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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Gegengift und nach der Zeitspanne, die es braucht...«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Awigail mit einer spröden, harten Stimme. »Ich weiß genau Bescheid, und alles ist vorbereitet.«
    »Dann bleib am Telefon und warte. Geh ja nicht weg, damit wir dich sofort erreichen können.«
    »Was macht dich so sicher, daß wir kurz vor der Lösung stehen?« fragte Awigail, suchte in ihrem Schrank und holte eine Einwegspritze in einer durchsichtigen Hülle heraus.
    Er beobachtete ihre flinken Bewegungen und mußte sich zurückhalten, näher zu ihr zu treten. »Wir haben doch schon eine halbe Nacht darüber gesprochen. Ich habe gedacht, du weißt, wovon ich rede.«
    »Wie war die Sitzung?« fragte Awigail und verstaute die Spritze samt einem kleinen Fläschchen in einer Tasche ihres Kittels.
    »Ist es da sicher, in deiner Tasche?« fragte Michael.
    »Was soll das heißen, sicher?«
    »Fällt es nicht raus?«
    Awigail schüttelte den Kopf. »Ich werde weder springen noch hüpfen«, sagte sie, ohne zu lächeln. Dann, verlegen: »Ich glaube, du hast dich in einen Wirbel hineingesteigert und glaubst, daß es schnell geht, weil du darauf angewiesen bist, daß es schnell geht. Heute war eine Journalistin bei mir.«
    »Von wo?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Von irgendeiner Zeitung aus dem Negev. Sie will eine Sensation. Wenn der Fall gelös t ist, will sie die erste sein, die mich interviewt.« Awigail kicherte.
    »Warum dich?«
    »Oh, weil ich eine Krankenschwester bin. Und weil in einem Kibbuz die Krankenschwester alles weiß.«
    »Was hast du ihr gesagt?«
    »Daß ich an diesem Morgen viele Patienten hätte und keine Zeit, sie solle mir ihre Telefonnummer dalassen. Ich war nett zu ihr, weil ich sie nicht reizen wollte. Ich hatte Angst, sie könnte etwas herausbekommen.«
    »Wer war heute morgen bei dir?«
    »Ach, wie üblich. Außer Dave, der gerade hier war, als du angerufen hast. Er hat gesagt, daß Jankele vor einem Schub steht. Was war bei der Teamsitzung?«
    Michael warf einen Blick auf seine Uhr und beschrieb in ein paar kurzen Sätzen, worum es bei der Sitzung gegangen war. Awigail verzog nachdenklich das Gesicht, und als er schon fast an der Tür war, sagte sie: »Ich denke, daß es gute Gründe für dein Mißtrauen gegen Jojo gibt.«
    »Jetzt fällt dir das ein?« fragte Michael. »Das ist ein alter Hut. Passé. Nicht mehr aktuell.«
    »Du erzählst mir ja nicht, was dort bei euch los ist«, sagte Awigail gekränkt.
    Michael nahm die Hand von der Klinke und sagte: »Warum hast du jetzt an Jojo gedacht?«
    »Weil er sehr viel über antipsychotische Medikamente weiß. Mir ist schon vorher aufgefallen, daß er Kontakt zu einer psychisch kranken Person haben muß. Das war vor ein paar Tagen, als wir über Jankele gesprochen haben. Ich habe mich gefragt, woher ein Buchhalter über Antipsychotika Bescheid weiß.«
    »Warum war er plötzlich so unvorsichtig?« fragte Michael mißtrauisch.
    »Wenn Leute zur Ambulanz kommen, sind sie durcheinander – und sie wollen, daß man etwas über sie weiß«, sagte Awigail nachdenklich.
    »Du gehst hier nicht weg«, sagte Michael, »ich muß mich darauf verlassen können.«
    »Das kannst du«, sagte Awigail. »Aber denk dran, es muß nicht alles so laufen, wie du es willst, nur weil heute Montag ist.«
    Mit schnellen Schritten lief Michael zum Sekretariat. Die Luft war glühend heiß, und seine Fußsohlen brannten. Die asphaltierten Wege und sogar die Rasenflächen strahlten Hitze aus. Kein Mensch war zu sehen. Erst um vier, das wußte Michael, würden die ersten Kinder auftauchen, auf dem Weg zu ihren Eltern. Und um fünf würden sich die Leute auf den Rasenflächen niederlassen, auf denen sich jetzt die Rasensprenger drehten und feine Wasserstrahlen versprühten, die sofort von der trockenen Luft aufgesogen wurden.
    Mojsch saß an seinem Schreibtisch. Er schaute Michael mit einem verzweifelten, verlorenen Blick entgegen.
    »Was ist los?« fragte Michael. »Und sagen Sie es jetzt ohne Theater. Wir haben keine Zeit für Spielchen.«
    Mojsch machte den Mund auf, brachte aber kein Wort heraus.
    »Es fällt Ihnen schwer«, sagte Michael und sah zu, wie Mojsch die Hände vors Gesicht legte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mojsch mühsam.
    Michael versuchte es mit einem Angriff. »Es ist jetzt nicht die rechte Zeit für einen Zusammenbruch. Sie wissen doch, daß Jojo noch immer in Haft ist? Wir werden ihn nicht so schnell gehen lassen.«
    Mojsch schwieg.
    »Vielleicht sollte ich genauer

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