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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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als würde sie sich auf ein professionelles Fotoshooting vorbereiten.
    Da ich nicht bereit war, unverrichteter Dinge wieder zu gehen, bummelte ich so lange wie möglich herum. Leider war meine Handtasche weniger gut ausgestattet, daher musste ich auf die Schnelle kreativ werden, um Gründe zum Bleiben zu finden. Gerade knöpfte ich die lange Kaschmirjacke, die ich mir von Charlotte geliehen hatte, auf und wieder zu und betrachtete den Effekt im Spiegel, als sich das Mädchen zu mir umdrehte.
    »Du kommst mir bekannt vor«, sagte sie. »Haben wir uns schon mal getroffen?«
    »Ich glaube nicht. Vielleicht warst du diesen Sommer in Bettys Fischerhaus essen? Da jobbe ich nämlich am Empfang.«
    Ihre grünen Augen wurden schmal, und die pinkfarbenen Lippen verzogen sich zu einer Schnute. »Ich finde Fisch grässlich.«
    »Kommst du aus Winter Harbor?«, fragte ich. »Meine Familie verbringt hier schon seit Ewigkeiten die Ferien, also sind wir uns vielleicht in der Stadt über den Weg gelaufen.«
    »Kann schon sein.« Sie klang nicht überzeugt.
    Mein Gesicht lief rot an, als sie mich ausführlich musterte. Eine Ewigkeit später zuckte sie mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem mobilen Schminkstudio zu. Ich unterdrückte einen erleichterten Seufzer, als sie sämtliche Utensilien mit einer Handbewegung zurück in die Handtasche beförderte. Wenn sie noch ein paar Minuten so weitergemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich aus Salzwassermangel in Ohnmacht gefallen.
    »Jetzt weiß ich es!« Sie wirbelte herum und lächelte mich mit funkelnden Augen an. »Du bist die aus der Zeitung!«
    Mit blieb einen Moment die Luft weg. »Aus … der Zeitung?«, stammelte ich.
    »Ja, von letztem Sommer. Deine Schwester ist von der Klippe gefallen und gestorben.«
    Sie strahlte mich stolz an, weil sie so ein phänomenales Gedächtnis hatte, und ich musste mich am Waschbecken festhalten.
    »Finde ich ja erstaunlich, dass ihr wieder hergekommen seid.« Sie nahm ihre Jacke vom Beckenrand und wandte sich der Tür zu. »Ich meine, die meisten Familien hätten Skrupel, an den Ort des Verbrechens zurückzukehren … so läuft das zumindest in Filmen, stimmt’s?«
    Ein plötzlicher Knall echote durch den Raum. Sie blieb stehen, ohne sich umzudrehen. Ich bückte mich, um ihr Handy aufzuheben, das ihr anscheinend aus der Jackentasche gerutscht war. Es war aufgeklappt, und während ich es überreichte, sah ich die roten Fußbodenfliesen über den Bildschirm huschen.
    »Danke.« Sie nahm das Handy und verschwand.
    Ich lehnte am Waschbecken und hatte weder die Zeit noch die Energie, um erst die Außentür abzuschließen. Stattdessen drehte ich sofort den Hahn auf, steckte den Stöpsel in den Abfluss und holte die kleine Salztüte aus meiner Handtasche. Ich schüttete den gesamten Inhalt in das strudelnde Wasser.
    »Man sollte doch denken, dass wir alle die gleiche Biologie haben.«
    Keuchend stellte ich das Wasser ab und wirbelte herum. Die Bemerkungen der Brünetten und mein schwächelnder Körper hatten mich so abgelenkt, dass ich die zweite Frau völlig vergessen hatte. Nun stand eine stämmige, aber hübsche Blondine in der Kabinentür und tupfte sich die Augen.
    »Aber manche Leute sind anscheinend ganz ohne auf die Welt gekommen.« Sie schniefte und trat aus der Kabine.
    Ich konzentrierte mich darauf, ein paarmal ein- und auszuatmen. »Ohne was?«, fragte ich, als ich wieder sprechen konnte.
    »Ein Herz. Ein Gewissen. Oder zumindest ein kleines bisschen Höflichkeit, das normale Leute davon abhält, einer Wildfremden auf der Toilette schreckliche Dinge ins Gesicht zu sagen. Ich meine, wenn man sich schon gar nicht bremsen kann, sollte man wenigstens den Anstand haben, sich hinterher zu entschuldigen.« Sie holte tief Luft und schneuzte in ein Taschentuch. »Das Gleiche gilt übrigens für Männer, die zu einer Verabredung nicht auftauchen. Da habe ich endlich den Mut aufgebracht, ihn zum Kino einzuladen, nachdem ich ihn einen Monat lang täglich im Coffeeshop gesehen habe, und jetzt das!«
    Für einen kurzen Moment vergaß ich meine eigenen Probleme. »Tut mir leid.«
    »Ja, ich tue mir auch leid.« Sie knüllte das Papiertaschentuch zusammen und warf es in Richtung Mülleimer. Es landete auf dem Fußboden. »Normalerweise wäre ich eben aus der Kabine gestürmt, um dieser Zicke gehörig die Meinung zu sagen, aber dann hätte ich nur wieder zu heulen angefangen. Und das hätte niemandem geholfen. Na ja, das Miststück hätte

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