Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
so vorbei, um nachzuschauen … Sie wissen, wie das ist, ich bin, wie soll man das sagen, nicht gerade hässlich, und seine Frau … nun gut, ich habe Erfolg bei den Männern, aber mit Zadik hatte ich überhaupt nichts, das … verstehen Sie mich? Aber man kennt sich, so fünfzehn Jahre oder so, ich war die Sekretärin von noch drei anderen vor ihm, ich hatte nie etwas mit meinen Chefs … ich bin prinzipiell dagegen, da kommt bloß Ärger dabei raus … und Zadik, wir kannten uns schon, als er noch ein normaler Reporter war … ich war … egal, nicht mehr wichtig, er hat darum gebeten, um halb acht – Winter, draußen alles schwarz, Regen und das alles, im Radio haben sie schon Staus durchgesagt, aber noch nichts von diesen Frauen von der Fabrik, und mein Auto ist nicht angesprungen und dann doch, am Schluss musste mir ein Nachbar schieben helfen, aber ich war um halb acht da, exakt, Sie können das auf meiner Karte überprüfen, ich habe sie gestempelt – sieben siebenunddreißig. Ich kam … ich bin von hinten gekommen, ich habe so eine Strecke … keine Staus, aber ich habe mitgekriegt, dass man nicht in die Stadt hineinfahren kann, wegen der Flaschen – sagen Sie, wie haben die das gemacht? Einfach so, mitten in der Nacht, und sie sind ja keine kleinen Mädchen, die ganzen Lastwagen zu holen … alle Achtung, was soll ich Ihnen da sagen? –, alle Achtung, die ganzen Flaschen auf der Kreuzung auszukippen und zu zertrümmern, Respekt, wirklich wie in Napoli … egal, nur Probleme werden die davon haben … um halb acht bin ich also da, draußen alles schwarz, Regen, Winter und das alles, und hier – Sie wissen ja, es sind immer Leute da, nicht nur der Sicherheitsposten und die vom Mithördienst, es gibt … auch die Cafeteria ist schon … ich bin gegangen und hab Kaffee geholt und einen frischen, warmen Krapfen, nicht für mich, ich bin auf Diät, ich habe ihn Zadik gebracht, auch ihm würd’s nicht schaden, ein bisschen abzunehmen … aber egal, jetzt ist das schon nicht mehr … entschuldigen Sie, dass ich weine, ich hab das nicht unter Kontrolle, das sind die Pillen oder die Spritze, oder was immer man mir dort gegeben hat … ich erzähle es Ihnen ja so, wie Sie gebeten haben, in allen Einzelheiten, aber es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren … wo es mir so wichtig ist, Ihnen zu helfen …«
Aviva schwieg einen Moment und blickte Michael mit angespannter Erwartung an.
»Ich sehe, dass es Ihnen wichtig ist«, sagte er rasch, »ich weiß auch, wie schwer es für Sie ist, und wir wissen das wirklich sehr, sehr zu schätzen.«
Sie holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll wieder aus. »Sie haben alle Einzelheiten verlangt«, sagte sie in vorwurfsvollem Ton, »also braucht es seine Zeit.«
»Wir haben alle Zeit, die nötig ist«, antwortete Michael beruhigend, wobei er alle väterlichen Untertöne in seiner Stimme mobilisierte, zwar gerne, aber dennoch angestrengt, »und Sie erinnern sich ganz hervorragend, man sieht, dass Sie ein sensibler Mensch sind.«
Ein Anflug von Zufriedenheit huschte über ihr Gesicht, und wie um ihn zu verbergen, seufzte sie und fuhr rasch fort: »Um acht kam schon der Mann von der Haustechnik, von der internen Gebäudeinstandhaltung, schon seit einer Woche bettle ich … Sie wissen, wie das ist … man bittet sie zu kommen und sie sagen, in einer Stunde – und keiner kommt. Du rufst wieder an und das Gleiche noch mal, und was sagen sie dir am Ende? Sie sagen dir – sei nicht lästig, Aviva, werd nicht lästig, verstehen Sie? Bei denen läuft’s nicht – und du bist lästig. Kommt der Techniker, ein Elektriker, muss was an der äußeren Wand von Zadiks Zimmer machen, da ist Feuchtigkeit, es hat die elektrische Leitung erwischt, ein Kurzer … schon vor einer Woche hab ich ihn angerufen, aber die von der Technik – wenn du nicht … egal … ein neuer Elektriker, ein netter Kerl, ich hab ihn vorher nicht gekannt, sieht ziemlich jung aus, nicht älter als dreißig und noch was … mit Ring … wer nett ist, ist immer schon verheiratet … er kommt also, um acht, kommt rein, nicht genau um acht, vielleicht fünf nach acht, ich kann Ihnen die ganzen Zeiten nicht genau auf die Minute angeben, ich wusste ja nicht, dass ich nachher dann … egal, er kommt und fängt zu arbeiten an – und wie er anfängt, reißt Zadik die Tür auf und schreit: ›Was soll das? Seid ihr wahnsinnig geworden? Sofort aufhören!‹ So war das – Zadik schreit mich an und schreit ihn an.
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