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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sein«, sagte Michael. »Warum erzählen Sie mir nicht, was Sie heute mit Dave besprochen haben?«
    »Dave ist nicht wichtig«, sagte Mojsch.
    »Sondern wer ist wichtig?« fragte Michael.
    Mojsch reagierte nicht.
    »Sondern wer ist wichtig?« wiederholte Michael hartnäckig seine Frage. »Schade um die Zeit. Merken Sie nicht, daß die Zeit drängt?«
    »Sie können mir keine Angst mehr machen«, sagte Mojsch. »Ich weiß schon gar nichts mehr.«
    »Was wollten Sie von Jankele?« fragte Michael.
    »Er hatte Dienst in der Küche, an dem Abend, als mein Vater starb.«
    »Aber wir haben ihn doch schon ein paarmal nach die sem Abend befragt, und er hat nichts gesehen«, sagte Michael. »Was hat Sie jetzt zu der Annahme gebracht, daß er doch etwas gesehen hat?«
    »Dave hat mich auf die Idee gebracht«, sagte Mojsch mit einer gebrochenen Stimme.
    »Was war mit Dave? Was hat er gesagt?« fragte Michael und steckte sich eine Zigarette an.
    Mojsch goß sich mit zitternden Händen Wasser in einen blauen Plastikbecher. »Ich habe Schluckbeschwerden«, sagte er zu Michael. »Und diese Allergie bringt mich noch um. Sogar das Wasser schmeckt nach nichts.« Dann fragte er: »Wollen Sie auch was?« Er goß noch einmal Wasser in den Becher und hielt ihn Michael hin.
    »Was hat Dave gesagt?« fragte Michael und stellte den Becher auf den Tisch.
    »Es hat mit der Sicha am Schabbat angefangen. Auf dem Weg zu meinem Zimmer habe ich mich mit Dave unterhalten. Er hat gesagt, Jankele würde in der letzten Zeit so seltsam sprechen. Etwas würde ihn bedrücken. Und bestimmt würde er sehr heftig auf diese Sicha reagieren. Solche Sachen eben. Ich habe gar nicht richtig zugehört. Aber etwas ist bei mir hängengeblieben. Dave hat gesagt, daß Jankele die ganze Zeit über Flaschen redet.«
    »Flaschen? Er hat mit Ihnen über Flaschen gesprochen? Hat er Ihnen was erzählt?« fragte Michael scharf.
    »Das ist es ja. Ich habe es auch nicht verstanden. Aber heute morgen ist es mir plötzlich eingefallen, deshalb bin ich zum Werk gegangen. Nicht jeder kann mit Jankele reden. Ich wußte, daß ich nichts aus ihm herausbekommen würde, was Sie nicht auch schon wissen. Deshalb habe ich Dave erklärt, um was es geht, und ihn gebeten, mir zu helfen. Dave hat ihn gefragt, und Jankele gesagt, er hätte gesehen, wie Dworka an jenem Abend heimlich durch die Hintertür hinausgegangen ist, damals, an Schawu'ot.«
    Michael schaute Mojsch an und fragte: »Und was hat das mit Flaschen zu tun?«
    »Jankele ist ihr nachgegangen. Das hat er wenigstens zu Dave gesagt. Er ist ihr die Hälfte des Wegs nachgegangen ... in Richtung zum Zimmer meines Vaters.«
    »Und dann?«
    »Das war's«, sagte Mojsch und starrte auf seine Hände. »Das war's?« fragte Michael. »Das kann doch nicht alles gewesen sein.«
    »Das ist alles, mehr kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete Mojsch.
    »Es ist zu spät«, sagte Michael. »Sie haben schon zu viel gesagt, als daß Sie noch jemanden schützen könnten.«
    »Am Samstag abend hatten wir eine sehr harte Sicha «, sagte Mojsch. »Und seither bin ich ... seither hatte ich noch weniger Ruhe. Ich habe plötzlich festgestellt, daß ich meine Meinung zu allem ändern muß.«
    »Was hat Ihnen Dworka erzählt?« fragte Michael.
    Mojsch warf ihm einen verschreckten Blick zu. »Wann?« fragte er plötzlich.
    »Vorhin, als Sie mit ihr gesprochen haben«, sagte Michael.
    »Nichts, sie hat nichts gesagt. Woher wissen Sie eigentlich, daß ich ...? Lassen Sie mich beschatten? Vielleicht dieser Mann mit dem Schnurrbart? Was ist überhaupt los mit euch?« Die letzten Sätze hatte er fast geschrien.
    »Was hat Dworka erzählt?«
    »Sie hat nichts gesagt, ich war es, der geredet hat.«
    »Was haben Sie gesagt? Was denken Sie? Sagen Sie mir, was Sie denken.«
    »Ich fühle mich nicht wohl«, sagte Mojsch zitternd.
    »Sagen Sie mir, was Sie denken.«
    Mojsch legte sich die Hände unter die Brust. Sein Gesicht wurde grau.
    »Glauben Sie, daß Dworka zu Ihrem Vater gegangen ist?«
    »Ich weiß schon nicht mehr, was ich denken soll«, sagte Mojsch mühsam. »Sie wissen ja gar nicht, was das alles für mich bedeutet.«
    »Erklären Sie es mir«, sagte Michael, einen Satz, den er schon unzählige Male in ähnlichen Situationen gesagt hatte.
    »Sie hat nicht die Wahrheit gesagt. Sie haben sie ein paarmal in meiner Anwesenheit gefragt. Sie haben sie auch alleine befragt, das weiß ich, so wie Sie hier alle verrückt gemacht haben. Ich habe sie gefragt. Mein Vater

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