufzuhübschen.«
»Klingt gut. Such dir den besten Platz aus.«
Leider entschied er, dass der beste Platz an der Eingangstreppe war, wo inzwischen Simon stand und wartete. Colin stellte sich vor, und Simon streckte ihm zurückhaltend die Hand entgegen. Dabei spähte Colin an ihm vorbei ins Wohnzimmer.
»Ist das …?« Colin brach ab und schaute zwischen Simon und mir hin und her. »Sorry, kann ich mir kurz was anschauen?«
»Ich weiß nicht, ob –«
»Klar«, unterbrach ich Simon. Ich verstand seine Besorgnis, aber Colin kam mir völlig harmlos vor. Außerdem wollte ich ihn bei Laune halten, damit er nicht doch etwas ausplauderte – sei es nun unser unerlaubtes Treffen im alten Ferienhaus oder die Szene, die sich zwischen Colin und mir am Strand abgespielt hatte.
»Ist schon okay«, beruhigte ich Simon, als Colin durch die Tür getreten war. »Bestimmt geht er gleich wieder.«
»Ist das wirklich das neue MacBook Pro? Ehrlich?«
Simon und ich erreichten das Wohnzimmer gerade, als Caleb das Notebook zuschlug und Colin feindselig anstarrte.
»T’schuldigung.« Colin wich vom Couchtisch zurück. »Ich wollte nicht aufdringlich sein, aber bisher habe ich das Modell noch nie in echt gesehen.«
»Schon gut«, sagte ich, bevor jemandem etwas herausrutschte, was wir später bereuen würden. »Colin, wollte deine Mom sonst noch etwas?«
Er schüttelte den Kopf und entschuldigte sich noch mal. Ich schob ihn zur Tür und überließ Simon die Aufgabe, ihn beim Wegfahren zu beobachten, während ich Richtung Toilette verschwand.
Zuerst vermied ich jeden Blick in den Spiegel. Ich ließ das Waschbecken volllaufen und schüttete das Salztütchen hinein, das ich früher am Abend in dem Handtuchstapel versteckt hatte, der aus Dekogründen im offenen Badezimmerschrank lag. Dann siegte doch meine Neugier, und ich wollte wissen, welche sichtbaren Spuren dieser Tag hinterlassen hatte. Heute hatte eine Aufregung die nächste gejagt, manche davon gut, manche schlecht, aber jedenfalls war es stressig gewesen. Zögernd hob ich den Blick.
Wunderschön .
Das war die erste Beschreibung, die mir
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