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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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paar Tagen musste er … ihr war irgendein Medikament ausgegangen … er hat alles liegen und stehen lassen, mitten in seiner Reportage … und ist hingerannt …«
    »Welches Medikament?«, erkundigte sich Michael.
    Sie sah ihn überrascht an. »Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie dann, »was spielt das für eine Rolle? Irgendwas fürs Herz, ich erinnere mich nicht, nur dass es etwas Dringendes war, ich … ich war rein zufällig bei ihm im Zimmer, als sie ihn anriefen, und so habe ich mitgekriegt … egal, ich sage Ihnen – er ist einfach ein wunderbarer Mensch.«
    »Und Benni Mejuchas?«
    »Ihn kenn ich nicht so … aber er ist Rubins bester Freund, also ist er sicher …«
    »Und Chefez?«, fragte Michael weiter.
    »Chefez …« Natascha verdrehte die Augen. »Der ist was anderes.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Er ist einer, der … ich kann’s Ihnen nicht sagen, er ist kein einfacher Mensch, das ist nicht wie … die Leute werden Ihnen nur von seinen Ambitionen erzählen, aber er kann schon auch ein Mensch sein … beteiligt, warm. Ich habe nicht umsonst mit ihm … kurz, es ist kompliziert.«
    »Sie hatten enge Beziehungen miteinander«, bemerkte Michael, »intime, könnte man es sogar Liebesbeziehungen nennen?«
    »Könnte man nicht«, stellte Natascha fest. »Ich habe ihn nie geliebt. Nicht einmal eine Sekunde … er war nur … ich habe … es war wie … wenn jemand Älterer und so Wichtiger mich quasi so ernst nimmt? Dann kann ich nicht, sozusagen … quasi gleichgültig bleiben …«
    »Quasi oder wirklich?«, fragte Michael.
    »Was?« Sie war verwirrt.
    »Sie ernst nimmt«, erklärte er.
    »Was glauben Sie?«, fragte sie spöttisch. »Einer, der zweimal so alt ist wie ich, Direktor der Nachrichten, seit einer Million Jahren verheiratet, mit großen Kindern, kann mich der ernst nehmen?«
    »Sie glauben nicht, dass sich jemand wirklich in Sie verlieben könnte?«, fragte Michael.
    Sie blickte ihn lange an, bis sie die Augen senkte und sagte: »Ich weiß überhaupt nicht, was das ist … so wie … was es heißt, wenn einer eine liebt. Was sagt das überhaupt?«
    »Und was ist mit Schraiber? Der sich um Sie sorgt und sich für Sie in Schwierigkeiten verwickeln lässt?«
    »Das …«, murmelte sie verlegen, »das ist Sorge … wegen … Mitleid quasi? Oder sogar, sagen wir mal … Schraiber ist einfach einer mit einem goldenen Herzen, so wie, na ja so … das hat überhaupt nichts mit Liebe zu tun.« Sie legte ihren Kopf auf die Arme. »Ich bin todmüde«, sagte sie mit matter Stimme, »wenn Sie von mir irgendwas Schriftliches wollen, dann lassen Sie uns das jetzt machen, bevor ich hier am Tisch einschlafe.«
     
    Um sechs Uhr morgens, als der Himmel noch vollkommen dunkel war und der Regen wieder begann, befanden sich auch Balilati und Schraiber schon in Michaels Büro. Sie verrührten den Zucker im Kaffee, und Balilati spitzte die Ohren, als er rennende Schritte auf dem Gang hörte, Geräusche von Funkgeräten und Sirenen von Polizeieinsatzwagen.
    »Was ist jetzt wieder los?«, fragte Balilati. »Rufen Sie Ihren Abhördienst an und ich den meinen, schauen wir doch mal, wer als Erster dort ist«, sagte er provozierend zu Schraiber.
    »Kein Empfang hier, was?«, murmelte Balilati und trat auf den Gang hinaus – Schraiber ebenso, und beide kehrten sie nach wenigen Minuten zusammen zurück.
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Balilati. »Wie … wie sagst du immer?«, wandte er sich an Michael. »Wie du sagst – die Wege des Herrn sind wunderbar.«
    »Das ist nicht genau das, was ich sage«, entgegnete Michael.
    »Okay, okay, wie dann?«
    Michael seufzte.
    »Okay, entschuldige, ›die Wunder nehmen kein Ende‹, das sagt er immer, hören Sie das?«, fragte er Schraiber.
    »Die Armen«, sagte Schraiber, »die armen Frauen.«
    »Was? Was ist passiert?«, fragte Natascha und zog einen hohen Stiefel über die Wollsocke hoch.
    »Die Frauen der entlassenen Fabrikarbeiter von ›Cholit‹«, antwortete Schraiber.
    »Was ist mit ihnen?«, fragte Natascha.
    »Sie … sie sind in echten Schwierigkeiten«, sagte Balilati und kratzte sich an der Stirn. »Ich versteh sie ja, aber sie sind ziemlich in Schwierigkeiten … Hören Sie das? Sämtliche Betriebsfahrzeuge, so an die sieben Laster …«
    »Was haben sie denn gemacht?«
    »Ich werde Ihnen sagen, was sie gemacht haben«, antwortete ihr Balilati, »sie haben sie geklaut, die Fabriklastwagen genommen, sieben Laster … allein das … und dann haben sie sie mit

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