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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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auf den Korbschemel. Schraiber stellte sich an den Eingang. Michael lehnte an der Tischkante, hob hin und wieder den Blick zu dem grünlich schwarzen Himmel und der Turmspitze auf dem Druck über dem Bett und lauschte geistesabwesend den Fragen, die Balilati Natascha stellte.
    »Ich versteh nicht«, bohrte Balilati nach, »zuerst haben Sie das Material auf Kassette von wem gekriegt?«
    »Von einer Frau, ich kenne sie nicht.«
    »Aber er hat gesagt«, Balilati wies mit dem Kopf auf Schraiber, »dass auch vorher, heute Abend, da noch eine Frau war? Auch eine Orthodoxe, sie hat auch auf Sie gewartet, mit noch … sie hat ihm noch eine Kassette gegeben, stimmt das?«
    Natascha schwieg.
    Balilati blickte Schraiber an. »War das die gleiche Frau?«
    Schraiber verzog die Lippen mit einem Ausdruck – woher soll ich das wohl wissen?
    »Sie antworten mir nicht?«, fragte Balilati Natascha erzürnt.
    »Sie kann nicht die Quellen von etwas preisgeben, das noch nicht …«, erklärte Schraiber.
    »Sagen Sie mal, lernen Sie denn überhaupt nichts dazu?«, fragte Balilati. »Sie haben doch schon gesehen, dass man Sie in die Pfanne haut, oder?«
    »Das ist nicht dieselbe Sache jetzt«, antwortete Natascha zu guter Letzt und rieb sich das blasse Gesicht. Für einen Moment breitete sich ein Hauch von Rosa auf ihrer dünnen, durchscheinenden Haut aus, und ein widerspenstiges Aufblitzen durchzuckte das unschuldige Blau ihrer Augen, als sie ihn anblickte und sagte: »Ich hab’s Ihnen doch gesagt – jetzt ist es etwas anderes.«
    »Na gut«, seufzte Balilati, »was soll ich Ihnen sagen, jeder macht sich selber sein Bett, war’s nicht so? Sagen Sie bloß nachher nicht, ich hätte es Ihnen nicht gesagt.« Er wandte sich an Michael: »Ich entlasse bloß Jossi Cohen, nehme von ihm« – er deutete auf Schraiber – »die Kassette mit, die er von diesem Ding da«, er schauderte, »gefilmt hat, von so was hab ich echt noch nie gehört, und dann können wir los. Kommen Sie mit«, sagte er zu Schraiber, und die beiden verließen das Zimmer.
    »Vielleicht sollten Sie wirklich für einige Tage von hier weg«, sagte Michael und blickte sich um, »sogar, wenn wir annehmen, dass keine wirkliche Lebensgefahr besteht, lohnt es sich nicht, heimzukommen und so etwas jeden Abend vorzufinden.«
    Natascha schüttelte die Decke ab, streckte ihre Beine, setzte sich auf dem Bett auf und blickte ihn an. In dem Blau, das ihm entgegensah, lag vollkommene Unschuld, doch die Ränder ihrer langen, schmalen Lippen, die sich nun mit einer Art widerspenstigem Eigensinn zusammenzogen, verliehen ihrem Gesicht einen bitteren, reifen Ausdruck. Sie schüttelte ihre Beine aus – trotz der Kälte war sie barfuß, und ihre Stiefel und Wollsocken lagen am Fußende des Bettes auf dem Boden –, und er betrachtete ihre bloßen, schmalen Fußsohlen. Sie hatten etwas herzergreifend Zartes und Verletzliches.
    Sie senkte den Kopf und studierte den nackten Steinboden. »Ich verstehe nicht, was Sie sich so aufregen, man könnte meinen, Sie hätten noch nie … schließlich sieht man bei Ihnen doch die ganze Zeit nur Leichen von Menschen, und das war schließlich bloß …«
    »Richtig«, stimmte ihr Michael zu. »Es ist die Überraschung«, grübelte er laut. »Wenn man gerufen wird, um sich eine Leiche anzusehen – dann weiß man, was man zu sehen bekommen wird. Das hier ist etwas, das gehört nicht hierher … Sie wollen uns nichts sagen? Vielleicht geben Sie mir nur den Anfang eines Fadens?«
    »Ich kann nicht«, wehrte Natascha ab, »es ist zu … nicht bis … es ist generell kriminell.«
    »Was ist kriminell?«
    »Das, wo ich dahintergekommen bin.«
    »Und niemand außer Schraiber weiß es?«
    »Arie Rubin weiß es«, bekannte sie nach einigem Zögern, »aber er befasst sich selber mit Sachen … auf ihn kann ich mich verlassen, er hat keinen Gott – er fürchtet sich vor niemandem.«
    »Aber er hat jetzt nicht so sehr den Kopf dafür, mit dem Tod von …«
    »Rubin hat immer für alles den Kopf«, unterbrach ihn Natascha, »Rubin ist … denken Sie, nur weil Tirza tot ist, hört er zu arbeiten auf? Momentan ist er auch mit seiner Reportage über die Ärzte und mit dem Film von Benni Mejuchas beschäftigt …«
    »Hören Sie mal, Herzchen«, trompetete Balilati vom Eingang her, »hier bleiben – Sie bleiben nicht da, verstanden?«
    Natascha schwieg.
    »Können Sie nirgends hingehen? Familie, Verwandte, Freunde?«
    »Ist nicht«, mischte sich Schraiber ein, »sie steht

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