Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
kann nicht ...«, setzte Efraim Benesch wieder an und ver stummte entsetzt, als die Türklinke knirschte. Eli Bachar stand im Eingang. »Komm mal einen Moment«, sagte er zu Michael, der ihn fragend ansah, »komm schnell einen Moment mit raus.«
Michael zögerte kurz und erhob sich dann, wobei er sich fragte, ob es sein konnte, dass ihn Eli wegen dem, was vorher zwischen ihnen vorgefallen war, auf diese Art aus einem Gespräch mit dem Vater eines Mordverdächtigen herausholte, doch Eli beharrte angesichts seines kritischen Blicks: »Es kann nicht warten.« Michael legte seine Hand auf Efraim Beneschs Arm: »Nur eine Sekunde bitte«, und damit eilte er hinaus.
»Die Ergebnisse sind da«, sagte Eli Bachar in einem Ton, als berichte er, dass sich das Wetter gebessert habe, obgleich der Regen immer noch strömend an das Fenster im Gang schlug, neben dem sie standen. »Es ist, wie ich mir’s gedacht habe. Das Baby ist von ihm.«
»Von Joram Benesch?«, fragte Michael. »Ganz sicher?«
»Eindeutig«, erwiderte Eli, »und ich habe schon seine Mutter angerufen und sie gebeten herzukommen, aber sie sagte, sie könne nicht, sie fühle sich nicht gut, sie hatte eine Stimme ... als ob sie schon wüsste ... ich habe sie gefragt, wo der Sohn ist, und sie sagte, er sei hier, zu Hause, aber ich bin mir sicher, das sie allein war ... ich sagte, wir seien auf dem Weg zu ihr. Ich habe nicht gesagt, dass der Vater hier ist, ich wollte nicht ... ich habe das Gefühl ...«
»Wir nehmen ihn mit«, bestimmte Michael, »wir beide nehmen ihn jetzt mit, und dort, zu Hause, wenn die drei beisammen sind ... dann wird einiges noch klarer werden.« Einen kurzen Moment schwankte er, ob er Eli etwas von der Beichte des Vaters sagen sollte, doch dann öffnete er stattdessen die Tür und trat zu dem großen, massigen Mann, der mit hängenden Schultern dasaß. »Kommen Sie, Herr Benesch«, sagte er zu ihm, »kommen Sie, wir bringen Sie nach Hause, wir haben ein paar nicht so gute Nachrichten ...«
»Ist meiner Frau etwas passiert?«, erschrak Efraim Benesch, fuhr von seinem Stuhl hoch und breitete die Arme aus, »sie hat sich in der Nacht nicht so gut gefühlt, diese ganzen Sachen mit ihrem Blutdruck und dem Herzen ... ist ihr etwas zugestoßen?«
»Ihrer Frau geht es gut«, versicherte Michael, »aber wir haben die Ergebnisse aus dem Labor, und es sieht, so fürchte ich, nicht sonderlich gut für Sie aus.«
»Der genetische Test«, nickte Efraim Benesch, »es ist sein Kind, ist es das?«
Michael nickte, und ohne weitere Worte marschierten die drei zusammen den Gang entlang, Eli Bachar an der Spitze, dahinter Efraim Benesch und als Schlusslicht Michael, den rötlichen breiten Nacken vor Augen, in dessen Falten Schweißperlen glänzten. Während sie sich dem Wagen näherten, wirkte Efraim Benesch völlig hilflos; er wandte seinen Blick zu dem Gebäude, als sähe er es zum ersten Mal, hob seine Augen zur Kuppel der russischen Kirche empor und versank danach mit einem langen, geräusch vollen Seufzer im hinteren Sitz. »Allmächtiger«, murmelte er und drückte sich zusammengekauert noch mehr in den Sitz, während Eli Bachar den Toyota anließ und mit kreischenden Reifen zurückstieß.
»Es ist nicht genug Luft in den Reifen«, kommentierte Eli, »er innere mich doch daran, dass ich sie auffülle.«
Siebzehntes Kapitel
»Es ist abgesperrt, vielleicht ist sie nicht zu Hause«, sagte Efraim Benesch verwundert und zog mit zitternder Hand einen Schlüsselbund aus der Hosentasche. Er betastete ängstlich einen der Schlüssel und steckte ihn schließlich mit entschiedener Bewegung ins Schloss. Michael folgte ihm ins Wohnzimmer, und von dort in die Küche und ins Bad, und sah, wie sehr er bemüht war, die panische Hektik seiner Bewegungen zu zügeln, während sich Eli Bachars Schritte in Richtung der restlichen Räume entfernten. Vom anderen Ende der Wohnung her ertönte ein Ruf, genau in dem Moment, als ihnen im Spiegelschränkchen im Bad für eine Sekunde ihre beiden Gesichter entgegensahen. »Hier gibt es ein abgesperrtes Zimmer«, hörten sie Eli Bachar rufen. Sie stürzten sofort auf den dunklen Gang hinaus.
»Das ist unser Schlafzimmer«, sagte Efraim Benesch mit zitternder Stimme, »wir sperren es nie ab.« Er drückte einige Male die Klinke herunter, versuchte, die Tür mit seiner Schulter aufzustoßen, und rief panisch: »Klara, Klara, mach auf, Klara, ich bin’s, nur ich.« Aus dem verschlossenen Zimmer drang kein Laut. Eli
Weitere Kostenlose Bücher