Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
ich ihm weiterhin Details verschweigen würde, wenn nötig. Wir beiden wollten schließlich das Gleiche. Spielte es da eine Rolle, ob ich unserem Glück etwas nachhalf und zu welchen Mitteln ich griff?
»Du hast doch vorhin gefragt, ob ich noch was brauche«, sagte ich, nachdem wir eine halbe Ewigkeit schweigend in unserem Essen gestochert hatten. »Mir ist etwas eingefallen, wodurch ich mich gleich besser fühlen würde.«
Seine Miene hellte sich auf. »Soll ich dir noch eine Decke bringen? Oder mehr Wasser?«
Ich stand auf und hielt ihm meine unverletzte Hand entgegen. Er warf einen Blick auf die Tür, aber Paige machte keine Anstalten zurückzukehren. Da nahm er meine Hand und ließ sich aus dem Wohnzimmer und die Treppe nach oben führen.
»Vanessa«, flüsterte er, »wohin gehen wir? Ich dachte, den oberen Stock soll niemand betreten, damit er für die Interessenten tiptop bleibt.«
»Na ja, das gilt eigentlich auch für das Wohnzimmer und den Rest des Hauses.« Darüber hatten wir uns genauso hinweggesetzt, denn als Treffpunkt war das Haus ideal. Keine störenden Eltern weit und breit. »Niemand braucht zu wissen, dass wir hier waren. Ich will dir nur etwas zeigen.«
Oben war es stockdunkel, aber ich kannte jeden Zentimeter des Flurs wie meine Westentasche, und so erreichten wir das Zimmer ganz am Ende, ohne ein einziges Mal anzustoßen. Dort ließen wir uns vom bläulichen Schimmer des Mondes zum Fenstersitz leiten.
»Was willst du mir denn zeigen?«, fragte Simon und blickte aus dem Fenster.
»Meinen Lieblingsplatz.«
»Du meinst den See? Von hier oben sieht die Landschaft wirklich toll aus.«
»Einen besseren Blick gibt es im ganzen Haus nicht. Aber darauf wollte ich nicht hinaus.« Ich hielt noch immer seine Hand und zog ihn sanft ein Stück weiter nach rechts. Dort drückte ich ihn auf das Sitzpolster, das die Fensterbank ausfüllte. »Jetzt schau noch einmal hin.«
Er verrenkte den Hals. »Komischer Blickwinkel. Ich sehe nur jede Menge Laub und einen Teil von unserem Haus.«
»Welchen Teil?«
»Das Dach … und ein Erkerfenster.«
Ich wartete, ob er von selbst darauf kam. Aber er wandte sich nur fragend zu mir um. Also erklärte ich es ihm.
»An dem Schreibtisch beim Fenster hast du immer am liebsten gearbeitet. Das weiß ich, weil ich viele Sommerabende lang genau hier gesessen und gelesen habe. Du warst über deine Arbeit gebeugt, hast gerechnet, gemessen und analysiert, und wenn ich nach hundert Seiten aufgeschaut habe, konnte ich sicher sein, dass du immer noch dort sitzt.«
»Ist das Licht hier so gut zum Lesen?«
»Eigentlich nicht«, gab ich zu. Als er sich wieder fragend zu mir umdrehte, erklärte ich: »Ich hoffe, du hältst mich jetzt nicht für einen Stalker. Ich fand es einfach nur schön zu wissen, dass du da bist. Beruhigend.«
Er schien meinen Blick genauer zu studieren und ließ sich Zeit mit einer Antwort. Ich begann, mich zu fragen, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, die Vergangenheit anzusprechen. Zumindest passte es nicht zu meinem Plan, ganz von vorn anzufangen und ihm eine neue Vanessa zu präsentieren. Andererseits hätte die alte Vanessa nie den Mut gehabt, dieses Geheimnis mit ihm zu teilen.
Bevor ich mir wirklich Sorgen machen konnte, drehte er sich um und gestand: »Von dir hätte ich mich sogar freiwillig stalken lassen.«
Er hakte einen Finger in meine Jeanstasche und zog mich auf seinen Schoß. Ich rollte mich dort zusammen und schmiegte mich an seine Brust, während er beide Arme schützend um mich legte. Da mein voriger Moment der Ehrlichkeit so gut gewirkt hatte, schloss ich die Augen und teilte ein weiteres Geheimnis mit ihm.
»Ich will für immer mit dir zusammen sein, Simon«, flüsterte ich. »Vielleicht sollte ich das nicht sagen … vielleicht willst du es gar nicht hören … aber so ist es nun mal.«
Ich spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte.
»Schon morgens beim Aufwachen denke ich daran, dass ich deine Stimme hören will. Wann immer mir etwas Schönes passiert, möchte ich es zu allererst dir erzählen. Wenn ich nachts wach liege, will ich mit dem Gedanken fortdriften können, dass ich dich am nächsten Tag wiedersehe.« Ich öffnete die Augen und begegnete seinem Blick. »Und vor allem möchte ich dich glücklich machen – du sollst nicht besorgt, ängstlich, beschützerisch sein, sondern glücklich . Dafür möchte ich jeden Tag meines Lebens sorgen, solange du mich lässt. Falls du mich lässt.«
Auch diese Worte
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