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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sein. Mit seinem Ulkus und allem.«
    »Aber ich war mir sicher. Ich habe mich an die Symptome erinnert, die Kestenbaum beschrieben hat«, wandte Michael ein. »Und ich habe mich auf meinen Geruchssinn verlassen.«
    »Vielleicht hätten wir dieses Risiko nicht eingehen dürfen«, sagte Awigail.
    »Hatten wir denn eine Wahl?« fragte Michael.
    Von draußen waren Stimmen zu hören. Das Telefon klingelte.
    »Wo steckst du denn?« fragte Michael wütend in den Hörer. »Sag mir sofort, wo du bist.« Er lauschte und murmelte von Zeit zu Zeit ein »Aha«.
    Nun betrat das Notarztteam das Zimmer, ein Team, das Awigail aus der Klinik gerufen hatte. »Wir haben eine Viertelstunde gebraucht«, sagte der Arzt. Und nachdem er Mojsch untersucht hatte,, fügte er hinzu: »Wenn ihr kein Atropin gehabt hättet, wäre er jetzt mausetot.«
    Michael Ochajon legte den Hörer auf. »Ich muß weg«, sagte er zu Awigail. »Bleib du hier am Tatort, bis die Spurensicherung da ist. Hier ist ein Verbrechen passiert, und nur durch ein Wunder ist niemand gestorben.«
    »Wohin gehst du?«
    »Zu Dworka«, sagte Michael.
    Machluf Levi erwartete ihn dort. Er saß Dworka gegenüber in dem Sessel mit den dünnen Beinen und ließ sie nicht aus den Augen.
    »Er wäre fast gestorben«, sagte Michael wütend.
    »Ich habe dort gestanden, wie wir gesagt haben. Ich sah sie hineingehen. Und dann habe ich sie durch das Badezimmerfenster gehört. Was hat sie dort zu suchen, habe ich gedacht, es gibt nur eines, was sie dort zu tun hat. Ich stand auf dem hohen Stein, den wir gestern hingelegt haben. Das Badezimmerfenster war offen, sie war überhaupt nicht vorsichtig. Aber hineinschauen konnte ich nicht. Doch ich bin ihr dann gefolgt und habe sie hier erwischt, in ihrem Zimmer. Sie sagte kein Wort. Ich habe ihr fast mit Gewalt eine kleine Flasche aus der Tasche geholt, wie eine Flasche mit Nasentropfen. Hier.« Er hielt Michael eine Plastiktüte hin, in der sich eine kleine Flasche befand. »Ich habe mir gesagt, Mojsch ist die ganze Zeit mit Ihnen zusammen, deshalb habe ich sie nicht allein gelassen.«
    Als er sah, daß Michael noch immer wütend war, fügte er hinzu: »Ich habe gedacht, daß er bei Ihnen in Sicherheit ist. Woher hätte ich wissen sollen, daß Sie ihn allein lassen? Haben Sie mir gesagt, ich soll sie festnehmen? Haben Sie mir gesagt, ich soll ihr folgen? Sie haben mir gar nichts gesagt.« Er hob den Kopf. »Ich mußte ihr folgen, denn Baruchs Walkie-Talkie hatte den Geist aufgegeben, ich habe ihn nicht erreichen können. Ich hatte Angst, daß er vielleicht nicht dort ist und daß sie uns durch die Lappen geht. Daß sie sich was antut. Aber wir haben sie gerade noch erwischt. Und das mit Srulke hat sie nicht getan, sie hat nur die Flasche mit dem Parathion an sich genommen.«
    Michael nahm die kleine Flasche in die Hand. Plötzlich fiel ihm ein, an wen ihn Dworka erinnerte. An Livia aus der Fernsehserie »Ich, Claudius«. An die ruchlose Großmutter, die mehrere ihrer Familienmitglieder vergiftet hatte und nach ihrem Tod als Gottheit verehrt werden wollte. Er hatte keine Angst mehr vor ihr. Dworka senkte die Augen.
     
    Erst nachdem sie weggebracht worden war – Machluf Levi hatte sie fest am Arm gepackt, als er sie unauffällig abführte – kamen die Leute von der Spurensicherung herein. Von hier gingen sie zu Mojschs Zimmer. »Zum Glück ist sonst niemand da«, sagte einer der Männer. »Wo ist die Familie?«
    »Sie sind heute morgen zum Strand gefahren«, sagte Michael. Von seinem Platz neben der Tür aus sah er Awigail langsam den Asphaltweg entlangggehen. Sie hatte noch immer ihren Schwesternkittel an.
    »Ich begleite dich zu deinem Zimmer«, sagte er, als er sie eingeholt hatte. »Du kannst anfangen zu packen. Es sei denn, du willst hierbleiben, bis eine Ablösung kommt.«
    »Noch nicht mal eine halbe Stunde länger, als ich muß«, sagte Awigail. »Ich habe das Meine hier getan.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Er wird gesund werden«, sagte Awigail. »Sie haben ihm den Magen ausgepumpt und alles. Sie hat wirklich eine ordentliche Portion eingefüllt.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Mojsch hat es gewußt. Er hat gewußt, daß sie es war.«
    »Ja«, sagte Michael und trat nach einem Stein.
    »Es muß ihn verrückt gemacht haben«, sagte Awigail. »Ist es eigentlich absolut sicher, daß Srulkes Tod ein Unfall war?«
    »Es scheint so«, sagte Michael.
    »Ich verstehe nicht, warum Mojsch geschwiegen hat«, sagte Awigail.
    »Er wollte sie

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