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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Bachar blickte Michael an, zog aus der Innentasche seiner Windjacke ein Schweizer Taschenmesser und klappte eine der Klingen aus. »Ich mache auf«, sagte er in warnendem Ton, und Efraim Benesch gehorchte seiner Stimme und wich zurück.
    »Offen«, verkündete Eli Bachar einen Augenblick später und legte vorsichtig den Metallbeschlag, der das Schlüsselloch umgeben hatte, auf dem Boden ab. Erst dann rückte er zur Seite und ließ Efraim Benesch eintreten. In dem Spalt zwischen seinem Körper und dem Türrahmen, im Licht der Nachttischlampe neben dem Bett, sah Michael nur die weißen nackten baumelnden Beine im Zentrum des Raumes, dessen Jalousien heruntergelassen waren. Von gelblichem Licht gefärbt pendelten sie erleuchtet und wieder verdunkelt fast bis zu der alten Holzleiter zurück, die dort aufgestellt war. Wegen Efraim Beneschs großem Leib, der ihm rückwärts in die Arme stürzte, kam er nicht mehr dazu, den Kopf zur hohen Decke zu heben, zu dem Schatten, der sich hierhin und dorthin bewegte.
    Er bettete Efraim Benesch auf den geblümten Teppich und rang einen Augenblick mit sich, ob er versuchen sollte, ihn aus seiner Ohnmacht aufzuwecken, bis Eli zu ihm sagte: »Halt die Leiter für mich unten fest, sie ist ziemlich im Arsch.« Erst als er mit seinem ganzen Körpergewicht auf dem unteren Teil der Leiter lehnte, hob er den Blick empor, und während Eli schnell die knarzenden Sprossen hinaufkletterte, sah er den eisernen Haken, der mitten in der Decke steckte – auch in seiner neuen Wohnung gab es so einen, und wenn er nicht, wie Linda gesagt hatte, zum Aufhängen von Petroleumlampen oder zum Trocknen von Knoblauch und Pepperoni benutzt worden war, dann hatte er sicher zum Aufhängen großer Fleischstücke nach dem Schlachten gedient. Er sah auch die Wäscheleine aus Kunststoff, die leuchtend weiß herabhing, und darunter das bläulich schwarz verfärbte Gesicht von Klara Benesch und ihre rosa Zunge, die aus dem Mund herausquoll. »Hilf mir, sie runterzuholen«, stöhnte Eli Bachar von oben auf der Leiter, die zu schwanken begann, nachdem er die Leine durchgeschnitten hatte und die Leiche in seinen Armen hielt, »sie ist schwer wie ...«, schnaufte er, während Michael die Füße ergriff, »schwer wie tot ... wie viel Zeit ist von unserem Te lefonat bis jetzt vergangen?«, murmelte er vor sich hin, als sie die Leiche auf die rosa Bettdecke legten. Sie war nicht kalt wie so manche anderen Leichen, und einen Moment hätte man fast denken können, es sei noch Leben in ihr, wäre nicht das blau angelaufene, verzerrte Gesicht gewesen, die offenen Augen mit dem Ausdruck blanken Entsetzens und der gebrochene, lose Hals. Michael wandte den Kopf ab, bevor Übelkeit in ihm aufwallte.
    »Schau dir bloß an, wie sie das alles arrangiert hat, das kann nicht wegen meinem Anruf gewesen sein, sie muss das schon vor her geplant haben«, sagte Eli Bachar, der das Zimmer musterte, während Michael zum Telefonhörer neben dem Bett griff und einen Krankenwagen alarmierte. »So etwas macht man nicht innerhalb einer Minute«, fuhr Eli fort, »das braucht Vorbereitung.« Als er sich anschließend wieder über das Bett beugte und mit sinnloser Hartnäckigkeit Anzeichen eines Pulsschlags an der Hand und dem Hals von Frau Benesch zu entdecken bemühte, zog Michael das Mobiltelefon aus Elis Gürtel und alarmierte auch die Spurensicherung.
    »Zu spät«, murmelte Eli und ließ auch Klara Beneschs linke Hand fallen, »es ist über eine halbe Stunde vergangen, seit ich mit ihr gesprochen habe, vielleicht sogar schon eine Stunde, sie ist offenbar sofort danach losmarschiert und ... keine Spur von irgendeinem Brief, einem Zettel, irgendwas«, beklagte er sich und schaute sich um.
    Michael kniete sich nun neben Efraim Benesch, klopfte ihm auf die Wangen und rief: »Herr Benesch, Herr Benesch, Efraim«, während Eli Bachar das Doppelbett umrundete und die Kommode daneben untersuchte. An einer kleinen Schmuckschatulle, auf der, schlangenförmig zusammengeringelt, eine weiße Perlen kette zu einem Haufen aufgetürmt lag, ragte eine goldene Schließe in die Höhe, und erst da gewahrte er das Buch, das neben dem Kästchen lag. »Ich weiß nicht, welche Sprache das ist, vielleicht Deutsch«, begann Eli Bachar verwundert zu blättern, »aber da ist auch kein Zettel drin.« Im Licht der Nachttischlampe zog er Schubladen auf, spähte unters Bett, und als Efraim die Augen auf schlug und mit verschwommenem Blick in Michaels Gesicht sah, öffnete Eli

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