Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
spielten.
»Du hattest Gefühle für ihn.«
»Nein, hatte ich nicht.«
»Wenn das stimmen würde, würdest du jetzt nicht so empfindlich reagieren.«
»Wir waren Freunde. Nicht für lange Zeit, aber trotzdem. Ich würde mich genauso schlecht fühlen, wenn irgendeine Schulkameradin mir erzählt hätte, dass sie ihre Träume begräbt, weil ihre Eltern es wollen.«
»Selbst wenn diese Schulkameradin sich zwischen dich und die Liebe deines Lebens gedrängt hätte?«
Ich schob den Teller weg und leerte meine Wasserflasche. Nicht nur Charlottes Worte verwirrten mich, sondern auch die Erinnerung an den Tag der Abschlussfeier. Parker hatte mich vorsichtig angelächelt und in die Arme genommen – und ich hatte gegen das Verlangen ankämpfen müssen, ihn festzuhalten und nie mehr loszulassen. Mir fiel wieder ein, wie wir in den Monaten davor zwar jedes Gespräch vermieden hatten, weil ich darauf bestand, aber uns flüchtige Blicke zugeworfen hatten, wenn wir uns auf den Schulfluren trafen. Ich erinnerte mich an unsere gemeinsame Zeit im Herbst und die magnetische körperliche Anziehungskraft, die fast auch mein Herz mitgerissen hätte. Wann immer ich heutzutage an Parker dachte – was sich trotz meiner größten Bemühungen nicht verhindern ließ –, erinnerte mich gleichzeitig mein Gewissen daran, was ich Simon schuldete, und dass ich ihm alles geben wollte, was ich zu bieten hatte.
»Es war nicht meine Absicht, dich zu verletzen, Vanessa«, sagte Charlotte. »Ich weiß, dass du Simon mehr liebst als alles und jeden auf der Welt. Aber ich möchte, dass du versuchst, deine Gefühle für Simon und für Parker miteinander zu vergleichen. Rein körperlich, meine ich. Du musst mir keine Einzelheiten erzählen, sag mir nur, ob du einen Unterschied erkennst.«
Darüber musste ich nicht erst nachdenken. Diesen Vergleich hatte ich schon oft genug angestellt.
Der Unterschied war enorm. Mit Simon zusammen zu sein war wunderbar, aufregend und alles, was ich wollte.
Mit Parker war es wunderbar, aufregend und alles, was ich brauchte . Wir hatten uns nur wenige Male geküsst, und bei diesen flüchtigen Begegnungen war immer das Gleiche passiert: Ich hatte mich nicht losreißen können, ganz egal, was mein Verstand sagte, und hinterher hatte ich tagelang vor Energie gesprüht, als würde mein Körper auf Autopilot durch den siebten Himmel schweben.
»Du weißt bereits, worauf ich hinauswill.«
Ich schaute von meinem Teller auf.
»Glaub mir, ich lese immer noch nicht in deinen Gedanken oder Erinnerungen«, gab Charlotte zu. »Das ist übrigens ein Thema, auf das wir später zurückkommen werden. Aber du bist klug genug, um deine eigenen Schlüsse gezogen zu haben, auch wenn du sie nicht glauben wolltest. Eigentlich hast du mich nur danach gefragt, um deinen Verdacht bestätigt zu bekommen.«
»Aber Paige geht es gut«, protestierte ich und hoffte immer noch auf eine andere Erklärung. »Sie hat mir gesagt, dass sie sich hier nicht anders fühlt als in Boston.«
»Weil die Heilwirkung des Salzwassers allmählich seine Kraft verliert, wie ich dir schon einmal erklärt habe. Du wirst es immer brauchen, aber langfristig genügt es nicht. Paige hat sich mehrere Monate nach dir verwandelt, also ist ihr Körper noch in der Anpassungsphase.« Charlotte wandte den Kopf ab und schaute aufs Wasser. »Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass ihr die gleiche Nahrung benötigt, schließlich ist Paige keine Nenuphar. Dein Energiebedarf wird immer größer sein als ihrer.«
Bevor ich darauf antworten konnte, landete eine Frisbeescheibe zwischen uns auf dem Picknicktisch.
»Sorry!« Ein Typ in Surferhose und Sweatshirt kam auf uns zugejoggt. Er war im Studentenalter. »Das Ding ist mir aus der Hand gerutscht.«
»Schau genau hin«, flüsterte Charlotte so leise, dass ich ihre Stimme nur erahnte.
»Upps«, sagte er, wurde langsamer und zeigte auf unser Mittagessen. »Ich habe hoffentlich nichts ruiniert?«
»Überhaupt nicht.« Charlotte hob die Frisbeescheibe auf, nahm die Sonnenbrille ab und lächelte. »Schöner Tag für ein bisschen Strandsport.«
»Ja, meine Kumpel und ich –«
Er brach ab und erstarrte, den Blick auf Charlottes Augen gerichtet. Sie hielt noch immer die Frisbeescheibe in der einen Hand, nun legte sie die andere auf die Brust des jungen Mannes. Ein hoher, schriller Ton ließ mich zum Imbiss herumfahren, um zu sehen, ob es eine Rückkopplung gab, aber die Musik aus den Lautsprechern klang ganz normal. Als ich
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