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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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abwesenden Blick. Einen Augenblick später griff sie nach ihrer Computermaus und betrachtete mit schmalen Augen den Bildschirm. »Würde dir Mittwoch um dieselbe Zeit passen?«
    »Wofür?«
    Sie begann zu tippen. »Ich denke, wir sollten uns in Zukunft einmal wöchentlich treffen. Selbst wenn wir nicht gleich zu entscheidenden Ergebnissen kommen, hilft es dir bestimmt, deine Überlegungen in Ruhe durchzusprechen.«
    »Das ist schon okay«, sagte ich schnell. »Vielen Dank, aber ich entscheide mich bestimmt bald. Mein Vater ist Professor am Newton Community College, also kann ich ihn alles fragen, was ich über die Bewerbungsphase wissen muss.«
    Hinter ihr sprang der Drucker an und schob ihr summend einen Zettel entgegen. Sie reichte ihn an mich weiter.
    »Hier ist ein Ausdruck der E-Mail, die ich dir gerade geschickt habe«, erklärte sie. »Nächste Woche, selbe Zeit, selber Ort.«
    Ich fühlte meine Beine kaum, als ich aufstand und mit dem Zettel in der Hand auf die Tür zusteuerte.
    »Und, Vanessa …«
    Ich blieb mit der Hand am Türknauf stehen.
    »Glaub mir, es wird einfacher. Das willst du im Moment nicht hören, weil es weh tut, aber trotzdem ist es wahr.«
    Der höfliche Dank blieb mir in der Kehle stecken. Ich öffnete die Tür und verließ ohne Antwort das Büro.
    Im Flur schwang ich mir den Rucksack über eine Schulter und wühlte hastig darin herum. Meine Lippen waren so ausgetrocknet, dass ich sie regelrecht zusammenschrumpeln fühlte. Ich konnte nicht einmal darüberlecken, denn meine Zunge war genauso trocken und lag mir wie ein Backstein im Mund. Mit jeder Sekunde wurden meine Hände zitteriger, so dass ich Mühe hatte, die Plastikflasche zu finden und aus dem Rucksack zu zerren.
    Ich stürzte das Salzwasser im Gehen hinunter. Obwohl es lauwarm war, fühlte es sich an wie Eis, das meine Kehle entlanglief. In nur fünf Schlucken hatte ich die Flasche geleert und blieb vor einer Ausstellungsvitrine stehen, bis das Wasser seine Wirkung tat. Wann immer ein Lehrer oder Schüler vorbeikam, lehnte ich mich näher an das Glas und tat so, als würde ich die eingravierten Namen auf den Sportpokalen lesen. So brauchte ich nicht zu fürchten, dass jemand mich ansprach.
    Als ich diese Finte zum dritten Mal benutzte, fiel mein Blick auf einen nur allzu bekannten Namen.
    Justine Sands.
    Er prangte auf einem Dutzend verschiedener Trophäen – Hockey, Softball, Fußball. Ihr ganzes Leben lang war Justine immer die Nummer eins bei allem gewesen, was sie anpackte, inklusive der verschiedenen Sportteams, in denen sie jede Schulsaison mitspielte. Vor meinen Augen erschien ein handgeschriebener Satz auf einem linierten Stück Papier:
    Sorry, ich habe keine Ahnung, wer ich bin – aber du genauso wenig.
    Ich blinzelte und schüttelte den Kopf, um ihn klarzubekommen.
    Da sah ich Justines Gesicht vor mir. Ein Foto in der Vitrine zeigte sie lächelnd mit halb geöffneten Lippen, die blauen Augen vor Begeisterung aufgerissen, als sie das entscheidende Tor gegen die Thoreau Highschool schoss. Sie sah wunderschön und vollkommen glücklich aus. Bei diesem Foto wäre man nie auf die Idee gekommen, dass sie Fußball nicht spielte, weil es ihr Spaß machte, sondern weil sie das Gefühl hatte, etwas beweisen zu müssen.
    In der Nähe wurde eine Klassentür aufgerissen. Ich wandte mich von der Vitrine ab und rannte den Flur entlang zur Mädchentoilette. Schon bevor ich sie erreichte, fühlte sich mein Körper an, als hätte ich tagelang auf glühendem Asphalt in der Sonne gelegen. Ich riss mich zusammen und schaute in sämtlichen Kabinen nach, ob ich allein war. Dann schloss ich die Tür des Raums von innen ab.
    »Nun mach schon«, flüsterte ich, drehte den Wasserhahn auf und hielt die Flasche darunter. Weil es mir nicht schnell genug ging, ließ ich sie nur halb volllaufen, bevor ich das Salz aus dem Behälter hineinstreute, den ich immer im Rucksack trug. Ich schüttelte die Flasche einmal kräftig, warf den Kopf zurück und trank. Dann drehte ich auch den Hahn am Nachbarbecken auf, verstöpselte den Abfluss und schüttete Salz hinein. Die nächsten fünf Minuten verbrachte ich damit, abwechselnd zu trinken und mein Gesicht unterzutauchen. Endlich ließ der Durst nach.
    Erschöpft lehnte ich mich an die Wand und rutschte daran herunter, bis ich auf dem Fliesenboden saß. So und nicht anders sah meine Zukunft aus. Nach Salzwasser dürsten, sich in öffentlichen Toiletten verstecken, immer knapp dem Tod durch Austrocknung

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